Cloud Computing in der Praxis

Dax-Konzerne entdecken die Cloud

21.05.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Cloud Computing bei Lufthansa und Siemens

Sehr schnell fährt der Cloud-Zug auch bei der Lufthansa Systems, einem Tochterunternehmen der Lufthansa AG. "Wir betreiben Cloud Computing für den Lufthansa-Konzern als geschlossene Benutzergruppe", erklärt Roland Schütz, COO Infrastructure Services bei Lufthansa Systems. Im Web stellt sich die Lösung als "Aviation Workplace" dar. Von dieser Umgebung aus greifen Benutzer auf die Anwendungen in der Cloud zu. Bisher hat die Lufthansa-Tochter rund 300 Web-basierte Anwendungen von insgesamt etwa 900 Applikationen migriert, die weltweit nutzbar sind.

"Alle Anwendungen schon bald in die Cloud", sagt Roland Schütz, COO Infrastructure Services bei Lufthansa Systems.
"Alle Anwendungen schon bald in die Cloud", sagt Roland Schütz, COO Infrastructure Services bei Lufthansa Systems.

Nun geht der Dienstleister für seinen Hauptkunden Lufthansa einen Schritt weiter: Alle Anwendungen, also auch die nicht Web-basierten, werden ins Intranet (eBase) verlagert. Dieser Schritt wird mit einer Virtualisierung der Desktops und Server Based Computing kombiniert. "Wir haben für dieses Vorhaben eine schwierige Umgebung", berichtet Schütz. "Es gibt Sonderperipherie an den Endgeräten und Spezialanwendungen auf manchen Stationen, wir müssen den weltweiten Zugriff auch mobil bieten und abhängig vom Zugriffsweg unterschiedliche Sicherheitsmaßnahmen implementieren." Ein Single Sign On wurde bereits realisiert - derzeit läuft er über Novell, parallel wird die Migration auf Microsoft Active Directory vorbereitet. Schrittweise verschwindet auch die alte Telefon-Infrastruktur: "Tischtelefone können durch Softphones ersetzt werden", sagt Schütz. Nach dem Rollout im internen Bereich von Lufthansa Systems folgen als Nächstes der Lufthansa-Personalbereich und die Konzernstäbe; im kommenden Jahr werden weitere Konzernbereiche einbezogen.

Bei der Siemens AG setzt man seit 2009 Cloud Computing ein, und zwar derzeit vor allem im Vertrieb. In die Wolke werden vor allen Dingen Anwendungen verlegt. "Infrastruktur- und Technologiethemen wie Fileservice oder E-Mail kommen in Zukunft", sagt Siemens-CIO Norbert Kleinjohann.

K+S setzt auf eine Private Cloud

Aber auch in anderen Branchen ist Cloud Computing längst nichts Exotisches mehr. Der Kasseler Düngemittelgigant K+S zum Beispiel hat eine Private Cloud für alle SAP-Geschäftsanwendungen und Microsoft Exchange eingerichtet. Schon 2004 begann man dort mit der Virtualisierung. Als Speicher dient ein Netapp-Cluster, SAP-Services werden über FlexFrame betrieben. Bei FlexFrame handelt es sich um eine auf Blade-Servern basierende IT-Infrastrukturlösung von Fujitsu, die aufgrund weitreichender Skalierungsoptionen vor allem für Enterprise-Anwendungen geeignet ist. Alle übrigen virtualisierbaren RZ-Services stellt K+S über ein VMware-System zur Verfügung. Im SAP-Umfeld nutzt das Unternehmen SAP Adaptive Computing Controller (ACC). Das System dient als Steuerzentrale, die den Anwendungen flexibel und bedarfsorientiert Rechenleistung, Netzwerk- und Speicherkapazität bereitstellt. Benutzer greifen über das SAP-Enterprise-Portal auf die Dienste zu.