Hewlett-Packard will den Preiskampf bei PCs verschärfen

Dell legt ein starkes Quartalsergebnis vor

21.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Einmal mehr hat Dell Inc. ein starkes Quartal absolviert. Der Gewinn des direkt verkaufenden Computerherstellers stieg im ersten Vierteljahr des Geschäftsjahres 2004/05 um 22 Prozent an. Der Umsatz bewegte sich mit einem 21-prozentigen Plus in ähnlichen Wachstumsdimensionen.

Gemindert wurde das gute Ergebnis durch anziehende Preise für Computerkomponenten wie DRAM-Speicher und Flachbild-Displays. Dells oberster Finanzverantwortliche, James Schneider, sagte, ohne diese Verteuerung hätte das texanische Unternehmen 30 Millionen Dollar mehr Gewinn erzielt. Die Preissteigerungen hatten auch Auswirkungen auf die Bruttomarge. Die fiel im ersten Quartal auf 18 Prozent (Vorjahr: 18,3 Prozent) - der niedrigste Wert seit sieben Quartalen.

Kevin Rollins, Dells President und Chief Operating Officer und ab Juli 2004 Chief Executive Officer, spielte allerdings die Bedeutung der Marge herunter. Er sagte, sein Unternehmen konzentriere sich momentan darauf, bei den Marktanteilen zuzulegen. Das gehe zwangsläufig auf Kosten der Profitspanne.

Die positive Entwicklung außerhalb des US-amerikanischen Heimmarktes ist zum Teil den Währungsbewegungen und dem starken britischen Pfund sowie dem gesunden Euro zu verdanken.

Auch die Stückzahlen ausgelieferter Rechner wuchsen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, und zwar um 25 Prozent. Die Lieferzahl nahm insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum und Japan zu (plus 38 Prozent). In Europa sowie dem Nahen Osten und Afrika konnte der Direktvertreiber seine Auslieferungen fast genauso erfolgreich erhöhen (plus 37 Prozent).

Der operative Gewinn stieg um 19 Prozent auf 966 Million Dollar an. Das Unternehmen betont, dass dieser Zuwachs trotz unerwartet hoher Kosten für DRAM-Speicherchips realisiert werden konnte. Dell kaufte für 1,1 Milliarden Dollar eigene Aktien zurück. Das ist fast doppelt so viel, als am Beginn des Quartals mit 600 Millionen Dollar eingeplant worden war.

Für das zweite Quartal erwartet das Unternehmen ein Stückzahlenwachstum von 24 Prozent. Der Umsatz dürfte sich um 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 11,7 Milliarden Dollar erhöhen. Den Gewinn pro Aktie prognostiziert der Konzern mit 29 Cent, was einem Anstieg um 21 Prozent entsprechen würde.

Der von einigen Experten als Wagnis angesehene Eintritt in den Markt für Consumer-Eletronikgeräte hat sich - laut den Worten von Firmengründer Michael Dell - sehr positiv gestaltet. Mit Flachbildschirm-Fernsehern machten die Texaner 70 Prozent mehr Umsatz als noch im vorangegangenen Vierteljahr.

Wachstum überall

Dells Server-Geschäft wuchs um 24, das mit Massenspeichern um 25 Prozent. Das Notebook-Segment legte um 39 Prozent zu. Die Sparte Software- und Peripherieprodukte steigerte ihre Umsätze um 39 Prozent. Hierzu trugen vor allem Drucker bei, wovon der Direktvertreiber im ersten Quartal 2004/05 nach eigenen Angaben rund 800 000 Stück verkaufte. Das Unternehmen war im März 2003 in dieses Geschäftssegment eingestiegen und hat in den USA mittlerweile einen Marktanteil von zehn Prozent erreicht.

Dell konnte in Deutschland nach Zahlen der IDC im ersten Quartal 2004 bei PCs weiter zulegen. Allerdings bleibt Fujitsu-Siemens Company hierzulande deutlicher Marktführer. Laut Zahlen von Gartner verkaufte Dell im jetzt abgelaufenen Quartal 152000 Rechner in Deutschland, 41,4 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Damit erzielt das Unternehmen einen Marktanteil von 7,2 Prozent. Marktführer Fujitsu-Siemens bringt es auf 17,1 Prozent (siehe Seite 24).

Hewlett-Packard drückt mit aggressiven Markt- und Preiskampagnen im Consumer-Markt aufs Tempo und belegt Platz zwei bei PCs. Acer ist in Deutschland Marktführer im Notebook-Segment, während Medion dank seiner Beziehung zu Aldi den PC-Desktop-Markt anführt. Dell zeigt aber laut IDC zunehmend mehr Präsenz im Consumer-Markt sowie bei kleinen und mittelständischen Firmen.

Die Frage ist, wie sich HPs zunehmende Aggressivität im PC-Segment auf Dells Geschäftsentwicklung auswirken wird. Offensichtlich sind die Kalifornier bemüht, dem hartnäckigen Widersacher Dell den Rang abzulaufen. Hierzu ändert HP weltweit seine Verkaufsstrategie für PCs gründlich. Die Devise von Firmenchefin Carleton Fiorina scheint zu sein, PC-Marktanteile zu erringen, koste es, was es wolle.

HP kalkuliert ohne PC-Gewinne

Das PC-Geschäft sei von absolut strategischer Bedeutung, sagte Fiorina. Sie erwarte von der PC-Mannschaft nicht mehr, dass sie am Ende des Quartals Gewinne erziele. Um Dells Preispolitik zu konterkarieren, gebe sie sich auch mit einem ausgeglichenen Ergebnissen zufrieden.

Selbst HP-Verantwortliche konzedieren allerdings, dass sie Dells Effizienz in der Lieferkette nicht erreichen. So baut HP nur 20 Prozent seiner Rechner nach dem Built-to-Order-Konzept, also erst dann, wenn der Kunde seine genauen Anforderungen in Auftrag gegeben hat. Für Dell ist das ganz normales Tagesgeschäft. (jm)

Abb: Dell: Drei gute Monate

Dell expandierte wieder einmal kräftig. Quelle: Dell