Erneuter Anlauf in einem schwierigen Geschäft:

DEC geht neue Märkte letzt vertikal an

17.01.1986

MÜNCHEN (CW) - Wieder einmal wagt Digital Equipment einen Versuch im kommerziellen Markt. Aufgabe des seit gut 100 Tagen im Amt befindlichen Marketingchefs Ralf Bengsch ist, wie er in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE betonte, vor allem die Öffnung vertikaler Märkte wie Banken- und Versicherungswesen.

Zunächst einmal plant Bengsch eine kräftige Aufstockung des Marketingpersonals. Um fast 50 Prozent auf 65 Mitarbeiter soll die Abteilung in absehbarer Zeit wachsen. Dabei legt das Münchner Headquarter besonderen Wert auf Leute mit Banken- und Versicherungs-Know-how sowie Kenntnissen der öffentlichen Hand und auf Mitarbeiter für die Basisarbeit.

Mit dieser neuen Aktivität will die deutsche DEC-Tochter ihre Wachstumsplanzahlen absichern. Nach den Worten von Bengsch will das Unternehmen Zuwächse, die um rund zehn Prozent über dem Durchschnitt der Mitbewerber liegen, erreichen. Als Hauptaufgabe im zunächst anvisierten Bankenbereich sieht der DEC-Manager die Verbindung der verschiedenen "Ebenen" einer Bank und baut hierbei auf die Kommunikationsfähigkeit der DEC-Produkte, Die DEC-SNA-Verbindung stellte beispielsweise kein Problem dar. Zu tun sei allerdings - trotz der lautstarken Ankündigung Mitte letzten Jahres - noch einiges im Bereich der OSI-Schnittstellen.

Erfolge erhofft sich Bengsch insbesondere mit der Strategie, über die installierte Basis (beispielsweise im Fertigungsbereich) den Weg ins Büro zu finden. Auf jeden Fall stellte All-in-one das Basisprodukt für die neue Vertikalaktivität dar. Dieses Produkt sei früher von DEC "zu breit gestreut" und als "alleinseligmachend" angeboten worden. Dieses Vorgehen werde jetzt korrigiert.

Nur geringe Probleme erwartet der Marketingleiter aufgrund von "Verständnisschwierigkeiten", wie sie bei kommerziellen Anwendern auftreten könnten, wenn sich ein technikorientiertes Unternehmen wie DEC auf dieses Parkett begibt. Zwar räumte Bengsch ein, daß er selbst in den ersten Tagen seiner neuen Tätigkeit mit Verständnisschwierigkeiten im eigenen Haus zu kämpfen hatte, dann aber doch Unterstützung für seine Vorgehensweise gefunden habe.

Keine Angaben konnte er zu der Höhe der Investitionen machen, mit denen die neue Strategie unterstützt werden soll. Man befinde sich derzeit gerade in der Budgetierungsphase für das neue Geschäftsjahr.

Nahezu sibyllinisch äußerte sich der neue Marketingchef zu dem Problem der Nebenstellenanlagen (ohne die ein Bürokommunikationssystem nur schlecht an den Mann gebracht werden kann, die DEC aber kaum selbst entwickeln wird) und zu Partnerschaften in diesem Sektor: "Sinnvolle Kooperationen werden im Auge behalten und geplant werden."