Ausbau der Sprach- und Datennetze sowie MHS-Einführung

DDR und Bundesrepublik legen die Telecom-Marschroute fest

27.04.1990

BONN (CW) - Die DDR und die Bundesrepublik Deutschland rücken im Telecom-Bereich immer enger zusammen. Jüngste Aktivitäten sehen unter anderem eine "Kooperationsgemeinschaft" der beiden Fernmeldeverwaltungen und eine Zusammenarbeit zwischen dem DFN, der Akademie für Wissenschaften und der Technischen Universität in Dresden vor.

Die jetzt vereinbarte Zusammenarbeit von Telekom und DDR-Post soll zu einem schnellen Ausbau der Telecom-Infrastruktur im Nachbarland führen. Nach gemeinsamer Einschätzung erfordert allein der Ausbau des DDR-Telefonnetzes einen Finanzaufwand von mehr als 30 Milliarden Mark. Weitere Mittel sind für andere Kommunikations-Dienste, Datenübertragungen und Mobilfunk erforderlich.

Die Planungen sehen die Einrichtung eines gemeinsamen Arbeits- und Koordinationsausschusses mit Sitz in Berlin (Ost) vor, der die Tätigkeit deutsch-deutscher Arbeitsgruppen in den Bereichen Telefondienst, Text- und Datendienste, Netzausbau, Mobilfunk, Fernsehversorgung, Personal, Finanzen und Einkauf steuern soll.

Speziell für den Einsatz von Electronic Mail in der DDR haben sich der Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes - kurz DFN - in Berlin (West), das Institut für Informatik und Rechentechnik (IIR) der Akademie der Wissenschaften in Berlin (Ost) und die Technische Universität Dresden zusammengetan.

Das von ihnen geplante Projekt soll dazu dienen, bereits kurzfristig eine Anbindung der regionalen Rechenzentren an das Deutsche Forschungsnetz über Rechnerdialog und über Message-Handling zu realisieren.

Die TU Dresden nimmt im Rahmen der Kooperation die Interessen der Hochschulen und Fachhochschulen der DDR wahr, das IIR tritt für die Anliegen der Akademie mit ihren Einrichtungen ein.

Es ist vorgesehen, das Paketvermittlungs-Netz des DFN zu erweitern und gleiche Leistungsmerkmale wie in der Bundesrepublik anzubieten. Dieses Ziel ist erst mittelfristig erreichbar, da die DDR bislang über kein derartiges Netz verfügt und auch die dortige Infrastruktur keine ausreichende Basis für eine Projektrealisierung abgibt. Hier müssen der DFN und seine Partner auf den zwischen den Fernmeldeverwaltungen vereinbarten Ausbau von Datex-P-Diensten warten.

Als Übergangslösung, die sich zu einem späteren Zeitpunkt übernehmen läßt, werden nun bis zum Herbst dieses Jahres die regionalen Zentren der DDR-Forschung über Dialog- und Electronic-Mail-Dienste mit den Großräumen Berlin, Dresden, Leipzig/Halle, Rostock und Magdeburg an das Deutsche Forschungsnetz angebunden. Damit steht 23 000 DDR-Forschern der Zugang zu den westlichen Datenbanken offen.

Das Bundesministerium für Forschung und Technologie, das die jetzt getroffenen Vereinbarungen als Grundsteinlegung für die Realisierung eines gesamtdeutschen Forschungsnetzes ansieht, unterstützt das Kooperationsvorhaben des DFN-Vereins mit zirka 1,5 Millionen Mark.