DEC Schulcomputer für 28 000 Mark:Per Classic zur Humanisierung

14.02.1975

MÜNCHEN - "Mit dem Schulcomputer Classic bringen wir das presgünstigste volprogrammierbare EDV-System der Welt auf den Markt", berichtet stolz Charles P. Spector, DEC-Produktmanager für den Schulbereich und technische Anwendungen.

Laut Herstellerangaben kostet das "Dedicated Application System" auf der Basis der PDP-8 runde 28 000 Mark.

In Europa wird Digital Equipment das Classic-System (Classroom Interactive Computer) erstmals auf der Didacta in Nürnberg (10. 14. März 1975) vorstellen. "CIassic ist äußerst leicht bedienbar und die Anwendungen entsprechen den Erfordernissen des Schulsystems", meint der bei Digital Equipment weltweit für Schulanwendungen verantwortliche Produktmanager, "Classic ist das Ergebnis von achtmonatiger enger Zusammenarbeit mit einer Beratergruppe, die sich aus Lehrern, Studenten und Schülern zusammensetzte. Dabei haben wir zehn Jahre Erfahrung im Schulbereich einbringen können". DEC's Schulprogramme sind mit dem neuen System voll kompatibel. Das hat uns geholfen, Softwarekosten einzusparen", die der DEC-Manager auf 50 Prozent der Entwicklungskosten neuer Computersysteme schätzt.

Zehntausend Installationen?

"Zehntausende von Installationen" verspricht sich Spector, "weil wir mit dem Classic-System ein echte Marktlücke füllen". Dem Einwand, daß heute in vielen Schulen bereits Computer installiert sind, begegnet Spector selbstbewußt: "Die derzeitigen Lösungen sind nicht befriedigend, entweder handelt es sich um intelligente Systeme; dann sind sie viel zu teuer. Billige Systeme ähneln eher aufgebohrten Tischrechnern."

Das Classic-System kann bereits in der Grundschule für Schüler ab zehn Jahren sowie in Gymnasien und Universitäten eingesetzt werden und darüberhinaus ein wertvolles Instrument für den Wissenschaftler sein. Spector: "Für 28 000 Mark bieten wir nicht nur Hardware, sondern auch umfangreiche Software unserer bisherigen Schulprogramme."

Zwei Floppy-Disks

Das Classic-System, mit Bildschirm, Tastatureingabe, Hard-Copy-Drucker und Floppy-Disks ist mit zwei Drucktasten angeblich "kinderleicht" zu bedienen: Ein Knopf zum starten des Systems, ein zweiter zum Programm-Laden. Die Dateneingabe erfolgt über Tastatur. Das Operating-System und die Anwenderprogramme werden auf zwei Floppy-Disks gespeichert; jede faßt 256 00 Zeichen. Das entspricht 1000 Schulbuchseiten. Die Ausgabe erfolgt über Hardcopy-Drucker oder über Bildschirm.

Bis hin zur Simulation

Classic wird in Basic programmiert, darüberhinaus ist ein. Fortran IV-Compiler verfügbar. Das Classic-System ist für den Einsatz in drei Schulbereichen vorgesehen:

1) Einführung in die EDV

2) Drill and Practice

3) Computergesteuerte Entwicklungen (Problemlösungen und Simulation.

Die EDV-Einführung vermittelt dem Schüler Wissen über Möglichkeiten und Grenzen des Computers.

Drill und Practice ist ein reines Übungssystem. Der Computer stellt zum Beispiel in einem Mathematikprogramm durchaus komplexe Fragen. Der Schüler gibt seine Lösung über Tastatur ein. Bei richtiger Antwort wird das Programm fortgesetzt, bei falschen Eingaben gibt es Computer-Hinweise, die endlich zur richtigen Lösung führen.

Mit computergesteuerten Entwicklungen können Modelle und somit auch Simulationen für die Bereiche Informatik, Mathematik, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften erarbeitet werden.

Humanisierung der EDV

Für 50 unterschiedliche Schul-Anwendungen stellt Digital-Equipment Programm-Beschreibungen den Schülern und Lehrern zur Verfügung. Produktmanager Spector beteuert, daß "meine Tochter, ein durchschnittlich begabtes elfjähriges Mädchen, die Unterlagen testet; Bedienungshandbücher werden erst dann in Druck gehen, wenn sich gezeigt hat, daß sie für meine Tochter verständlich sind". Classic soll eine "Humanisierung des Computers" herbeiführen: "Wenn die Schüler beweisen, daß ein Computer kinderleicht zu handhaben ist, und daß es dazu noch Spaß macht, mit ihm zu arbeiten, werden auch die Eltern begreifen, daß der Computer immer mehr ein Teil unseres alltäglichen Lebens wird."