Geschäfte in Europa und Deutschland hinken hinterher

Dell wächst weltweit schneller als der Markt

27.08.1999
MÜNCHEN (CW) - PC-Direktanbieter Dell Computer konnte für das zweite Quartal 1999 erneut gute Geschäftszahlen vorlegen. Dank eines intakten Internet-Vertriebsmodells steigerte Dell Umsatz und Gewinn stärker als der Wettbewerb. Allerdings liefen die Geschäfte in Europa schlechter als in den USA oder in Asien.

Im vergangenen Juli setzte Dell täglich Rechner im Wert von 30 Millionen Dollar über das Web ab - das entspricht fast 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Einnahmen beliefen sich im zweiten Quartal 1999 auf insgesamt 6,1 Milliarden Dollar, 42 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 1998. Der Gewinn stieg um 47 Prozent auf 507 Millionen Dollar. Das entspricht einem Ertrag von 19 Cent je Aktie. Analysten an der Wallstreet hatten im Durchschnitt 17 Cent je Anteil prognostiziert.

Enterprise-Geschäft gewinnt an Bedeutung

Besonders stark legte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge im Consumer-Markt sowie im Geschäft mit Kleinunternehmen und Behörden zu. Dabei erzielte Dell im Desktop-Segment 60 Prozent seines Umsatzes, das Wachstum lag jedoch mit 26 Prozent unter dem Durchschnitt der Gesamtbilanz. Das Notebook-Geschäft, das 24 Prozent zum Hardware-Umsatz beitrug, wuchs um 49 Prozent und verspricht Unternehmensangaben zufolge weiter gute Verkaufszahlen. Bei Servern, Workstations und Speicherprodukten, die 16 Prozent zum Produktgeschäft beisteuerten, verzeichnete Dell einen 85prozentigen Anstieg - damit blieb der PC-Hersteller in diesem Markt leicht hinter der Wachstumsquote des ersten Quartals 1999 zurück.

Bei aller Euphorie um die guten Verkaufszahlen und das branchenweit einzigartige Internet-Vertriebsmodell dürfte die starke Abhängigkeit vom Desktop-Markt im US-Headquarter Nachdenklichkeit aufkommen lassen. Hier ist die Gewinnspanne besonders niedrig: Dell mußte US-Medienberichten zufolge den Durchschnittspreis je Rechner von 2300 auf 2200 Dollar senken.

Hinzu kommt, daß Analysten einen Boom für PCs unter 1000 Dollar sowie für Free-PCs vorhersagen - für billig produzierte Rechner also, die Internet-Provider, Carrier oder E-Commerce-Firmen verschenken, um Web-Surfer längerfristig an ihr Online-Angebot zu binden. Aus diesem wenig lukrativen Geschäft hat sich der Direktanbieter bisher erfolgreich ferngehalten.

Rund 65 Prozent des Desktop-Umsatzes von Dell stammen aus dem Verkauf von Pentium-III-Maschinen. Nicht nur im Desktop-Business, auch im Notebook-Geschäft soll diese Einnahmequelle weiter sprudeln.

Unternehmensgründer Michael Dell prophezeit eine starke zweite Hälfte 1999, nachdem sein Unternehmen im ersten Halbjahr bereits doppelt so schnell wie der Markt gewachsen sei. In den USA ist Dell eigenen Angaben zufolge bereits größter PC-Anbieter, weltweit stehe das Unternehmen auf Rang zwei hinter Compaq. Die Zahlen relativieren sich ein wenig, wenn man sich die jüngste Marktuntersuchung von IDC vor Augen führt. Demnach lieferte Compaq im ersten Quartal 1999 genau 14,4 Prozent aller PCs, der zweitplazierte Direktanbieter Dell folgte mit einem Marktanteil von 9,9 Prozent. In Europa verkaufte Compaq beinahe doppelt so viele Rechner wie Dell.

Dennoch spricht der Geschäftszuwachs eindeutig für den Anbieter aus Round Rock, Texas. In Nord- und Südamerika stiegen die Einnahmen von Dell um 48 Prozent, in der asiatisch-pazifischen Region und in Japan sogar um 52 Prozent. Die Schwachstelle im globalen Business bleibt Europa, wo Dell immer noch um überdurchschnittliche 24 Prozent wuchs. Wie die Zahlen in Deutschland aussehen, wollte die hiesige Niederlassung in Langen - offenbar aus gutem Grund - nicht mitteilen.