DB-Hersteller nimmt Analyse seiner Applications Group vor Oracle will den Anwendungsmarkt nicht kampflos an SAP abtreten

10.02.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Die Oracle Corp. hat vor, ihren Rueckstand zur SAP im Markt fuer Standardsoftware wettzumachen. Nicht nur die Produkte, auch das Management der Oracle Applications Group muss sich bis Ende Maerz 1995 einer peniblen internen Analyse unterziehen.

"Nein, ich bin keineswegs gluecklich mit den Leistungen unserer Applications Group", gibt Ray Lane, Oracles President fuer Worldwide Operations, unumwunden zu. "Als wir noch keine Konkurrenz hatten, lief das Geschaeft sehr gut, aber jetzt hat uns SAPs Erfolg wachgeruettelt." Mit der Sanierung des angeschlagenen Geschaeftszweiges hat der Datenbankhersteller Jim Bensman betraut, einen ehemals hochrangigen Oracle-Manager, der jetzt als unabhaengiger Berater arbeitet. "Der Elefant ist gereizt worden. Jetzt wird er losstuermen", kuendigt Bensman drastische Massnahmen an. Der Consultant sieht seine Aufgabe darin, den wildgewordenen Dickhaeuter in die richtige Richtung zu lenken, so dass die Anwendungen fuer Rechnungswesen, Personal-Management und Produktion wieder ihren Weg zum Kunden finden.

In den letzten Jahren, so ein IDC-Analyst, haben technische und organisatorische Schwierigkeiten das Interesse der Anwender an Oracle-Applikationen gedaempft. Der Hersteller habe das Problem, dass er nicht nur im Bereich Anwendungssoftware Geschaefte mache und sich nicht so stark fuer seine Applikationen einsetze, wie es die SAP vorexerziere.

Oracles "Financials"-Software haftet ein entscheidender Makel an: Erst in diesem Jahr wird das Anwendungspaket modulweise mit einer grafischen Benutzeroberflaeche ausgestattet. Die ersten vier Module der Version 10.5 sollen als grafikfaehige Versionen im April herauskommen.

Kritiker, die Oracle fuer zu gross halten, um auf allen Maerkten gleichermassen erfolgreich mitzuspielen, versucht Topmanager Lane in ihre Schranken zu weisen. Im letzten Jahr habe man sich auf den Datenbankmarkt konzentriert, nachdem man an Sybase Marktanteile verloren hatte. Inzwischen sei diese Scharte ausgewetzt worden. Jetzt konzentriere sich das Management eben auf den Anwendungsmarkt