Neuer Geschäftsbereich gegründet

Debis sucht den Einstieg ins Banken- und Finanzgeschäft

16.10.1992

MÜNCHEN (hv) - Der Expansionsdrang der Daimler-Benz-Enkelin Debis Systemhaus GmbH scheint ungebrochen: Jüngster Streich ist die Gründung des neuen Geschäftsbereichs Banken und Finanzsysteme. Das nötige Know-how hat sich der Konzern beim Bankenspezialisten Digital-Kienzle eingekauft.

"Wir wollen den Unternehmen helfen, von ihren proprietären Systemen wegzukommen", nennt Bereichsleiter Helmut-Gsänger die Zielsetzung des neuen Geschäftszweiges. Herstellerspezifische Systeme von Kienzle, Nixdorf, Philips oder Siemens seien noch überall installiert, es bestehe also ein hoher Ablösungsbedarf.

Gsänger gilt mit seiner 19jährigen Berufserfahrung in Diensten von Kienzle, Mannesmann-Kienzle und zuletzt Digital-Kienzle als "alter Hase" im Finanzgeschäft. Erst als Anfang 1992 auf Initiative von Digital Equipment deren Abteilung Finanzen und Versicherungen mit denen von Digital-Kienzle und Philips zu einer neuen Gruppe Finanzwirtschaft zusammengelegt wurde, entschied sich der Bankenprofi "aus persönlichen Gründen" dafür, zu Debis zu wechseln. "Ich habe keine Mitarbeiter mitgenommen", bemüht sich Gsänger den Eindruck zu verwischen er habe Fachpersonal von Digital-Kienzle abgeworben. Tatsache ist jedoch, daß heute "einige Mitarbeiter" beim neuen -Debis-Geschäftsbereich arbeiten, die früher bei Digital-Kienzle beschäftigt waren.

Auch an der Kundenbasis des Bankenverbundes scheint Gsänger partizipiert zu haben - zumindest räumt er ein, daß erschon in der Startphase des neuen Geschäftsbereichs über einige "gute Kunden" verfügt.

Ob Gsänger nun Geschäftsführer einer eigenständigen GmbH innerhalb des Debis Systemhauses oder "nur" Bereichsleiter wird, ist noch unklar.

Bisher steht lediglich fest, daß der Geschäftszweig dem Dienstleistungssektor bei Debis zugeordnet wird. "Es besteht aber die Tendenz, daß eine eigenständige GmbH daraus wird", berichtet der Banken-Profi.

Die Zielsetzung des neuen Debis-Geschäftszweiges bestehe darin, als "herstellerunabhängiger Systemintegrator" für Banken zu agieren.

Als OEM-Partner soll die Hardware verschiedener Anbieter zusammen mit entsprechender Software - zum Teil mit Standardprodukten, zum Teil mit Eigenentwicklungen - vermarktet werden. Debis will die Systeme aller Anbieter, die im Bankenbereich "einen Namen haben", verkaufen und installieren.

Die Schwerpunkte der Dienstleistungen werden in den Bereichen Schalterverkehr, Selbstbedienung, Zahlungsverkehr, Electronic Banking, Wertpapier- und Handelssysteme, Bürokommunikation sowie Netzwerke liegen. Gsänger schränkt jedoch deutlich ein: "Wir betreiben keine weltweiten Netzwerke", der Schwerpunkt werde auf den Schalter- und Zahlungsverkehr gelegt.