Mitten im Übernahmepoker

Dell brechen weiter die PC-Verkäufe weg

20.02.2013
Der vor der Reprivatisierung stehende Computerbauer Dell kommt auf keinen grünen Zweig.

Auch im vierten Geschäftsquartal mit der wichtigen Weihnachtssaison schrumpften die PC-Verkäufe. Die Privatkunden greifen lieber zu Tablet-Rechnern oder sie begnügen sich mit ihrem Smartphone, um ins Internet zu gehen. Bei diesen Gerätekategorien ist Dell schwach aufgestellt.

Dell kam von Anfang November bis Anfang Februar auf einen Umsatz von 14,3 Milliarden Dollar oder umgerechnet 10,7 Milliarden Euro. Das waren elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie der Konzern am späten Dienstag am Sitz im texanischen Round Rock mitteilte. Besonders drastisch fielen die Verkäufe von Notebooks (minus 25 Prozent Umsatz) sowie Desktops (minus 13 Prozent).

In der Folge schrumpfte auch der Gewinn um 31 Prozent auf 530 Millionen Dollar. Der Einbruch verwunderte dabei nicht: Schon seit geraumer Zeit verliert Dell an Boden und erleidet damit das gleiche Schicksal wie viele andere PC-Hersteller. Auch die Firmenkunden hatten sich zuletzt als wenig spendabel erwiesen.

Wandel vollzieht sich nur langsam

Dell hatte versucht, sich mit einem Ausbau des Service- und Software-Geschäfts unabhängiger von den PC-Verkäufen zu machen. Doch der Wandel geschieht nur langsam, wenngleich Dell mehrere Firmen hinzugekauft hatte. So stehen Notebooks und Desktop-PCs immer noch für knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes.

Firmenchef Michael Dell will deshalb die von ihm 1984 gegründete Firma mit Hilfe von Investoren zurückkaufen und von der Börse nehmen. Ohne Rücksicht auf andere Aktionäre könnte er dann den laufenden Umbau beschleunigen.

Der Deal wäre 24,4 Milliarden Dollar schwer. Allerdings lehnen mehrere Großaktionäre das Übernahmeangebot als zu niedrig ab und verlangen mehr Geld. Die mauen Geschäftszahlen könnten Michael Dell deshalb sogar in die Hände spielen.

Angesichts der Doppelrolle als Firmenchef und Kaufinteressent fehlte Michael Dell in der Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Zahlen. Sein stattdessen auftretender Finanzchef Brian Gladden erklärte gleich zu Beginn, keine Fragen zur Übernahme beantworten zu werden.

Übernahme soll bis November abgeschlossen sein

Das Käuferkonsortium hat sich eine Frist bis zum 5. November gesetzt, bis zu der die Übernahme abgeschlossen sein sollte. Michael Dell will bei dem Deal seinen eigenen 14-Prozent-Anteil einbringen; das Geld für den Kauf der restlichen Aktien kommt von Partnern und Großbanken. Hauptverbündeter ist dabei der Finanzinvestor Silver Lake. Auch der Windows-Riese Microsoft beteiligt sich mit einem zwei Milliarden Dollar schweren Kredit.

Nach Daten der Marktforschungsfirma Gartner gehört Dell zu den großen Verlierern der PC-Flaute. Demnach waren die PC-Auslieferungen der Firma im vierten Kalenderquartal um 21 Prozent auf 9,2 Millionen gefallen. Im Branchenschnitt waren die Auslieferungen demnach nur um fünf Prozent geschrumpft.

Längst hat Dell seinen Rang als zweitgrößter Computerhersteller der Welt an den chinesischen Rivalen Lenovo eingebüßt, der entgegen dem allgemeinen Trend bis zuletzt zulegen konnte. Auf Rang eins liegt Hewlett-Packard . Der Marktführer steckt ebenfalls mitten im Umbau. Er legt an diesem Donnerstag seine Geschäftszahlen vor. (dpa/tc)