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Tracking im Trend

Datensammler stürzen sich auf Kinder

23.09.2010
Von pte pte
Webseiten, die speziell für Kinder gedacht sind, stellen eine stärkere Gefährdung für die Privatsphäre dar als entsprechende Angebote für Erwachsene.

Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des "Wall Street Journal", die den Einsatz von werberelevanten Tracking-Technologien auf insgesamt 50 der meistbesuchten Web-Destinationen für jüngere Zielgruppen mit dem auf den 50 populärsten Erwachsenenseiten verglichen hat. Dabei stellte sich heraus, dass bei Kinder-Webseiten im Durchschnitt um 30 Prozent mehr "digitale Spione" auf den Rechnern der Nutzer installiert werden als bei den Erwachsenen-Pendants.

"Dieses Ergebnis ist keine wirkliche Überraschung", meint Hans Zeger, Obmann der ARGE Daten, im Gespräch mit pressetext. Kinder seien aus mehreren Gründen eine enorm wichtige Zielgruppe für Werbetreibende: "Je jünger jemand ist, desto leichter können bestimmte Werbebotschaften in der Psyche des Betroffenen vordringen. Hinzu kommt der Umstand, dass Kindern ein großer Verstärkereffekt im Rahmen von Kaufentscheidungen zukommt. Deshalb macht es Sinn, die Tracking-Technologien in diesem Bereich verstärkt einzusetzen."

Der vorgelegten Untersuchung zufolge wird ein Großteil der auf Kinder-Webseiten versteckten Tracking-Tools dafür verwendet, um die spezifischen Interessen, Geschmäcker und Vorlieben der Nutzer auszulesen. Die gesammelten Informationen werden dann in weiterer Folge an Werbevermarkter verkauft, die User nun "maßgeschneiderter" Werbung beliefern können. In einigen wenigen Fällen wurden aber auch wesentlich problematischere Daten wie beispielsweise die religiöse Zugehörigkeit ausspioniert.

"Diese Praxis ist mittlerweile auch hierzulande bereits gang und gäbe. Es haben sich gigantische Firmennetzwerke gebildet, die versuchen, Kapital aus den User-Daten zu schlagen", stellt Zeger fest. Obwohl die Entwicklung im Tracking-Bereich insgesamt betrachtet sicher noch in den Kinderschuhen stecken würde, könnten einzelne Unternehmen schon heute ganz gut damit verdienen.

Dass das Datensammel-Engagement der Internet- und Werbeindustrie gerade bei jüngeren Zielgruppen so stark ausfällt, hat bei Daten- und Jugendschützern in den USA heftige Proteste ausgelöst. Um dem Herumspionieren in den User-Daten von Kindern einen Riegel vorzuschieben, denkt die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) bereits laut über die Einführung spezifischer Gesetze nach, die eine derartige Praxis verbieten.

"Ich glaube nicht, dass eine singuläre gesetzliche Regelung dieses Problem lösen kann. Das Tracking-Phänomen muss als Ganzes rechtlich aufgegriffen werden. In diesem Punkt ist auch der österreichische Gesetzgeber noch viel zu nachlässig", so Zeger abschließend. (pte)