"Tag der Befreiung" ohne Wodka?

DDoS-Attacke unterbricht russische Alkohol-Lieferkette

09.05.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Im Cyberkrieg gegen die Invasoren aus Russland haben Hacker aus der Ukraine nun offenbar einen empfindlichen Nerv getroffen: Die Versorgung mit Wodka und anderen Spirituosen.
Wegen einer von ukrainischen Hackern lahmgelegten Lieferkette könnten die Feiern zum 9. Mai teilweise ernüchternd verlaufen.
Wegen einer von ukrainischen Hackern lahmgelegten Lieferkette könnten die Feiern zum 9. Mai teilweise ernüchternd verlaufen.
Foto: Danila2332 - shutterstock.com

Wie das russische Nachrichtenportal Vedomosti berichtet, haben ukrainische Hacktivisten am 2. und 3. Mai mit DDoS-Angriffen die zentrale russische Alkoholvertriebsplattform EGAIS lahmgelegt. Das hatte entsprechende Konsequenzen für den Transport und die Verteilung von alkoholischen Getränken an die Verkaufsstellen, da alle Hersteller und Händler ihre Lieferungen auf dem Portal registrieren müssen. Der Ausfall betraf vor allem den Wodka-Vertrieb, aber auch Weinfirmen berichteten von Störungen.

Als Resultat hätten viele Fabriken beschlossen, die Lieferungen an die Lager vollständig einzustellen und ihre Produktion zu drosseln, da sie mit nicht ausgelieferten Produkten überfüllt sind und keine weiteren mehr aufnehmen können, berichtet Vedomosti. Restaurants, Geschäfte und Einzelhändler wiederum könnten keine Quittungen für bereits erhaltenen Alkohol hochladen.

Berichten zufolge wurden drei zu der Plattform gehörende Websites egais.ru, service.egais.ru und check.egais.ru von DDoS-Angriffen heimgesucht. Bei einer Überprüfung am 4. Mai meldeten zwei EGAIS-Seiten die Fehlermeldung "Der Server antwortet nicht mehr", und die dritte Seite funktionierte nicht. Mittlerweile scheinen die Websites laut Downtime Radar aber wieder zu funktionieren.

Ukrainische IT-Armee erklärt sich verantwortlich

Ukrainische Hacktivisten, insbesondere die Gruppe Disbalancer, bekannten sich zu der Cyberattacke und kündigten an, weitere Angriffe auf die Plattform zu planen. Es ist erwähnenswert, dass die ukrainische IT-Armee über ihren Telegram-Kanal bereits angekündigt hatte, EGAIS-Server anzugreifen, darunter die Portale check.egais.ru, egais.ru und service.egais.ru.

Die ukrainische IT-Armee ist eine spezielle Cybertruppe, die Freiwillige aus der ganzen Welt rekrutiert, um Cyberangriffe gegen russische Infrastrukturen/Einrichtungen zu starten. Die Bildung dieser ansonsten illegalen Task Force wurde von ukrainischen Regierungsvertretern im Februar 2022 bekannt gegeben.