Plenum GmbH bezweifelt den Nutzen von Systemparameter-Änderungen:

DB2-Tuning obliegt dem Anwendungsentwickler

27.01.1989

WIESBADEN (qua) - Relationale Datenbanksysteme gelten als Ressourcen-Fresser; ihren Appetit zu reduzieren, ist die Aufgabe der Performance-Monitor-Systeme. Im Falle des IBM-Produkts DB2 plädiert Marlies Lendzian, Geschäftsführerin der Plenum Systeme GmbH, Wiesbaden, dafür, diese Tools bereits für das Datenbankdesign einzusetzen.

"Nur etwa 20 Prozent der Performance-Steigerung kann durch Tuning der Systemparameter erreicht werden; der Rest beruht auf Fehlern beim Datenbankdesign und der Anwendungsentwicklung", begründet Lendzian ihre Empfehlung. Plenum Systeme vertreibt das bei der Database Utility Group Inc. (Dbug), Federal Way/Washington, entwikkelte Monitor-Produkt Insight/DB2 im deutschsprachigen Raum.

Derzeit einziges Konkurrenzprodukt für Insight ist Omegamon/DB2 von der Candle Corp., Los Angeles. Die Candle-Philosophie besteht darin, ein permanentes Monitoring durch Mitlesen in den Kontrollblökken des DBMS zu ermöglichen. Der Dbug-Monitor hingegen kann die Performance-Daten auch aus den DB2-Traces herausziehen, stellt sie aber nur auf Anfrage zur Verfügung. (Siehe auch CW Nr. 45 vom 4. November 1988, Seite 10).

Wie Mike Coane, Technischer Leiter bei Plenum, erläutert, reichen die Tracing-Informationen tiefer als die aus den Kontrollblöcken gewonnenen. Auf der anderen Seite, so räumen die Wiesbadener ein, erzeugt diese Methode einen beträchtlichen Overhead, weshalb sie nur bei Bedarf zugeschaltet werden sollte.

Arbeiten die beiden Third-Party-Produkte online, so offeriert DB2-Anbieter IBM lediglich ein Batch-Tool für das "Performance Measurement" (PM). Daß sich hier in absehbarer Zeit etwas ändern könnte, schließt Lendzian aus: "Dagegen spricht, daß mit DB2 Version 2 eine Performance-Schnittstelle zur Verfügung gestellt wurde."

Vielmehr sei ihr zu Ohren gekommen, daß die IBM für ihre eigene Anwendungsentwicklung und für Beratungsleistungen ein Fremdprodukt im Bereich der DB2-Performance suche. Zu einer Kundenbeziehung sei es ihres Wissens bis dato jedoch weder mit Plenum noch mit Candle gekommen. Inzwischen haben allerdings auch Boole & Babbage einen DB2-Performance-Monitor angekündigt. IBM sah sich zu einem Kommentar "derzeit nicht in der Lage".

Jedem der bislang verfügbaren DB2-Monitore gesteht Lendzian eine spezielle Berechtigung zu. Einige Kunden seien mit dem Batch-Monitor der IBM gut bedient, zumal er nicht soviel Ressourcen beanspruche. Außerdem kenne sie Anwender, die sowohl Omegamon als auch Insight einsetzten. " Das ist eine Philosophiefrage."

Dazu Peer Gribbohm von Cap Gemini, Zürich, der als Projektleiter den DB2-Einsatz bei der Krankenversicherung Christlich-Soziale der Schweiz (CSS) mit Sitz in Luzern überwacht: "Für uns hatte Priorität, daß nicht nur die Systemprogrammierer, sondern auch die Anwendungsentwickler mit dem System umgehen können." Das Produkt von Candle sei hier weniger geeignet: "Wer nahe an der Applikation sitzt, kann mit Omegamon-Informationen nichts anfangen."

Lendzian begründet den Unterschied zwischen den beiden Monitor-Systemen damit, daß der Insight-Entwickler Dbug aus der Adabas-Welt komme; Candle hingegen ist auch in IMS zu Hause. "Adabas hat dasselbe Problem wie DB2: Man kann sehr wenig am System selbst tun und muß sich , auf die Anwendungsentwicklung konzentrieren", erläutert die Plenum-Managerin.

Markus Böse, Systembetreuer bei der Karstadt AG in Essen hat derzeit beide Online-Monitoren im Testeinsatz, "möchte jedoch nicht auf ein Batch-Tool zur Auswertung historischer Daten verzichten." Laut Anbieter kann Insight die Funktionen des 70 000 Mark teuren IBM-Tools nachvollziehen.

Der Fall, daß ein DB2-Anwender sein Datenbanksystem ganz ohne Performance-Monitor fährt, ist nach Ansicht der Plenum-Geschäftsführerin undenkbar:" DB2 hat solch ein Image, daß sich die Frage, ob die Produktion mit einem Performance-Monitor überwacht werden soll oder nicht, gar nicht stellt."