VAX 4000 ersetzt MicroVAXen 3800 und 3900

DEC betont die verteilte DV und das Client-Server-Prinzip

27.07.1990

BOSTON/MÜNCHEN (jm) - Mit der neuen VAX 4000 Modell 300, die auf der DECworld '90 vorgestellt wurde, unterstreicht Digital Equipment sein Konzept, DV-Strukturen nach dem Client-Server- und dem verteilten Datenverarbeitungs-Prinzip zu organisieren.

Der härtere Wind, der dem Computerhersteller aus Maynard seit dem vergangenen Jahr entgegenbläst, ist für den DEC-Präsidenten Ken Olsen Grund genug, seine Käuferschicht zunehmend im mittleren Bereich zu orten. "Die richtige Verteilung von Computer-Ressourcen bei gleichzeitigem Schutz bestehender Investitionen sind Anforderungen des Anwenders", begründet er die neue Ausrichtung seines Hauses.

Dementsprechend sieht DEC in Zukunft bei Unternehmen vorherrschend Server-Strukturen, die verteilte Datenbestände verwalten und dabei unterschiedliche Betriebssysteme bedienen können, voraus. Auf eine Unterscheidung in Server- oder Mini-Rechner wollte sich Olsen nicht einlassen: "Wer einen Mini will, kann sich die VAX 4000 kaufen. Soll's ein Server sein, ist eine VAX 4000 ebenfalls eine gute Wahl."

Der neue Rechner soll nach dieser Logik sowohl als Time-Sharing-Computer oder Server für PCs und Workstations als auch als Dual-Host- und Echtzeit-System einsetzbar sein. Ausgerüstet ist es mit der von der VAX 6000 Modell 400 bekannten 8-VUP-CPU (VAX units of performance). Neu sind drei RISC-Prozessoren, die der CPU Platten-I/O- und Kommunikationsaufgaben des Ethernet-Datenverkehrs abnehmen.

Zwei DSSI-Controller (Digital Storage Systems Interconnect), die über zwei RISC-Prozessoren (10 MIPS) direkt auf dem CPU-Modul implementiert sind, schaffen nach Angaben von DEC bis zu 800 Plattenzugriffe pro Sekunde, was sich zu einem Gesamtdurchsatz von 1600 Zugriffen pro Sekunde summiert.

Auf dem CPU-Modul aufgebracht ist auch ein Ethernet-Interface mit einem weiteren 10-MIPS-RISC-Chip, der eine Leistung von 9 Mbit pro Sekunde erreicht und dabei die Kommunikationsfunktion vom Q-Bus der VAX abzieht.

Leistungsmäßig übertrifft die VAX 4000 die von ihr abgelöste MicroVAX 3900 um etwa das Doppelte. Um den gleichen Faktor höher ist auch die Speichererweiterbarkeit. Bis zu 128 MB Arbeitsspeicher in 32-MB-Schritten und ECC-Technologie (Error Correcting Code) kann der Anwender implementieren.

Maximal 28 Speicherperipherie-Einheiten - jeweils sieben kommen auf einen der vier DSSI-Adapter - lassen sich nutzen. DEC bietet neue "RF31" Plattensysteme mit 381 MB an, außerdem kündigte man für die Zukunft ein Disk-System aus der RF-Serie an, das bis zu 1 GB Kapazität aufweisen solle. Anwender können darüber hinaus RA-Laufwerke verwenden, die auf den Q-Bus zugreifen. Als Backup-Medium dient ein 297-MB-Bandgerät "TK70". Als Alternative gibt es das DAT-Laufwerk (Digital Audio Tape) "TLZ04" mit 1,2 GB Speicherplatz.

Der neue Rechner verknüpft verschiedene Betriebssystem-Umgebungen: DECs "Lanworks" und VMS/Ultrix-Connection-Softwareprodukte verbinden Macintosh- und OS/2-Systeme, Suns Unix-Workstations und Digitals VMS- und Ultrix-Rechner.

Die VAX 4000 Modell 300 läßt sich auch als Dual-Host-Kombination konfigurieren. Zu diesem Doppelrechner erhält der Anwender die Software "VAX/VMS Shadowing Phase II", einen zweiten Ethernet-Anschluß sowie eine Stromversorgung, die gegen Energieausfall abgesichert ist.

Grundausstattungskonfigurationen umfassen ein CPU-Modul, einen 32-MB-Arbeitsspeicher, ein 600-Watt-Netzteil, vier Speichereinschübe für 5 1/4-Zoll-Laufwerke, sieben Q-Bus-Erweiterungssteckplätze, drei Speicherslots, eine DECnet-VAX-Lizenz und VMS oder eine VAXeln-Target-Lizenz.

Eine Grundversion für bis zu 40 anzuschließende Benutzer kostet laut Unternehmen etwa 220 000 Mark. Für die Server-Version zahlt man 154 000 Mark.

Außerdem stellt der amerikanische Hersteller Migrationsmöglichkeiten von der MicroVAX II, 3500/ 3600 und VAX 11/750 respektive /780 auf die VAX 4000 zu Preisen ab etwa 110 000 Dollar bereit.