DB2-Offensive zielt auf Oracle-Anwender

27.05.2009
Mit dem neuen Power-DB2-Bundle von IBM sollen Kunden mehr als 60 Prozent ihrer Datenbankkosten einsparen können. Experten sind skeptisch.

Massiv wirbt IBM um Anwender konkurrierender Datenbankplattformen, insbesondere aus dem Oracle- und Sun-Lager. Grundlage ist ein neues Paket, das die aktuelle Version 9.7 von DB2 sowie Server der IBM-Serie "Power Systems" umfasst. Der besondere Vorteil dieser Kombination besteht laut IBM darin, dass sie mit weniger Prozessorkernen beträchtlich mehr leistet als vergleichbare Unix-Konstellationen der Konkurrenz. Das ermögliche Einsparungen bei den Software-Lizenzkosten, die an die Prozessorleistung gekoppelt sind.

Kostenfreie Analyse

IBM unterstreicht dieses Angebot mit einer kostenfreien, Toolgestützten Infrastruktur- und Workload-Analyse, die den Nutzern anderer Datenbanksysteme das genaue Einsparpotenzial einer Plattform-Konsolidierung aufzeigt. Das neue Power-DB2-Bundle richtet sich also vornehmlich an Unternehmen, die noch nicht zu den Bestandskunden von IBM zählen, beziehungsweise an Nutzer der Power-Systeme, die ihre Rechner seit mehr als drei Jahren nicht erneuert haben. Ein weiteres Lockmittel erhält das Angebot durch das neue Oracle-Kompatibilitäts-Feature von DB2 9.7. Diese Funktion soll Kunden den Migrationsaufwand ersparen, der bislang mit einem Wechsel verbunden war. Sie ermöglicht es laut IBM, Anwendungen, die stark die proprietären Elemente einer Oracle-Datenbank nutzen wie beispielsweise SQL-Erweiterungen, nun auch nahezu problemlos auf DB2 lauffähig zu machen.

IBM rechnet vor

Die Einsparungen, die Unternehmen mit dem Power-DB2-Bundle erzielen können, sind IBM zufolge beträchtlich. Im Rahmen des Angebots kostet ein Power-560-Server mit 16 Prozessorkernen zusammen mit einer Lizenz für die DB2 Enterprise Edition sowie drei Jahren Wartung für Hard- und Software rund 490.000 Euro. Kunden können gegenüber einer in der Leistung vergleichbaren Kombination wie beispielsweise einem M8000-Server von Sun mit 48 Prozessorkernen und einer Oracle-Datenbank kräftig sparen. Allein Lizenz und drei Jahre Wartung der Oracle Enterprise Edition kosten für diese 48 Prozessorkerne gemäß Oracle Online Store mit rund 1.370.000 Euro deutlich mehr.

Eine Frage der Perspektive

Rein rechnerisch hat IBM Recht. Dabei bleibt außen vor, dass die Oracle-Datenbank auch auf dem Power 560 laufen könnte und dann wie DB2 ebenfalls nur für 16 Prozessorkerne in Lizenz genommen werden müsste, also deutlich billiger würde. Solche Rechnungen hinken im Prinzip alle, meint Peter Goldig, Lizenz-Consultant bei dem auf Oracle-Technik spezialisierten Beratungshaus Opitz Consulting, solange man nicht die individuellen Kundenszenarien einbezieht. In dem von IBM genannten Fall werde die Lizenzierung ausschließlich nach Kernen betrachtet, was dann hinfällig ist, wenn man nach der Metrik Named User lizenzieren möchte. Betrachtet man eine Lizenzierung von zum Beispiel 1000 Named Usern auf beiden Systemen, so ergibt sich überhaupt kein Preisunterschied, so Goldig.

Ein in dieser Hinsicht wichtiger Aspekt sei auch, dass die 48 Kerne der Sun-Maschine in IBMs Rechenbeispiel mit dem Faktor 0,75 bewertet werden müssten, was lizenzseitig nur noch 36 Kernen entsprechen würde. Oracle hat solche Berechnungsfaktoren eingeführt, um der Leistung der verschiedenen Prozessoren gerecht zu werden. Auch solche Feinheiten sollten laut Goldig in RoI-Vergleichen unbedingt berücksichtigt werden.

Äpfel und Birnen?

"Hier vergleicht man ein Sonderangebot (IBM) mit Listenpreisen (Oracle) - ein Preisvergleich, der schwierig zu beurteilen ist. Es wird auch nicht erläutert, wieso die M8000 in der Leistung vergleichbar zur Power 560 sein soll. Hier müsste die Vergleichbarkeit der Aussage näher untersucht werden, vor allem, da die Server-Leistung im Datenbankumfeld je nach Anwendungsszenario sehr unterschiedlich sein kann. Ein weiterer Punkt ist, dass per se davon ausgegangen wird, dass die CPU-basierende Lizenzierung beim Oracle-RDBMS notwendig ist. Dies ist aber je nach Nutzeranzahl nicht der Fall und bietet weiteres Sparpotenzial. Auch ist die Behauptung zur Lauffähigkeit der Anwendungen auf DB2 vage. Es handelt sich bei DB2 um ein neues Feature, und es werden keine Aussagen zu Risiken und Migrationskosten gemacht."

Martin Wunderli, CTO Trivadis AG