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Dell wächst und wächst

12.11.2004
Mit 25 Prozent mehr Reingewinn und 18 Prozent Umsatzplus erzielte Dell eine Punktlandung im Rahmen der Erwartungen. CEO Kevin Rollins erklärte, auch seine Firma denke über den Einsatz von AMD-Prozessoren nach.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Angesichts der aktuellen Quartalszahlen von Dell kann die Konkurrenz vermutlich einmal mehr nur mit den Ohren schlackern - für die Anleger und Analysten waren die Zuwächse aber wohl nur "Gewohnheitsrecht". Der Direktanbieter wies einen um 25 Prozent höheren Nettogewinn aus als im vergleichbaren Vorjahresquartal und profitierte dabei von steigender Nachfrage von US-amerikanischen wie ausländischen Firmenkunden.

Der Reingewinn für den am 29. Oktober abgeschlossenen Berichtszeitraum betrug 846 Millionen Dollar oder 33 Cent pro Aktie nach 677 Millionen Dollar oder 26 Cent je Anteilschein im Vorjahresquartal - die Punktlandung im Rahmen der Erwartungen und optimistische Kommentare des Managements freuten die Börsen, nachdem in dieser Woche eine Reihe von Analysten vorsichtige Äußerungen zum PC-Markt abgegeben hatten und Cisco Anfang der Woche eine pessimistische Prognose abgab.

Unterm Strich profitierte Dell vor allem von sinkenden Komponentenpreisen, dank derer es die Kundennachfrage und seine Gewinnmargen steigern konnte. Steigende Bestellungen von Unternehmen machten ein nachlassendes Geschäft mit US-Behörden und Privatkunden mehr als wett. Insgesamt lieferte Dell 22 Prozent mehr Rechner aus als im Vorjahresquartal und übertraf damit seine eigene Prognose.

Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich von 10,62 Milliarden Dollar um 18 Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar. "Es gibt gesunde Nachfrage in allen Bereichen", erklärte Chief Executive Officer Kevin Rollins. Im Laufe des Quartals seien die Komponentenpreise um ein halbes Prozent pro Woche gefallen im Vergleich zu einem Viertelprozentpunkt im vorhergehenden zweiten Quartal. "Das ist ein gutes Zeichen für die Verbraucher, weil wir dies an sie weitergeben", so der Dell-Chef weiter.

Analysten bestätigten, dass Dell durch Weiterreichen seiner Einkaufsvorteile vor allem bei Notebooks die Nachfrage ankurbeln konnte, wo die ausgelieferten Stückzahlen um 35 Prozent stiegen. Im Oktober gab es bei Dell für US-amerikanische Kunden zeitweise 750 Dollar Preisnachlass auf Notebooks, die nach Liste 1500 Dollar oder mehr kosten.

"Das war klassisch Dell, genau im Rahmen der Erwartungen", kommentierte Sanford-Bernstein-Analyst Tony Sacconaghi das Ergebnis.

Rollins freute sich im Conference Call zu den Ergebnissen zwar über das wachsende Firmenkundengeschäft, beklagte in diesem Zusammenhang aber auch den steilen Anstieg bei offenen Rechnungen, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 33 Prozent zunahmen. Dies resultiert laut Rollins aus dem zu Ende des Quartals stark gestiegenen Server-Geschäft sowie dem Umsatz im Ausland, wo die Zahlungsziele gemeinhin länger seien als in den USA.

"Wir sehen den Markt als recht gesund", erklärte der Dell-CEO. Auch wenn sich die Öffentliche US-Hand und die Endkunden derzeit zurückhielten, füllten kleine Firmen, Unternehmen und die internationalen Märkte diese Lücke mehr als aus. "In grundlegenden Bereichen unseres Geschäfts sehen wir sehr gutes Wachstum. Wir sind für unsere Branche durchaus hoffnungsvoll und optimistisch, egal was sie aus anderen Sektoren und Unternehmen hören", so Rollins weiter

Dell legte seine Zahlen gestern nach US-Börsenschluss vor. Nachdem die Aktie zum Fixing 40 Cent fester bei 37,25 Dollar notiert hatt, zog sie nachbörslich nochmals um 77 Cent an. Verschiedene Analysten hatten kürzlich ihre Prognose für Dell reduziert, weil sie davon ausgehen, dass Unternehmen im kommenden Jahr weniger Rechner ordern werden.

Dell selbst avisiert für das vierte Quartal ein Gewinnwachstum um 24 Prozent auf 36 Cent pro Aktie nach 749 Millionen Dollar oder 29 Cent je Anteilschein Profit aus dem Vorjahresquartal. Der Umsatz soll von 11,51 Milliarden Dollar im Q4 2003 um 17 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar steigen.

Im abgeschlossenen Vierteljahr wuchs Dell in Europa um 31 Prozent und in der Region Asein-Pazifik um 25 Prozent. In Kanada und Lateinamerika steigen die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent.

Rollins zufolge wird der PC-Markt zukünftig weniger von Geschäftstrends oder neuen Betriebssystemversionen bestimmt werden. Die Firmenkunden planten ihre PC-Beschaffung wieder stärker und glätteten damit die traditionellen Boom-Bust-Zyklen der Branche. "Die Firmen kehren zurück zu einem geplanten Technikzyklus und kaufen die Produkte nach Bedarf. Wir erwarten, dass das mit der Zeit viel gleichmäßiger und konsistenter verläuft", erklärte Rollins, ohne die großen Austausch- und Upgrade-Zyklen der Vergangenheit.

Unabhängig davon gab der Dell-Chef endlich einmal offiziell zu, auch seine Firma überlege den Einsatz von Prozessoren aus dem Hause Advanced Micro Devices (AMD). Dell ist der einzige namhafte PC-Bauer, der sich bislang noch exklusiv von Intel beliefern lässt. (tc)