Der texanische Computerkonzern Dell konnte den Druck auf seinen Widersacher HP deutlich erhöhen. Dieser hatte sich mit den Zahlen zum dritten Fiskalquartal (Ende: 31. Juli) eine überraschende Blöße gegeben, und der Direktvermarkter nutzte die Schwäche geschickt aus, um nachzulegen: Keine 24 Stunden nach Bekanntgabe der HP-Zahlen senkte Dell die Preise seiner Rechner auf breiter Front - nicht unbedingt deutlich, dafür aber medienwirksam. In den USA steht wie hierzulande das nächste Schuljahr vor der Tür, viele Menschen kaufen wieder Computer - und die meisten dürften einen Dell wählen. Das PC-Spiel, das sich aus Sicht von HP gerade stabilisiert hatte, war gekippt.
HPs Preisoffensive scheitert
Die Strategie von HP-Chefin Carleton Fiorina, Dell über den Preis anzugreifen, hat sich als Rohrkrepierer erwiesen. So bot HP im vergangenen Quartal beispielsweise Desktop-Rechner für 349 Dollar an, um den Texanern Marktanteile abzujagen oder zumindest den eigenen Anteil stabil zu halten. Auch in Deutschland hatte HP derartige Rabattaktionen gestartet, in deren Rahmen Tausende von Geräten losgeschlagen wurden - meist innerhalb eines Werktages. "Crazy Day" oder "Muntermacher" heißen die Veranstaltungen intern, als ob man bei HP selbst nicht richtig an den Erfolg der Strategie geglaubt hat. Darüber hinaus unterschätzte HP im vergangenen Quartal den Bedarf an Flüssigkristall-Bildschirmen, so dass zusätzliche Geräte teuer per Flugzeug herangeschafft werden mussten.
Dell hat sich in den letzten zwei Quartalen an HP vorbeigeschoben. Quelle: Gartner Dataquest