Auslandskundenkonten:

Datenklau beim Bankverein

11.07.1980

BASEL (sg) - Trotz des normalerweise gut gehüteten Schweizerischen Bankgeheimnisses erweisen sich die Datenschutzmaßnahmen bei den Banken als noch relativ unwirksam. Wie sonst wäre es wohl erklärlich, daß, wie beim Schweizerischen Bankverein in Basel geschehen, sich französische Zollfahnder in den Besitz ganzer Verzeichnisse mit Adressen von französischen Staatsbürgern, die Konten beziehungsweise Vermögenswerte in der Schweiz, im speziellen natürlich beim Bankverein haben, zu beschaffen.

Die französischen Zollfahnder machten sich die Sache insofern einfach, als sie einen ihrer als Grenzgänger beim Schweizerischen Bankverein tätigen Mitbürger (dem Vernehmen nach war dieser zur fraglichen Zeit als Chefprogrammierer beim Bankverein angestellt) dazu "überredeten", Listen von Kunden des Bankvereins mit Wohnsitz in Frankreich zu erstellen. Natürlich gegen entsprechendes Entgelt.

Was sich daraus in der Folge entwickelte, ist nicht gerade neu zu nennen. Besagter Angestellter quittierte nämlich, nachdem er seine "Liebesdienste"- für die französischen Behörden erledigt hatte, kurzerhand seinen Dienst beim Bankverein, um anschließend auf Nimmerwiedersehen zu verreisen.

Die Höhe des durch diese Manipulation dem Bankverein verursachten, materiellen Schadens ist indes nicht feststellbar. Doch dürfte der Schaden beachtlich sein. Daran ändert auch ein kürzlich vom Bankverein herausgegebenes Dementi, mit dem ein solcher Schaden in Abrede gestellt wird nichts. Mindestens bedeutet diese Manipulation einen beachtlichen Vertrauensverlust des Bankvereins bei seinen Kunden, vor allem jenen ihres westlichen Nachbarn.

Der Bankverein, und mit ihm wohl auch alle übrigen Schweizer Banken, werden mit Sicherheit nun alles daran setzen, um den Datenschutz ihrer Kunden-Konten in Zukunft verlässlicher garantieren zu können. Auch wird der Ruf nach besserem Datenschutz im privatwirtschaftlichen Bereich in Anbetracht der Geschehnisse über die lange Zeit geschwiegen wurde, wohl jetzt um einiges lauter zu vernehmen sein.