Hauptversammlung verweigert Entlastung

DB Soft AG steht vor einem finanziellen Scherbenhaufen

06.12.1996

Die Wiederholung der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 1994/95 ging einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge auf eine Anfechtungsklage einer Aktionärsschutzvereinigung beim Landgericht Damstadt zurück. Grund der positiv beschiedenen Klage war ein Formfehler auf der im Februar abgehaltenen Hauptversammlung.

Aktionäre erzwingen erneute Hauptversammlung

Damals hatten die Aktionäre einer Dividende von fünf Mark zugestimmt, womit das Unternehmen lediglich rund 40 Prozent seines Jahresüberschusses von 933000 Mark ausgeschüttet hätte. Die restlichen 600000 Mark sollten in die Gewinnrücklagen fließen. Daß mehr als 60 Prozent des Jahresüberschusses in Rücklage gestellt werden, bedarf jedoch der ausdrücklichen Zustimmung der Aktionäre. Selbige explizit einzuholen war vom Vorstand seinerzeit versäumt worden.

Doch nicht nur dieser Formfehler bewegte, wie es heißt, die Aktionäre. Die DB Soft AG hat, wie bereits vor Wochen bekanntgeworden war, die Hälfte ihres Grundkapitals von insgesamt vier Millionen Mark verloren. Zudem weist die Bilanz für das Geschäftsjahr 1995/96 (Ende: 30 Juni) bei einem Umsatzrückgang von fast 50 Prozent auf 4,46 Millionen Mark einen Verlust von 2,7 Millionen Mark aus. Gleichzeitig macht dem Unternehmen nach Angaben des teilweise erneuerten Vorstands die Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr zu schaffen.

Jeder fünfte Mitarbeiter muß gehen

Betrübliche Konsequenz dieser Entwicklung sei, wie der seit dem 7. Oktober 1996 amtierende neue Vorstandsvorsitzende Burghard Stiller einräumen mußte, nicht nur besagte Halbierung des Grundkapitals, sondern auch die Entlassung von zunächst zehn der insgesamt 50 Mitarbeiter, um auf diese Weise Fixkosten einzusparen.

Die Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 1994/95 votierte angesichts dieser Situation gegen die Entlastung der mittlerweile ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Gabriele Kiehl und Sabine Fränzl sowie des Aufsichtsrates. In der anschließend abgehaltenen Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 1995/96 war die Gesellschaft daher gezwungen, den Verlust der Hälfte des Grundkapitals offiziell anzuzeigen beziehungsweise die Herabsetzung des Grundkapitals von vier auf zwei Millionen Mark zu beschließen. Die neuen DB-Soft-Aktien sollen einen Nennbetrag von 25 Mark haben.

Um aus der Krise zu steuern, strebt das Unternehmen Vorstandschef Stiller zufolge neben dem Ausbau von Absatz und Vertrieb sowie der Entwicklung neuer Produkte eine "amerikanische Kundenorientierung" an. In Verbindung mit Escom und Comtech würden zudem neue Vertriebswege eingeschlagen. Gleichzeitig wolle man im Zuge weiterer Kostensenkungsmaßnahmen zum Jahresende die Büroflächen der Gesellschaft in Darmstadt und Berlin drastisch verkleinern, um weniger Miete bezahlen zu müssen.