DEC will das Produkt auf Mikros implementieren:MS-Windows gewinnt in USA an Akzeptanz

21.02.1986

FRAMINGHAM (CWN) - Trotz Rückschlägen infolge von Mängeln bei der Wartung und einer Reihe technischer Probleme beginnt der Markt für Mikrocomputer-"Operating Environments" wieder neue Zeichen von Stärke zu zeigen. So erhält Microsofts "Window" auf dem amerikanischen Markt steigende Unterstützung von Hardware- und Softwareverkäufern.

Derartige "Operating Environments", die meistens Windowfähigkeit, Multitasking und eine erweiterte Benutzeroberfläche auf Basis von MS-DOS und dessen IBM-Version PC-DOS bieten, litten bisher unter niedrigen Verkaufszahlen infolge Mangels an Standardisierung und Uneinigkeit hinsichtlich der Vorteile für den Benutzer.

Selbst größere Anbieter, wie IBM mit Topview und Digital Research mit seinem GEM, sind sich in der Enttäuschung über diesen Markt einig. Wie bei der Frage mit dem Huhn und dem Ei hielten sich die Anwender infolge des Mangels an Software, die die Vorteile von Windowing und Multitasking nutzt, mit Käufen zurück. Die Softwareproduzenten ihrerseits warteten mit der Entwicklung von entsprechenden Programmen auf steigende Verkaufszahlen.

Verkäufer und Analysten weisen nun allerdings auf neuentdeckte Lebenszeichen dieser Produkte hin, vornehmlich Windows.

Es gibt bestätigte Hinweise, daß DEC plant, Windows in seinen nächsten Personal Computer, den "VAX-Mate" zu integrieren. In dem Unternehmen werden auch Überlegungen angestellt, Windows für die

Microvax-Rechner zu adaptieren.

Folgt man Jan Lewis, dem Präsidenten der Palo Alto Research Group in Kalifornien, so könnte DEC eine Window-Lizenz von Microsoft anstreben und dann die Treiber umschreiben, um Windows in einer Nicht-DOS-Umgebung wie der Microvax laufen zu lassen. Damit wäre Kompatibilität mit Software hergestellt, die für IBM-kompatible Hardware geschrieben sei. Mit dieser Strategie könnte DEC die Stärken der VAX beibehalten und dazu viele MS-DOS-Anwendungen auf die Microvax oder den VAX-Mate zu bringen, führte Lewis aus.

Microsoft arbeite mit einer Anzahl von Hardware-Herstellern zusammen, um Windows auf Architekturen mit anderen als Intel-Prozessoren zu portieren, sagte Richard Dill, Leiter der Windows-Marketing-Gruppe. Die Microvax sei ein möglicher Zielrechner.

DEC-offizielle Stellungnahmen bestätigen, daß das Unternehmen plant, Windows "in die existierenden Personal Computer zu integrieren, und ich bin sicher, auch in zukünftige", gab Geoff Burr an, Chef der Programmabteilung für Personal Computer. Was die Anwendung von Windows auf dem VAX-Mate anbelangt so sei eine "Extrapolation dieser Aussage zulässig", wie Burr erläuterte. Auch andere Rechnerhersteller wie Zenith oder Hewlett-Packard beabsichtigen Windows entweder als Zusatz oder als Paketlösung mit PCs anzubieten.

Mit diesem wachsenden Support hat Windows eine gute Chance, die Standard-Erweiterung von MS-DOS und PC-DOS zu werden, meinten einige Analysten. "Windows ist das Operating Environment der Wahl für die Zukunft", sagte Mike Orsak vom Marktforschungsinstitut Input Inc. in Mountain View, Kalifornien. Andere Kenner jedoch, wie Michael Goulde von der Bostoner Yankee Group sehen keinen Bedarf für Produkte wie Windows. Auch Software Access International, ein Marktbeobachtungsunternehmen in San Jose, Kalifornien, sagt eine "recht bescheidene Marktdurchdringung" für alle solche Operating Environments voraus.

Die Lotus Development Corp. hat, wie viele andere Unternehmen auch, ein etwas ambivalentes Verhältnis zu Windows. Bei seiner Vorstellung vom damaligen Lotus-Vizepräsidenten begrüßt, werden die Windows-Fähigkeiten von keinem gegenwärtig verfügbaren Lotus-Produkt, wie 1-2-3 oder Symphony, voll genutzt. Auf Gerüchte, Lotus arbeite an einem wissenschaftlichen Textverarbeitungspaket und einem ebensolchen Datenerfassungsprogramm auf Window-Basis, erklärte ein Unternehmenssprecher, man habe "ein weites Spektrum von Produkten im Auge". Lotus werde Windows-Produkte nicht vor Ende dieses Jahres einführen. Von Ashton-Tate liegen zu diesem Thema noch keine Stellungnahmen vor, doch erwarten Branchenkenner von dem Unternehmen in diesem Jahr die Ankündigung von Windows-gestützten Produkten.