DB-Highflyer legt Bilanz des letzten Quartals offen

Datenbank-Spezialist Oracle faßt mageres Ergebnis als Warnung auf

05.10.1990

REDWOOD CITY (IDG/qua) - Nachdem die Branche bislang auf Spekulationen angewiesen war, entschloß sich die Oracle Corp., Redwood/Kalifornien jetzt, ihre jüngste Vierteljahresbilanz zu veröffentlichen. Das Software-Unternehmen bezifferte seinen Verlust für das erste Quartal des Geschäftsjahres 1991/92 mit rund 36 Millionen Dollar.

Mitte September hatte Oracle gegenüber der IDG-Schwesterpublikation "Computerworld" einen Verlust von 20 Millionen Dollar prognostiziert, während das New Yorker Wirtschaftsblatt "Wall Street Journal" - mit Blick auf den Aktienkurs - einen Minusbetrag von 27,4 Millionen Dollar errechnete. Bis dato hatte Oracle stets schwarze Zahlen geschrieben; so wurde das erste Viertel des vergangenen Geschäftsjahres mit einem Gewinn von 12 Millionen Dollar abgeschlossen.

Da der Umsatz des letzten Quartals mit 204 Millionen Dollar 16 Prozent über dem des Vergleichszeitraums angesiedelt ist, liegt der Schluß auf überhöhte Kosten nahe. Der Hersteller zog bereits die Konsequenzen und entließ 400 seiner Mitarbeiter (vergleiche CW Nr. 39, vom 28. September 1990, Seite 1: "DB-Spezialist Oracle entläßt ein Zehntel der Belegschaft in USA").

Angesichts der Ertragslage hat sich das Oracle-Marketing wohl darauf besonnen, daß die bestehende Kundenbasis ein nicht zu unterschätzendes Absatzpotential darstellt: Seit Anfang September unterhält die Oracle GmbH in München eigenen Angaben zufolge einen Hotline-Service für ihre Wartungskunden. Unter der Nummer 0130/5658 können sich die Anwender Rat und Hilfe holen - vorerst allerdings nur werktags von halb neun morgens bis halb sechs abends. Für den Fall, daß gerade kein Mitarbeiter frei sein sollte, garantiert der Anbieter den Rückruf innerhalb von zwei Stunden.

Auch bei der Neukundenwerbung legt Oracle Phantasie an den Tag.

In Zusammenarbeit mit seinen PC-Vertriebspartnern visiert der Hersteller derzeit die Zielgruppe der Studenten an. Wie das in Karlsruhe ansässige Vertriebsunternehmen BSE mitteilt, können Hochschüler, die sich als solche ausweisen, die sogenannte Trial-Version des Datenbank-Management-Systems "Oracle" bis auf weiteres zu einem Viertel des bisherigen Preises, nämlich gegen 198 Mark inklusive Mehrwertsteuer, beziehen.