Debis-Tochter hat die "Null-Linie" im Visier Systemhaus gibt die Hoffnung auf den Break-even nicht auf

28.10.1994

STUTTGART (hv) - Manfred Gentz, Vorstandsvorsitzender der Debis AG, umschrieb die Geschaeftserwartung der Tochtergesellschaft Debis Systemhaus GmbH fuer 1994 eher vorsichtig: Das Ergebnis bewege sich "unserer Planung entsprechend auf die Null-Linie zu". Bereits 1992 und 1993 hatte das Systemhaus ein ausgeglichenes Resultat angestrebt, aber nicht erreicht.

Der Debis-Sprecher machte vor der Presse keinen Hehl daraus, dass die Geschaefte der Systemhaus-Bereiche Industrie und Produkte noch immer nicht so florieren, wie es sich die Muttergesellschaft vorstellt. Dennoch sei die Entwicklung der Einnahmen beim Systemhaus insgesamt zufriedenstellend: Bis Ende August dieses Jahres zaehlte die IT-Servicegesellschaft einen Umsatzzuwachs von sechs Prozent. Allerdings liegt diese Zahl deutlich unter dem Resultat der Debis AG insgesamt, die in diesem Geschaeftsjahr bisher ein Umsatzplus von rund 19 Prozent (7,1 Milliarden Mark) erzielte.

Nach "langen und schwierigen Verhandlungen", so fuehrte Gentz aus, habe sich die Debis AG vor einigen Monaten mit der Cap Gemini Sogeti auf eine neue Anteilseignerstruktur am Systemhaus verstaendigt. Besass Cap Gemini bisher 49 Prozent der Systemhaus- Tochter Cap Debis Software und Systeme GmbH, so nennen die Franzosen heute einen Anteil von 19,6 Prozent am gesamten Systemhaus ihr eigen. Die restlichen 80,4 Prozent sind in Besitz der Debis AG.

Gentz betonte, es habe sich um einen "wertgleichen Anteilstausch von der alten Cap Debis zum Debis Systemhaus" gehandelt. Die Beteiligung von Cap Gemini an der Daimler-Enkelin sei unter dem Strich nicht hoeher geworden. Man muss jedoch kein Insider sein, um zu wissen, dass die "franzoesischen Freunde" - Gentz benutzte diesen Ausdruck mehrfach - mit der Leistung von Cap Debis alles andere als zufrieden waren.

Verschmelzung von CCS und Cap Debis erfolgreich

Fuer sie war die Beteiligung an der defizitaeren Systemhaus-Tochter ein "finanzieller Fehlschlag", wie sich Cap-Gemini-Vice-President Paul Hermelin Anfang 1994 im Gespraech mit dem britischen Branchendienst "Computergram" ausgedrueckt hatte.

Debis hat dieses Problem offenbar mit der Verschmelzung der frueheren Systemhaus-Bereiche Computer Communication Services GmbH (CCS) und Cap Debis Software & Systeme GmbH elegant aus der Welt geschafft: Nun ist Cap Gemini nicht mehr nur an den Verlusten von Cap Debis beteiligt, jetzt profitieren die Franzosen auch von den Gewinnen der erfolgreicheren Outsourcing-Gesellschaft CCS.

Die Zusammenarbeit mit den Franzosen sei leichter geworden und habe sich vertieft, liess sich Gentz denn auch vernehmen. Ob sich die Beteiligungsverhaeltnisse zwischen Cap Gemini und dem Systemhaus noch einmal veraendern, wollte der Vorstandssprecher nicht vorhersagen.

Ueberhaupt liess der Debis-Chef einige Fragen offen. Unklar blieb etwa, wie sich im naechsten Jahr die Kooperation zwischen der Debis AG und der Cap-Gemini-Mutter Sogeti S.A. weiterentwickelt - Debis besitzt zur Zeit 34 Prozent der Anteile. Eine Entscheidung darueber, ob die Beteiligung erhoeht oder wieder zurueckgenommen werde, falle fruehestens 1995 oder 1996. Bis dahin habe man noch viel Zeit zum nachdenken.

Ausweichend antwortete der Debis-Chef auch auf die Frage, wann und an wen das Systemhaus die Verwaltung seines physikalischen Datennetzes auslagern werde. Hinter vorgehaltener Hand war jedoch zu erfahren, dass die Gespraeche mit der Frankfurter Telekom-Tochter DeTeSystem GmbH sehr weit gediehen sind. Allerdings warteten die Partner offenbar noch immer auf die notwendige kartellrechtliche Zustimmung (siehe CW Nr. 29 vom 22. Juli 1994, Seite 2).