Ex-IBMer Bruce Claflin als starker zweiter Mann

DEC-Chef Palmer organisiert sein Unternehmen um

11.04.1997

DECs Systems Business Unit und Personal Computer Business Unit werden als eigenständige Geschäftseinheiten aufgegeben und in den neuen Geschäftszweig Digital Products Division überführt. Gewinner dieser Restrukturierung scheint der Ex-IBMer Bruce Claflin zu sein. Er rangiert jetzt als Nummer zwei hinter Palmer.

Die Vertriebs- und Marketing-Aktivitäten werden in einer weltweiten Sales- and Marketing-Group zusammengefaßt. Dieser steht Claflin als Vice-President und General Manager vor. Der Manager mit 22jähriger Laufbahn bei Big Blue heuerte 1995 bei DEC an und war dort mit gleichem Titel für die jetzt als Geschäftseinheit aufgelöste Personal Computer Business Unit zuständig.

Harald Copperman, bislang als Vice-President und General Manager der Systems Business Unit zuständig, zeichnet künftig mit gleicher Positionsbezeichnung verantwortlich für die Digital Products Division. In diesem Geschäftsbereich werden die Entwicklungs- und Produktionsaktivitäten der bislang getrennten PC- und Workstation-Gruppen zusammengefaßt.

Mit der Reorganisation revidiert Palmer seine vor drei Jahren getroffene Entscheidung, nach der Manager für einzelne Produktbereiche, deren Vertrieb sowie dazugehörige flankierende Maßnahmen zuständig waren. Palmer hatte in diesem Organisationsschema acht unterschiedliche Geschäftsbereiche etabliert. Jetzt sollen diese ehedem dezentralisierten Einflußsphären wieder konzentriert werden.

Zwar offiziell nicht als solche deklariert, kommt Claflins neue Stellenbeschreibung nach Meinung vieler Insider einer Beförderung zur Nummer zwei hinter Palmer gleich. Palmer hatte nach der Demission von Enrico Pesatori im Juli 1996 offiziell keinen neuen zweiten Mann benannt.

In dem ab Anfang Juli gültigen Organigramm wird John Rando als Vice-President und General Manager Topmann der Digital Service Division sein, William Strecker Technischer Direktor der Digital Product Division, der an Copperman berichtet. Strecker bleibt Chief Technical Officer und Vice-President der Corporate Strategy and Technology Group.

DEC war in den 80er und beginnenden 90er Jahren hinter der IBM weltweit die Nummer zwei der Computerunternehmen. Mittlerweile haben sowohl Hewlett-Packard (HP) als auch Compaq DEC überholt. Und der Niedergang der Firma setzt sich fort: Im zweiten Geschäftsquartal (Ende: 28. Dezember 1996) rutschte der Umsatz im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um 15 Prozent auf 3,36 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank im letzten Vierteljahr 1996 gegenüber 1995 von 148,8 auf 31,9 Millionen Dollar. Analysten überraschte und beunruhigte insbesondere, daß der Einnahmenrückgang in DECs bestem Quartal, dem letzten Vierteljahr 1996, stattfand.