Erneut Gerüchte um Aufstockung des Debis-Anteils an Cap Gemini

Debis Systemhaus macht nun im Ausland mobil

09.05.1997

Insgesamt kam der nach eigenem Bekunden größte deutsche herstellerunabhängige IT-Dienstleister 1996 auf einen Umsatz von 2,397 Milliarden Mark, was gegenüber den Vorjahreseinnahmen von 1,999 Milliarden Mark einem Plus von 19,9 Prozent entspricht. Den erstmals ausgewiesenen Operating Profit - der gesamte Daimler-Konzern erstellt seinen Jahresabschluß mittlerweile nach der amerikanischen Rechnungslegung US GAAP (United States Generally Accepted Accounting Procedures) - konnte man mit 74 Millionen Mark gegenüber den für 1995 rückwirkend errechneten 25 Millionen Mark nahezu verdreifachen.

Eine Steigerung verzeichnete Debis Systemhaus auch beim Drittkundengeschäft. Es steuerte 1996 rund 58 (Vorjahr: 52) Prozent zum Gesamtumsatz bei. Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil mit internen Daimler-Benz-Geschäften auf 42 (48) Prozent. Karl Heinz Achinger, Vorsitzender der Geschäftsführung, bemerkte denn auch zufrieden: "Wir entwickeln uns immer mehr zum Fremddienstleister."

Stärkster Umsatzbringer sind nach wie vor die Outsourcing-Aktivitäten - sprich: der Betrieb von Rechenzentren und Kommunikationsnetzen. Hier wurden Einnahmen in Höhe von 1,445 (1,21) Milliarden Mark erzielt, was 60,3 Prozent der Gesamteinkünfte ausmacht. Der Umsatz mit Softwareprojekten belief sich auf 846 (700) Millionen, die Beratungseinnahmen auf 106 (90) Millionen Mark. Dazu trug das SAP-Consulting-Geschäft rund 60 Millionen Mark bei, was laut Achinger gegenüber 1995 eine Steigerung von 20 Prozent bedeutete.

Schwer tut sich der schwäbische IT-Dienstleister indes noch immer bei seinen Aktivitäten im Ausland. Mit den Tochtergesellschaften in England, Frankreich, Benelux, Italien, Österreich und in der Schweiz erwirtschaftete Debis Systemhaus 1996 rund 300 Millionen Mark. Dies entspricht gegenüber den 1995 erzielten 252 Millionen Mark zwar einem Plus von 19 Prozent, nimmt sich aber mit einem Anteil von 12,5 Prozent am Gesamtumsatz mehr als bescheiden aus. Bis zum Jahr 2001 soll sich das allerdings grundlegend ändern.

Dann nämlich, so Achingers ehrgeiziges Ziel, will man im Ausland etwa 1,8 Milliarden Mark an Umsätzen generieren, was rund einem Drittel der gesamten Erlöse entsprechen soll.

Internationalisierung ist demzufolge derzeit bei den Schwaben das beherrschende Thema. So sollen nach Auskunft von Achinger sowohl die internationalen Vertriebskapazitäten für Großkunden als auch die Präsenz im Ausland deutlich ausgebaut werden. "Im ersten Quartal 1997 haben wir bereits Tochtergesellschaften in Spanien, den USA und Südafrika gegründet", erklärte der Debis-System-Chef. Eine Gesellschaft in Budapest befinde sich derzeit im Aufbau; weitere Dependancen in Japan und Brasilien sollen folgen.

Gerade die verstärkte Etablierung von Ländergesellschaften außerhalb Westeuropas und der USA tut not, denn in diesen beiden Regionen kann Debis Systemhaus keine Full-Service-Strategie fahren, sondern muß sich aufgrund der seit 1991 bestehenden Allianz mit dem französischen Software- und Beratungsspezialisten Cap Gemini auf Outsourcing-Leistungen beschränken.

Derzeit laufen, wie es in Stuttgart hinter vorgehaltener Hand heißt, die Verhandlungen über die beabsichtigte Anteilsaufstockung der Debis AG an Cap Gemini auf Hochtouren. Die 100prozentige Daimler-Benz-Tochter, die 80,4 Prozent am Debis Systemhaus hält, ist seit Anfang 1996 nach einer Neuordnung der Aktionärsstruktur mit knapp 25 Prozent einer der Hauptgesellschafter der französischen Unternehmensgruppe. Cap Gemini wiederum besitzt einen Anteil von 19,6 Prozent am Debis Systemhaus.

Schon seit Monaten liebäugelt Debis mit einer Aufstockung der Anteile an Cap Gemini, nachdem man von der von Daimler-Benz 1991 aushandelten Option, bis Januar 1996 die Mehrheit an dem französischen IT-Dienstleisters übernehmen zu können, aufgrund dessen jahrelangen Verluste keinen Gebrauch gemacht hatte. Erst im Geschäftsjahr 1995 war Cap Gemini mit umgerechnet 15 Millionen Mark wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, hat sich seitdem finanziell und geschäftlich aber immer mehr erholt. Die Höhe der geplanten Anteilsaufstockung seitens der Debis AG wollte Achinger indes genausowenig preisgeben, wie er sich festlegte, wann - und ob überhaupt - es zu einer Erhöhung kommt. Sein lakonischer Kommentar: "Alles ist möglich. Es ist nur eine Frage des Geldes..

*Beate Kneuse ist freie Fachjournalistin in Stuttgart.