Standardsoftware in der Productionsplanung und - Steuerung:

Datenbank - und Dialogtechnik im Kommen

16.04.1982

"Die gegenwärtig immer noch als Standardsysteme zur Produktionsplanung und -steuerung (PPS) angesehenen Softwarepakete haben den Zenit Ihrer Lebenskurve überschritten." So lautet eines der Ergebnisse, zu dem Professor August-Wilhelm Scheer vom Institut für Wirtschaftsinformatik in Saarbrücken In einer Untersuchung kommt. Thema der Studie sind Stand und Entwicklungstrends in der PPS.

Zwei Tendenzen hebt Scheer als für die Zukunft besonders wichtig hervor: den zunehmenden Einsatz der Dialogverarbeitung und die lauter werdenden Forderungen der Benutzer nach stärkerer Integration aller computergestützten Anwendungen.

Eine solche "integrierte Aufgabenbearbeitung" erfordert nach Meinung Scheers eine einheitliche Datenbank mit einem einheitlichen Konzept. Erfaßt werden nämlich nicht nur wie bisher die einzelnen Planungsstufen, es erfolgt zugleich auch eine Verknüpfung des Fertigungsbereichs mit den angrenzenden betriebswirtschaftlichen Planungsfunktionen.

Ein einheitliches Datenbanksystem kann - so einer der Vorschläge Scheers - unter Umständen sogar dazu führen, daß das betroffene Unternehmen auf schon vorhandene EDV-Anwendungen verzichtet und dafür gänzlich neue Anwendungsfamilien einführt, selbst wenn dadurch in Teilbereichen gut funktionierende Einzellösungen nicht mehr erreicht werden. Der Professor zeigt sich jedoch ungeachtet aller daraus möglicherweise resultierenden Widerstände optimistisch: "Im Laufe dieses Jahrzehnts erfahren Datenbanksysteme eine durchgängig breite Anwendung."

Eng verknüpft mit der Einführung dieser Systeme ist der zunehmende Einsatz der Dialogverarbeitung in der Produktionsplanung und -steuerung. Die Dialogisierung, konsequent angewandt, erfordert von den Unternehmen nach Scheer einen Umdenkungsprozeß in der Planungskonzeption. Das bisher gängige "Sukzessiv-Konzept" mit seiner Stufenphilosophie und seiner zeitraumbezogenen Planung der einzelnen. Aufgaben wird daher über kurz oder lang einige Änderungen erfahren. So wird etwa am Institut von Professor Scheer ein System entwickelt, bei dem der Primärbedarf bereits unter grober Abstimmung der Fertigungskapazitäten und der Beschaffungszeiträume bestimmt wird. (Siehe Grafik)

Eigenes Konzept möglich

Einige neuere Angebote in der Standardsoftware belegen diesen Trend. Als Beispiel führt Scheer in seiner Studie das System MIMS von General Electric (GE) an. Es bietet keine vorgegebenen Planungsmuster mehr an, sondern stellt eine Datenbank mit einer Abfragesprache zur Verfügung, die typische Makros aus dem Fertigungsbereich enthält. Der Vorteil für den Anwender: Er kann nach seinen eigenen Bedürfnissen aus Organisationsform und Produktionstyp ein eigenes Planungskonzept aufbauen.

Auf ein Problem weist Scheer in diesem Zusammenhang besonders hin. Von Anwender wird ein Sachverstand über die Entwicklung einer eigenen Planungskonzeption verlangt, der nach den Erfahrungen des Professors vorerst nur in sehr wenigen Fällen gegeben ist.

Information: Veröffentlichungen des Instituts für Wirtschaftsinformatik Nr. 31, Im Stadtwald, 6600 Saarbrüchen 11, Tel.: 0681/302-3106.

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