DEC integriert OLE 2.0 in Corba Digital und Microsoft wollen Objektstandards durchsetzen

26.11.1993

MUENCHEN (gfh) - Gemeinsam mit dem NT-Partner Digital Equipment will Microsoft nun seine Technik fuer Object Linking and Embedding (OLE) in die zweite Version des Request-Brokers der Object Management Group (OMG) einbinden.

Aus Sicht von Microsoft kommt der Einbindung von OLE 2.0 in die als offener Standard geltende Common Object Request Broker Architecture (Corba) zentrale Bedeutung zu. Will das Unternehmen Betriebssysteme wie Windows NT und demnaechst auch Cairo als Client-Server-Technologie positionieren, ist es unerlaesslich, dass ihre Funktionalitaet auch in heterogenen Umgebungen erhalten bleibt. Deshalb soll Corba dafuer sorgen, dass Datenveraenderungen, die am Windows-Client vorgenommen wurden, via OLE auch in der zentralen Datenbank zum Beispiel auf dem Unix-Server nachvollzogen werden.

Nun hat Microsoft-Partner Digital Equipment die Aufgabe uebernommen, sowohl das Konzept der OLE-Subsysteme "Common Object Model" (COM) als auch den ebenfalls von Microsoft stammenden Object Remote Procedure Call (ORPC) mit der DEC-Implementation von Corba 2 zu verbinden.

Wird Offenheit als Massstab zugrunde gelegt, hat dieses Konzept jedoch noch Schoenheitsfehler. Zum einen werden mit COM und ORPC zwei proprietaere Microsoft-Produkte eingesetzt. Zum anderen funktioniert bei dieser Vorgehensweise OLE nur dann in heterogenen Umgebungen, wenn jeder Hersteller die Corba-Implementation von DEC einsetzt.

Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass IBM, Hewlett-Packard, Sun und andere DV-Unternehmen ihre bisher entwickelten Objekttechniken zugunsten von DEC und Microsoft aufgeben werden. Daher, so hat die IDG-Schwesterpublikation "Computerworld" erfahren, wollen die beiden Partner ihre Technologien als Corba- Standard bei der OMG vorschlagen. Erst wenn das Open-Systems- Gremium zugunsten des DEC-Microsoft-Konzeptes entscheidet, koennen die Anwender sicher sein, dass OLE und damit die Microsoft- Betriebssysteme kuenftig in vollem Umfang auch in heterogenen Umgebungen funktionieren.

John Rymer, Analyst der Seybold Group, weist aber darauf hin, dass Microsoft an seinem Eigensinn scheitern koennte: "Das Unternehmen vertritt die Position, nichts an OLE zu aendern, um der OMG entgegenzukommen." Es sei jedoch mehr als zweifelhaft, ob der Vorschlag ohne Modifikationen von der DV-Industrie angenommen werde. Andere Brancheninsider fragen sich, ob Microsoft bereit waere, auf die Lizenzen fuer COM und ORPC zu verzichten, die dann ja auch Teil eines offenen Corba-Standards wuerden.