IT-Dienstleister erwartet weitere Wachstumssprünge

Debis Systemhaus sagt EDS in Europa den Kampf an

08.05.1998

Das Debis Systemhaus will EDS als Europas derzeit größtem herstellerunabhängigem IT-Dienstleister den Rang ablaufen. Dazu muß der über die Debis AG zum Daimler-Benz-Konzern gehörende IT-Servicespezialist allerdings gewaltige Fortschritte außerhalb Deutschlands machen.

Bei einem Gesamtumsatz von 3,155 (Vorjahr: 2,397) Milliarden Mark im abgelaufenen Geschäftsjahr nimmt sich der Auslandsanteil von 557 Millionen Mark trotz einer Steigerung um 86 Prozent gegenüber 1996 noch mehr als bescheiden aus. Ein Grund dafür ist die seit 1991 bestehende Verflechtung mit dem französischen Software- und Serviceriesen Cap Gemini gewesen, die es den Schwaben nicht erlaubte, in den westeuropäischen Ländern eine Full-Service-Strategie zu fahren. Angeboten werden durften nur Outsourcing-Leistungen.

Seit Mitte 1997 ist das Debis Systemhaus aber von diesen Fesseln befreit. Cap Gemini verkaufte seinen 19,6-Prozent-Anteil am Debis Systemhaus an die Debis AG, die nunmehr 100prozentige Muttergesellschaft des IT-Service-Anbieters ist. Im Gegenzug holten sich die Franzosen die bestehende 25-Prozent-Beteiligung von Debis AG an Cap Gemini zurück.

Jetzt möchte Achinger europaweit expandieren. Daß aber organisches Wachstum und große Aufträge allein nicht ausreichen werden, um EDS die Position als führendem herstellerneutralem IT-Dienstleister in Europa streitig zu machen, ist ihm bewußt. Akquisitionen sollen hinzukommen. Der Debis-Systemhaus-Chef liebäugelt mit dem Aufkauf von kleineren Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern, die "uns in unseren angestammten Märkten, aber auch in den Ländern, in denen wir noch nicht so stark sind, voranbringen".

Gerade sind die Schwaben in der Schweiz fündig geworden. Rückwirkend zum 1. April 1998 wurde über die Schweizer Tochter Atag Debis Informatik die Sysag-Fürrer Informatics AG, Basel, übernommen. Sysag, die künftig als Atag Debis Desktop Services firmiert, beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und erzielte - hauptsächlich mit Desktop-Services - zuletzt einen Umsatz von 100 Millionen Franken.

Darüber hinaus will Debis auch das Engagement in anderen Regionen deutlich ausbauen, wobei sich Achinger diverse Marktzutritte vor allem durch die Zugehörigkeit zum Daimler-Benz-Konzern verspricht. 1997 gründete Debis Systemhaus Niederlassungen in Dänemark, Spanien, Südafrika und Nordamerika, für dieses Jahr sind Vertretungen in Brasilien, Japan, Singapur, Ungarn und Rußland geplant. Dabei dürften aber gerade die Aktivitäten in Asien erst mittelfristig Geld bringen: "Dort ist die Dienstleistungsmentalität lange nicht so ausgeprägt wie in den USA."

Größte Genugtuung herrscht bei Achinger darüber, daß die Abhängigkeit vom Mutterkonzern Daimler-Benz weiter zurückgeht. Tatsächlich hatte der IT-Dienstleister davon vor allem in den ersten Jahren nach der Gründung 1990 komfortabel gelebt, mußte dafür allerdings immer wieder die Frotzeleien der Wettbewerber einstecken, Debis Systemhaus sei vor allem ein Innendienstleister, der sich nur durch die Aufträge des Automobilriesen über Wasser halte. Sichtlich zufrieden vermeldete Achinger nun, daß der Anteil des konzerninternen Geschäfts im vergangenen Jahr nur noch 36 Prozent ausgemacht habe. Dagegen seien die Umsätze mit Fremdkunden auf mehr als zwei Milliarden Mark gestiegen, was gegenüber den knapp 1,4 Milliarden Mark vom Vorjahr ein Plus von gut 46 Prozent bedeute.

Größter Umsatzbringer war im zurückliegenden Geschäftsjahr einmal mehr der Outsourcing-Bereich, sprich: der Betrieb von Rechenzentren, Anwendungen und Netzen. Er steuerte 1,941 (Vorjahr: 1,445) Milliarden Mark zum Gesamtumsatz bei und verzeichnete mit 34 Prozent das stärkste Wachstum. Mit Softwareprojekten nahm das Debis Systemhaus 1,078 Milliarden Mark ein - nach den 846 Millionen von 1996 -, und das Beratungsgeschäft kam auf 136 (Vorjahr: 106) Millionen Mark. Hier trugen die SAP-Consulting-Aktivitäten mit zirka 120 Millionen Mark den Löwenanteil bei. Zusammen mit dem Betreibergeschäft erzielte das Debis Systemhaus im SAP-Umfeld rund 400 Millionen Mark Umsatz.

Keine konkreten Angaben machte Achinger zum Gewinn. Noch im vergangenen Jahr hatte das Debis Systemhaus einen Betriebsgewinn von rund 74 Millionen Mark bekanntgegeben. Diesmal beschränkte sich Achinger darauf zu versichern, daß der operative Profit überproportional zum Umsatz gestiegen sei und das Ergebnis weit über Plan gelegen habe.

Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.