Datenbankanbieter stellt seine Power Objects vor Visual-Basic-Alternative: IBM, Oracle und Apple in einem Boot

04.08.1995

LONDON (IDG) - Die Oracle Corp. will mit ihrem neuen Low-end- Entwicklungssystem "Power Objects" ein Pendant zu Microsofts "Visual Basic" in den Markt druecken. Mit minimaler Codierung in Basic und maximaler Nutzung von Drag-and-drop-Techniken sollen Anwender einfache Client-Server-Programme erstellen koennen. Den Durchbruch erhofft sich der Datenbankhersteller nicht zuletzt von Marketing-Abkommen mit IBM und Apple.

Mit Power Objects sollen nach Vorstellungen des Anbieters Arbeitsgruppen von 20 bis 30 Personen netzfaehige Desktop- Anwendungen entwickeln, die unveraendert unter Windows, OS/2 und dem Apple-Betriebssystem laufen koennen. Als Entwicklungssysteme kommen zunaechst Windows-basierte PCs, bis zum Jahresende aber auch OS/2-Rechner und Power-Macs in Frage. Eine Version fuer Windows NT wurde bislang nicht angekuendigt. Offenheit ist auch auf der Datenbankseite garantiert: Oracle unterstuetzt neben dem eigenen System die der Konkurrenten Sybase und Microsoft. Darueber hinaus bietet die Entwicklungsumgebung eine ODBC-Schnittstelle.

Analysten sehen Power Objects gegenueber den Visual-Basic-Tools von Microsoft zumindest technologisch im Vorteil. Visual Basic laufe ausschliesslich unter Microsoft-Betriebssystemen und gestatte es Entwicklern nicht, Programme zu schreiben, die in diversen LAN- Umgebungen einsatzfaehig seien.

Apple und IBM versprechen sich von den Power Objects eine Belebung des Geschaefts mit ihren Betriebssystem-Plattformen. Gemeinsam mit Oracle wollen sie die bereits im Januar im Rahmen der "Workgroup/2000"-Familie angekuendigten Power Objects pushen. Alle drei Anbieter planen, die Software durch offensives Marketing zu unterstuetzen. Neben Oracle wird Apple die Entwicklungsumgebung sowohl als Windows- wie als Mac-Variante auf den Markt bringen - eine Premiere fuer den Hersteller, der bisher nur eigene Softwareprodukte vertrieb.

Ob die gemeinsamen Anstrengungen der drei Grossanbieter Fruechte tragen werden, ist allerdings fraglich. Viele Marktkenner sind der Meinung, der Zug sei bereits endgueltig in Richtung Redmond abgefahren. Microsoft habe es verstanden, die Erwartungshaltung der Entwickler auf Windows 95 zu konzentrieren. Andererseits zaehlt das Segment fuer Workgroup-Entwicklungs-Tools zu den wenigen im Desktop-Segment, die Microsoft noch nicht im Griff hat. Um diesen Vorteil auszunutzen, plant Oracle, Softwarepartner fuer den Aufbau von Objektbibliotheken einzuspannen. Das Angebot an fertigen Objekten sollen sich Kunden jederzeit im Internet ansehen und bei Interesse herunterladen koennen.