Weltweite Rückrufaktion für Notebook-Akkus

Dell entlässt bis zu 4000 Mitarbeiter

11.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Wegen des steigenden Kostendrucks im PC-Markt hat Dell zum zweiten Mal in der Firmengeschichte Entlassungen angekündigt. In den nächsten beiden Quartalen sollen zwischen 3000 und 4000 Stellen wegfallen.

Der PC-Direktanbieter hat erneut Qualitätsprobleme mit seinen Notebooks eingeräumt und eine weltweite Rückrufaktion gestartet (siehe Kästen auf Seite 4).

Nur wenige Wochen nach den positiven Berichten von Marktforschern, Dell habe den Erzrivalen Compaq im PC-Geschäft vom Thron gestoßen, ziehen für die PR-Verantwortlichen in Round Rock schon wieder dunkle Wolken auf. Durch den harten Preiskampf sieht sich der Hersteller gezwungen, zwischen 3000 und 4000 Mitarbeiter - rund zehn Prozent der Belegschaft - zu entlassen. Die meisten Stellen sollen am Hauptsitz im US-Bundesstaat Texas wegfallen. Wegen der Entlassungen und weiterer organisatorischer Maßnahmen wird Dell im zweiten Quartal Rückstellungen in Höhe von 250 bis 350 Millionen Dollar bilden.

Gleichzeitig teilte das Unternehmen mit, die Ergebniserwartungen der Wallstreet für das zum 4. Mai beendete erste Quartal zu erfüllen. Demnach beläuft sich der Umsatz auf rund acht Milliarden Dollar und der Gewinn pro Aktie auf 17 Cent. Die Gewinnmarge habe sich leicht verbessert. Dell wird die endgültigen Ergebnisse am 17. Mai veröffentlichen.

Im Februar hatte der Hersteller erstmals seit seinem Bestehen angekündigt, aus Kostengründen Stellen zu streichen. 1700 Arbeitsplätze fielen den Sparmaßnahmen zum Opfer. Kevin Rollins, Vice Chairman von Dell, hatte seinerzeit gegenüber der CW erklärt, weitere Entlassungen werde es nicht geben. Wegen des zunehmenden Preiskampfs im PC-Sektor lässt sich dieses Versprechen nicht mehr halten.

In den vergangenen Monaten hat Dell mit deutlich niedrigeren Margen kalkuliert, um neue Kunden im professionellen Umfeld zu gewinnen. Diesem aggressiven Streben nach Marktanteilen muss der Hersteller nun Tribut zollen.

Tatsächlich steigerten die Texaner ihren Absatz im ersten Quartal um über 30 Prozent und lösten Compaq als weltweiten Marktführer ab. Gegen den Trend kletterte der Absatz um 34,4 Prozent auf 4,16 Millionen verkaufte PCs. Damit baute Dell seinen Marktanteil von 9,9 auf 12,8 Prozent aus. Weil der PC-Markt gegenüber dem Vergleichsquartal 2000 nur um magere 3,5 Prozent wuchs, hat sich der Preiskampf deutlich verschärft.

In den USA verzeichneten die Marktforscher sogar erstmals gesunkene Absatzzahlen für die PC-Hersteller. In dieser Region erwirtschaftet Dell 70 Prozent der Umsätze und ist damit von dem Abschwung in besonderem Maß betroffen. Die 1700 bereits abgebauten Arbeitsplätze musste allein der texanische Firmenstandort in Austin tragen. Dells schärfster Konkurrent Compaq hat erst vor rund zwei Wochen angekündigt, 7000 Mitarbeiter oder zehn Prozent der Belegschaft von der Gehaltsliste zu streichen.

Rückrufaktion für Notebook-AkkusZum zweiten Mal seit Oktober 2000 muss Dell Probleme mit Notebook-Akkus einräumen. Nachdem mindestens zwei portable Rechner bei ihren Benutzern in Brand geraten waren, will der Hersteller weltweit sämtliche Akkus in der Baureihe "Inspiron 5000" austauschen. Die fehlerhaften Lithium-Ionen-Akkupacks stammen vom Zulieferer Panasonic.

Dell hat die fraglichen Rechner oder Komponenten vom 7. Januar 2000 bis 21. März 2001 verkauft. Im Einzelnen betroffen sind rund 284000 Akkus der Serien "Inspiron 5000" und "Inspiron 5000e", die entweder zusammen mit den Notebooks oder aber separat vertrieben wurden. Die genaue Typenbezeichnung finden Besitzer auf der Unterseite der Geräte. Infolge einer Überladung könnten die Akkus überhitzen, Rauch entwickeln und möglicherweise Feuer fangen, warnt Dell. Besitzer von Inspiron-5000-Notebooks sollten den Akku sofort aus dem Rechner entfernen und den Hersteller benachrichtigen. Beim Umtausch eines fehlerhaften Akkus erhalten Kunden eine zusätzliche Batterie kostenlos.

Hotline zur RückrufaktionTelefonische Informationen zur Rückrufaktion gibt Dell in Deutschland unter der Nummer 0800/033 83 38 (Österreich: 0179/56 79 07, Schweiz: entweder 02/24 17 70 90 oder 02/24 17 70 91). Darüber hinaus will der Anbieter alle Käufer von Inspiron-5000-Notebooks benachrichtigen.