Minicomputerhersteller werden von oben und unten her in die Zange genommem

DEC bekommt Druck der Mikros zu spuren

19.08.1983

MÜNCHEN (nw) - Die Wachstums-Champions der 70er Jahre, die Minicomputerhersteller, müssen Federn lassen. Jüngstes Beispiel: Marktführer Digital Equipment Corp. Zunehmender Wettbewerbsdruck, steigende Kosten für neue Produkte sowie Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen stoppten die Erfolge vergangener Jahre. Zwar kann das Unternehmen im Geschäftsjahr 1983 zum 2. Juli immer noch eine Umsatzwachstumsrate von zehn Prozent vorweisen, doch sanken die Gewinne erstmals seit 13 Jahren - und dies gleich um 32 Prozent.

Über die künftige Entwicklung der Gesellschaft gehen die Meinungen der Branchenexperten auseinander. Die einen sagen, das Unternehmen habe das Schlimmste hinter sich, während andere unken, daß DEC nie wieder an die rasante Entwicklung vergangener Jahre anknüpfen könne.

Wie die US-Marktforscher der Gartner Group festgestellt haben, bekommen Minicomputeranbieter von allen Seiten Konkurrenz: Mikros mit ihren wachsenden Möglichkeiten und die immer billiger werdenden Großcomputer stellen für Anwender oft eine echte Alternative dar. Daher legt man auch bei DEC besonderen Wert auf neue Produkte und Kundenberatung, um den Verkauf wieder zu beleben. Insgesamt investierte der Mini-Spezialist 550 Millionen Dollar in Forschung und Entwicklung, 12,8 Prozent vom Umsatz. Im Jahr zuvor waren es nur neun Prozent.

In der Bundesrepublik stiegen die Einnahmen 1983 von 434,7 Millionen Mark auf 461,4 Millionen Mark. Dies entspricht einer Zuwachsrate von 6,1 Prozent (Vorjahr: 21,6 Prozent), während europaweit ein Umsatzwachstum von elf Prozent auf 1, 1 18 Milliarden Dollar verzeichnet werden konnte. Als Ursache für das im Verhältnis zu den europäischen Schwestern schlechtere Abschneiden der deutschen Tochtergesellschaft nennt DEC-Chef Willi Kister eine "produktbedingte Problematik", Man habe gerade die Teile bestellt, die im nachhinein nicht lieferbar waren und sei dadurch in Lieferschwierigkeiten geraten.

Für das laufende Geschäftsjahr äußert sich Kister deutlich optimistischer. Anlaß dafür gebe die im Geschäftsjahr 1983 erfreulich gestiegenen Auftragseingänge. Auch stünden jetzt keine Lieferengpässe mehr im Wege. Zudem seien die Marketingaktivitäten neu gegliedert und als Folge ein Geschäftsbereich eingerichtet worden, der sich ausschließlich um den Verkauf von kommerziellen Systemen kümmern könne.

Insgesamt steigerte die Corp. ihre Umsätze weltweit von 3,88 Milliarden auf 4,272 Milliarden Dollar. Der Gewinn nach Steuern betrug 283,6 Millionen Dollar gegenüber 417 Millionen Dollar im Jahr zuvor. Damit erwirtschaftete das Unternehmen eine Umsatzrendite im jetzt abgeschlossenen Geschäftsjahr in Höhe von 6,6 Prozent gegenüber 10,7 Prozent im Jahr zuvor.