Probleme mit dem Grafiksystem

Dell ruft Optiplex-Rechner zurück

16.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Dell Computer hat begonnen, die Systemplatinen von Optiplex-PCs auszutauschen. Grund sind Probleme, die nach Angaben des Unternehmens mit Unverträglichkeiten der Systemplatinen und den darauf fest aufgebrachten Grafikchips von Nvidia zu tun haben.

Dell bemühte sich, den Umtausch der Systemplatinen nicht als Rückrufaktion erscheinen zu lassen. Ein Rückruf impliziere, von dem betroffenen Produkt gehe eine Gefahr aus, die Benutzung der Geräte sei im schlimmsten Fall möglicherweise gar gesundheitsschädlich. Das treffe auf die Optiplex-PCs nicht zu, sagte ein Dell-Unternehmenssprecher in den USA. Lediglich die Grafikwiedergabe könne im Laufe der Zeit eine verminderte Qualität aufweisen. Datenverluste seien keinesfalls zu befürchten.

Zu den technischen Schwierigkeiten hieß es weiter, betroffen seien Optiplex-Rechner der Serie "GX 200", die im vergangenen Jahr zwischen dem 8. Mai und dem 12. Oktober gefertigt wurden. Der von Nvidia stammende, auf der Systemplatine fest aufgebrachte Grafikchip "TNT2-M64" arbeite mit den restlichen Bausteinen nicht korrekt zusammen, teilte Dell mit.

Dieser Aussage widersprach allerdings der Grafikhersteller Nvidia. Für die jetzt offenbar gewordenen technischen Schwierigkeiten sei nicht der Grafikchip verantwortlich. Nach den vorliegenden Informationen besitzen die TNT2-M64-Chips einen Widerstandswert, der nicht an das Systemplatinen-Layout angepasst ist. Man arbeite mittlerweile gemeinsam mit Dell daran, das Design der Boards zu verändern.

Anzahl der Betroffenen umstrittenDa die Grafikbausteine fest in die Systemplatine der Optiplex-GX200-Maschinen eingelassen sind, muss bei den jetzt anstehenden Nachbesserungen das komplette Board ausgetauscht werden. Wie hoch die Kosten für die Austauschaktion sein werden, teilte Dell nicht mit. Das Unternehmen sagte lediglich, die GX200-Modelle würden nur an kommerzielle Benutzer verkauft und seien nur in geringer Stückzahl auf den Markt gelangt. Auch dieser Aussage folgte umgehend ein Dementi: IDC-Analyst Roger Kay sagte, von den betroffenen Systemen könnten eine ganze Menge im Umlauf sein, schließlich seien die Optiplex-GX200-PCs "eines der Brot-und-Butter-Systeme mit hoher Durchsatzrate bei Dell".

Der Sprecher der Dell GmbH aus Langen bei Frankfurt am Main, Nerses Chopurian, erklärte hingegen, weltweit seien 2000 PCs betroffen. Zwar produziere Dell wesentlich mehr Optiplex-GX200-Rechner. Aber bei weitem nicht alle arbeiteten mit dem Nvidia-Chip beziehungsweise mit einer Systemplatine, die mit dem TNT2-M64-Baustein nicht harmoniere. Da man wegen des Direktvertriebsmodells von Dell genau wisse, welche Kunden welchen Rechner besäßen, habe das Unternehmen alle Benutzer anschreiben können. Diesen sei der Austausch der Systemplatine angeboten worden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Dell eine Rückrufaktion starten muss: So mussten erst im Oktober 2000 wegen eines Akkudefekts 27000 Notebooks zur Überprüfung an den Hersteller rückbeordert werden.