Steuerberater-Rechenzentrum erweitert 3090-Installation:

Datev will von PCMs nichts mehr wissen

10.07.1987

NÜRNBERG (ujf) - Die Steuerberatergenossenschaft Datev eG, Nürnberg, baut ihr Rechenzentrum auf eine Leistung von insgesamt 155 Millionen Instruktionen pro Sekunde (Mips) aus. Dabei ersetzt ein IBM-Rechner des Typs 3090-300E eine Siemens-Fujitsu-Anlage 7.890-S; die bestehende 3090-400 wird zur Version 600E aufgerüstet.

Mit der jüngsten Hardware-Erweiterung hat sich die Datev, einer der zehn größten Verarbeiter kommerzieller Daten in Europa, von der bisherigen Zwei-Hersteller-Politik verabschiedet. Bis auf eine 7.890-S von Siemens, die bisher geleast war und jetzt für das Druck-Rechenzentrum Datev III angekauft wurde, stammt nun die gesamte CPU-Kapazität im Nürnberger RZ von IBM. Statt der Kombination 3090-400/3084Q/7.890-S stehen nach der Umrüstung in der DV-Zentrale "Datev I" eine 3090-600E und eine 300E. Die Entscheidung pro Big Blue gilt als "politischer Beschluß; der Vorstand habe aus den Unsicherheiten über die weitere Entwicklung des Verhältnisses zwischen IBM und den Herstellern kompatibler Mainframes (PCMs) die Konsequenz gezogen, heißt es.

Vorstandsvorsitzender Heinz Sebiger relativierte vor der Presse in Nürnberg die Bedeutung dieser Anschaffung: "Bei einem Produktzyklus der CPUs von drei Jahren ist das keine Ewigkeitsentscheidung." Von der 50prozentigen Siemens-Tochter Comparex GmbH, Mannheim, die für das PCM-Engagement des Münchner Konzerns zuständig ist, bezieht die Datev allerdings andere Produkte. So sollen die Mannheimer Steuereinheiten für das Glasfaser-Übertragungssystem in Nürnberg liefern.

An den 88,5 Millionen Mark, die die Datev heuer in den Ausbau ihrer technischen Kapazitäten investiert, partizipiert auch der Unisys-Konzern: Elf Millionen stecken die Steuerberater in das neue Datennetz, das sich derzeit im Test befindet.

Das Network wird mit 33 Kopfstellen (statt bisher 25) und 551 Leitungen ausgestattet sein und die 18 000 bundesweit in den Beraterpraxen installierten Verbund-PCs mit den Großrechnern in Datev I verbinden.

Zu den DV-Plänen der Berater-Genossenschaft gehört unter anderem der Aufbau einer zentralen Stammdatenbank für Mandantendaten; auch beim DVS-Verbundsystem sind Weiterentwicklungen vorgesehen. So will die Datev, wie Sebiger in Nürnberg ankündigte, einen eigenen "Industriestandard" für Steuerberateranwendungen definieren - und sich so in Richtung Systemsoftware bewegen. Der Gründer der Genossenschaft machte deutlich, daß er einem PC-Wildwuchs in den Kanzleien keinen Spielraum zu lassen gedenkt; Sebiger rügte Benutzer, die "jeden Schnickschnack mitmachen" und "Technik um der Technik willen" einsetzen wollten.

Für das laufende Geschäftsjahr hat sich die Datev zum Ziel gesetzt, den Umsatz um 13 Prozent auf 452 Millionen Mark zu steigern, den Personalstand um 9 Prozent auf 2574 aufzustocken und bei den Mitgliedern die Grenze von 28 000 zu überschreiten. Das Soll bei den Steuerberatungspraxen wurde mit 27793 schon zum Stichtag 30. Juni fast erreicht.