Dell und Tandy am staerksten interessiert Apple bietet System-7-Lizenz mehreren PC-Herstellern an

10.12.1993

SAN MATEO (IDG) - Erst Texas, dann der Rest der Welt - Apple verhandelt zur Zeit vor allem mit PC-Herstellern aus den Suedstaaten der USA, ob das Macintosh-Betriebssystem auf Intel- Prozessoren uebertragen werden soll.

Meldungen aus gewoehnlich gut unterrichteten Kreisen besagen, dass Apple inzwischen mit Compaq, Tandy und Dell gesprochen hat. Zwei Punkte standen dabei im Vordergrund: Welche Marktchancen hat das Betriebssystem ausserhalb des Macintosh-Reservats? Wie koennte ein Lizenzabkommen aussehen, das die PC-Hersteller nicht in Konflikt zu den engen Vertraegen mit Microsoft bringt?

Zumindest Dell und Tandy scheinen Interesse an einem Lizenzabkommen bekundet zu haben. Apple hat ihnen ein zweiteiliges Angebot gemacht: Die Software plus einer Multifunktions-Karte, mit der das Betriebssystem direkten Kontakt zur Peripherie bekommt.

Insider wollten anfangs wissen, dass Compaq bereits einen Vertrag mit Apple unterzeichnet hat. Inzwischen hoert man genau das Gegenteil: Compaq habe eine sehr gute Beziehung zu Microsoft, die man nicht aufs Spiel setzen will. Ausserdem sehe man wenig Vorteile darin, noch ein Betriebssystem anzubieten. Offiziell schweigt aber auch Compaq hartnaeckig. Und Apple scheint zur Zeit an dem Problem zu kauen, wie die Expansion bewerkstelligt werden soll, ohne dass Schaden beim Stammgeschaeft mit Macintosh-Rechnern entsteht. Ein Faktor dabei ist der moegliche Marktanteil fuer das Mac- Betriebssystem. 20 Prozent sind wohl das Minimum, um rentabel zu sein, vermutet selbst Ian Diery, Executive Vice-President von Apples PC-Abteilung. Doch diese Zahl laesst sich, wenn ueberhaupt, nur mit starken Partnern im PC-Geschaeft erreichen. Denn aus aktuellen Umfragen errechnen Marktforscher nur einen moeglichen Marktanteil von zehn bis 15 Prozent.

Mittelfristig ueberlegt man bei Apple schon eine Alternative: Das Betriebssystem in der Version 7.x koennte mit den Power-PC- Prozessoren im Paket an Rechnerhersteller verkauft werden. Dafuer faenden sich wahrscheinlich Interessenten - der Power-PC-Chip scheint fuer einige Hersteller eine Alternative zu Intels- Prozessoren zu sein.