Gastkommentar

DBMS:Schönheit zählt nicht

16.12.1998
Lindsay Peat Marketing Manager, Software AG, Darmstadt

Wenn sich Freunde der objektorientierten Datenbanken (OODBMS) zu Wort melden, werden sie gern philosophisch: Objekte würden die reale Welt besser beschreiben als "flache" Tabellen; die Wirklichkeit sei nun einmal nicht zweidimensional, sondern komplex, weshalb die OODBMS das Werkzeug sei, um Daten vorzuhalten.

Da werden Datenbanken in einem merkwürdigen Evolutionsprozeß gesehen, in dem immer die "nächsthöhere Stufe" die vorhergehende ablöst, als wären die Fische mit dem Auftreten der Vögel ausgestorben. Tatsächlich ist die reale Welt weder flach wie eine Tabelle noch auf die Art komplex, die eine Klassenbibliothek kennzeichnet; beides sind IT-fähige Abstraktionen, und für beide gibt es passende und weniger passende Anwendungsfälle.

Wer beim Blick aus dem Fenster lauter "Objekte" sieht und meint, das wäre nun keine mehr oder minder treffende Abstraktion, sondern wirklich so, der ist nicht weniger betriebsblind als der Kollege, der glaubt, ohne Relationengeflecht würde der Globus auseinanderbrechen.

Leider ist dieser Dogmenstreit zwar sinn-, aber nicht folgenlos. Und damit kommt die Realität in Gestalt des Anwenders ins Spiel: Der mißtraut Sichtweisen, die sich im Besitz eines exklusiven Zugriffs auf die Realität glauben. Beim Blick in die eigene IT-Abteilung kann er überdies festellen, daß seine bisherige Perspektive so falsch nicht gewesen sein kann. Vielleicht liegt hier eine der Ursachen für die immer noch geringe Verbreitung der OODBMS in der IT-Wirklichkeit? Womöglich ist die reale Welt nämlich noch komplexer, als es sich so mancher träumen läßt? Letztlich zählen nur die Kosten eines DBMS, nicht die Schönheit des zugrundeliegenden Datenmodells.