Datenbanken sind Abbilder von Tatsachen und Zusammenhängen der "realen Welt":ANSI-Empfehlung bei DB-Auswahl erwägen

31.05.1985

Datenbanken zählen heute zur Grundausstattung einer modernen DV-Umgebung. Insbesondere die relationalen Modelle machen zunehmend Furore. Harte Prüfkriterien bei der DB-Auswahl sollten deshalb für die Verantwortlichen eine Selbstverständlichkeit sein.

Die Verbesserung des Preis/ Leistungs-Verhältnisses bei Computern aller Größenklassen hat in den letzten Jahren ihre Einsatzmöglichkeiten stark erweitert. Trotzdem befinden sich viele Unternehmen immer noch in großen organisatorischen Schwierigkeiten beziehungsweise vor vielen ungelösten logistischen Aufgaben.

Grund hierfür ist, daß nur eine kleine Gruppe von hochbezahlten Spezialisten diesen Computer richtig nutzen kann. Sprachen wie Cobol oder Fortran sind nach wie vor anwendungszeitintensive und teure Werkzeuge. Da bleiben Wünsche des Organisators und der Sachbearbeiter oft auf Jahre hinaus unberücksichtigt.

Die Software-Abteilungen sind zudem meist nicht in der Lage, die durch den Hardware-Preisverfall gegebene Chance zu nutzen. Moderne Datenbanksysteme bieten hier neue Möglichkeiten.

Der Einsatz eines Datenbanksystems ist zunächst ein zusätzlicher Aufwand. Die Mitarbeiter müssen lernen, damit umzugehen.

Bei richtiger Planung stellt sich jedoch nach sechs bis zwölf Monaten ein Erfolg ein, der dem Fortschritt in der Hardware-Technologie der letzten Jahre in nichts nachsteht.

Datenbanken sind Abbilder beziehungsweise Modelle der Tatsachen und Zusammenhänge der "realen Welt" im Computer. Verwaltungen, Forschungslabors, Verkehrsbetriebe, Industriebetriebe oder Verlage sind nur einige Beispiele, die durch eine Datenbank dargestellt werden können.

Keine Pointer-Pflege nötig

Da der Mensch diese "reale Welt" im allgemeinen ständig zu mehr Komfort, Schnelligkeit und Effizienz fortentwickelt, muß auch die Datenbank entsprechend weiterentwickelt, das heißt umgestaltet werden.

Nur relationale Datenbanken lassen sich leicht umgestalten (ohne Pointer-Pflege und mit automatischer Navigation). Deshalb werden die beiden anderen Datenbanktypen, die hierarchische DB (zum Beispiel IMS) und die Netzwerk-DB (nach Codasyl) im folgenden nicht näher betrachtet.

Ebenfalls würde die vollständige Darstellung einer Datenbanksprache den zur Verfügung stehenden Rahmen sprengen. Aus diesem Grund soll hier nur der wichtige Begriff der Ergebnisorientierung herausgegriffen werden.

Zum Beispiel arbeitet ein Taxifahrer ergebnisorientiert, der von einem Fahrgast den Auftrag erhält, vom Flughafen in die Straße XY einer Großstadt zu fahren. Der Fahrgast braucht sich nicht darum zu kümmern, auf welchem Weg der Taxifahrer das Ergebnis (die Straße XY) erreicht. Diese Ergebnisorientierung unterscheidet die Sprachen der vierten Generation von Cobol oder Fortran.

Auch werden beliebig viele Ergebnisse mit einem einzigen Befehl gefunden. Das relationale Datenbanksystem übernimmt die Suche, Auswahl, Prüfung, Berechnung und Darstellung des Gewünschten für alle in der Datenbank vorhandenen Daten.

Prozedurales Umfeld wichtig

Um eindeutige Ergebnisse entstehen zu lassen, muß derjenige, der die Datenbank anlegt, die Tabellen nach der "1. bis 3. Normalform" einrichten. Kurz gesagt, dürfen in sogenannten Schlüsselfeldern keine redundanten Inhalte und in den übrigen Feldern (Attributfeldern) keine mit der restlichen Tabelle unverträglichen Abhängigkeiten vorkommen. Für die Einhaltung dieser Vorschriften muß derjenige sorgen, der die Tabellen anlegt.

Neue Entwicklungen "betten" die nichtprozedurale relationale Datenbank zunehmend in ein prozedurales Umfeld ein, in dem die interaktive Schnittstelle des Benutzers zur Abfragesprache um entsprechende prozedurale Befehle ergänzt wird. Damit ist eine vollständige Programmierungsumgebung der vierten Generation für komplette Problemlösungen geschaffen.

Im Interesse einer größeren Arbeitszufriedenheit aller Mitarbeiter ist zu wünschen, daß auf der Grundlage relationaler Datenbanken und integriert mit der gesamtbetrieblichen Datenverarbeitung Benutzermöglichkeiten geschaffen werden, die es jedem Mitarbeiter erlauben, in derjenigen Schwierigkeitsstufe mit dem Computer zu arbeiten, die seiner jeweils erlernten Tätigkeit angemessen ist. Eine Sekretärin sollte zum Beispiel in wenigen Stunden alles für sie notwendige lernen können, um die betrieblichen Daten für Briefe, Entwürfe oder Auskünfte zu nutzen.

Auf diesem softwaretechnischen Stand und einer entsprechenden Standardisierung könnte ein großer Wunsch der Arbeitswelt in Erfüllung gehen: eine durchgreifende Verbesserung der Information, Kommunikation und der Produktivität.

Klaus Borel ist Regional-Manager der Oracle Deutschland GmbH, Eschborn

Wann ist eine Datenbank relational?

Drei Kriterien müssen erfüllt sein:

- Alle Daten sind in zweidimensionalen Tabellen dargestellt.

- Die Navigation zwischen den Tabellen beziehungsweise zu den Daten erfolgt automatisch und der Benutzer braucht keine Pointer einzurichten.

- Das Datenbanksystem verfügt über eine relationale Sprache zur Veränderung und Abfrage der Tabellen.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Sprachen wie Cobol, PL/1 oder Fortran ist eine relationale Datenbanksprache

- ergebnisorientiert;

- automatisch navigierend;

- verfügt über die Funktionen Select, Project und uneingeschränktes Join.