Degussa investiert in gedruckte Elektronik

06.02.2006
Der Düsseldorfer Konzern macht Venture Capital für ein junges Chemnitzer Unternehmen locker.

Mit Risikokapital beteiligt sich die Degussa AG, Düsseldorf, an der Printed Systems GmbH, Chemnitz. Das 2003 gegründete Hightech-Unternehmen hat sich auf Massendruckverfahren für die kostengünstige Herstellung elektronischer Produkte spezialisiert. Dazu gehören beispielsweise auf Papier gedruckte Tastaturen sowie ID-Tags, in die sich Radiofrequenz-Chips einlagern lassen. Laut Degussa rechnen die Marktauguren damit, dass der Markt für solche und ähnliche Elektronikanwendungen innerhalb der nächsten zehn Jahre auf rund 30 Milliarden Euro anwachsen wird.

Als Gegenleistung für die finanziellen Zuwendungen erhält Degussa Zugang zu Anwendungen und Produkten für neue Materialsysteme, die im "Science-to-Business"-Zentrum für Nanotronics in Marl entwickelt werden. Dazu Alfred Oberholz, für Forschung und Entwicklung zuständiges Mitglied des Degussa-Vorstands: "Ziel ist es, unsere Position im Bereich systemintegrierter Nanomaterialien für Elektronikanwendungen zu festigen." Die Kooperation mit Printed Systems soll vor allem helfen, wissenschaftliches Know-how schneller in marktreife Produkte umzuwandeln.

Mit Hilfe der Degussa-Beteiligung will Printed Systems seine Produktionsanlagen ausbauen und neue Anwendungen für seine Technik erschließen. Als Beispiele nennt Arved Hübler, Geschäftsführer des Chemnitzer Unternehmens, Eintrittssysteme und Fälschungsschutz für Markenprodukte. Künftig sollen gedruckte Sensoren und Solarzellen hinzukommen. Wie Mitgeschäftsführer Andreas Ehrle ergänzt, gibt es daneben neue Einsatzgebiete, die sich mit traditioneller Elektronik kaum ausschöpfen ließen - jedenfalls nicht zu vertretbaren Kosten. Dabei denkt er vor allem an intelligente Alltagsgegenstände mit direktem Draht zum Internet.

Das Nanotronik-Zentrum in Marl wurde im April vergangenen Jahres ins Leben gerufen. In den kommenden vier Jahren will Degussa rund 50 Millionen in das Entwicklungslabor investieren, das zudem vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert und von der Europäischen Union bezuschusst wird. Es vereint unterschiedliche Ressourcen entlang der Wertschöpfungskette: von der Grundlagenforschung über Produktentwicklung und Pilotproduktion bis zum potenziellen Kunden. Folglich arbeiten dort neben Degussa-Experten auch Hochschulforscher, Zulieferer und Kundenunternehmen. (qua)