Laptops sind keine Spielzeuge mehr

Datenaustausch zwischen Außendienst und Unternehmen

20.07.1990

Notebooks, Laptops und Portables sind längst keine Spielcomputer mehr. Sie stehen den Desktop-PCs um nichts in der Leistung nach und bieten darüber hinaus noch günstigere Abmessungen und den Vorteil der Portabilität. Einer der Nachteile: die mangelnde Vernetzungsmöglichkeit.

Vor allem diesem Aspekt widmeten in den vergangenen zwei Jahren kleine Herstellerfirmen zunehmend ihr Interesse: Sie entwickelten Produkte, mit denen sich portable PCs in die DV-Konzepte der Unternehmen einbinden lassen.

Dabei kann man einen Trend beobachten: Die Anwender verlangen zunehmend nach immer kleineren und leichteren Rechnern. Resultat sind die sogenannt

en Notebook-PCs, die AT-Rechnerleistung bieten, obwohl die Rechner lediglich Ausmaße eines DIN-A4-Blattes besitzen. Die Kehrseite dieser Miniaturisierungs-Entwicklung ist, daß in den Laptops keine Erweiterungsplätze im ISA-Bus-Format zur Verfügung stehen.

Einige Hersteller wie etwa Toshiba oder Rein haben einen proprietären Bus entwickelt, andere bieten einen Modemsteckplatz an oder setzen auf externe Lösungen. Die Verbindung von Laptops untereinander oder zu anderen Systemen gestaltet sich daher nicht so einfach wie bei den Desktop-PCs.

Die für Laptops sinnvolle Vernetzungsoptionen gliedern sich in drei große Bereiche: Datenfernübertragung, Einbindung in Netzwerke und Anschluß an Host-Systeme.

Vor allem die im Außendienst eingesetzten Laptops den häufig mit Modems ausgestattet, mit denen sich im Feld aufgenommene Daten an die Zentrale übermitteln lassen. Standard sind hier zur Zeit 2400-Baud-Modems nach der Norm CCITT V.22bis. Wegen deutscher beziehungsweise postalischer Zulassungsvorschriften muß jedoch ein ziemlicher Aufwand bei der Konstruktion getrieben werden, damit diese eingesetzt werden dürfen: Die vorgeschriebene galvanische Trennung macht Relais notwendig, die nur mit hoher technischer Raffinesse in den kleinen Modemsteckplätzen untergebracht werden können.

Da oftmals sensible Informationen wie Aufträge oder Versicherungsdaten versandt werden, verlangen die Anwender jetzt verstärkt Modems mit Datenkompression und Sicherungsverfahren. Neben den in den Staaten sehr gebräuchlichen MNP-4- und MNP-5-Protokollen - das von der US-amerikanischen Firma Microcom entwickelte Übertragungsprotokoll steht als Namengeber für MNP und bedeutet Microcom Networking Protocol - wird sich in Europa vor allem die CCITT Norm V.42bis durchsetzen.

Auch der mobile Faxbetrieb wird von vielen Laptop-Benutzern gewünscht. Schon jetzt gibt es Fax-Modem-Karten mit Postzulassung, die das Versenden von Telefax-Nachrichten ermöglichen. Voraussichtlich werden zum Januar 1991 die Postvorschriften weiter gelockert, so daß auch der Fax-Empfang mit transportablen Einheiten zulässig ist. Die diversen Modemhersteller beobachten die Trends auf diesem Markt sorgfältig. Sehr leistungsfähige Modems mit V.42bis und Faxbetrieb (V.27ter beziehungsweise V 29) werden zur Zeit entwickelt und sind voraussichtlich noch in diesem Jahr verfügbar.

Vernetzte Laptops finden besonders in den Führungsetagen der Unternehmen starken Anklang. Sie bieten dem Manager die Möglichkeit, tagsüber mit dem portablen PC die gesamten Ressourcen des Unternehmens zu nutzen. Unterwegs beim Kunden oder am Wochenende zu Hause braucht er dennoch nicht auf sein Werkzeug zu verzichten.

Der Anschluß von Laptops an lokale Netzwerke ist über zwei Wege realisierbar: Der amerikanische Hersteller Xircom hat auf der Herbst-Comdex 1989 viel Aufsehen mit Netzwerk-Adaptern erregt, die auf die parallele Schnittstelle jedes herkömmlichen PCs aufgesteckt werden können. Der Datendurchsatz dieser kleinen Boxen, die nicht viel größer als eine Zigarettenschachtel sind, liegt bei zirka 70 Prozent im Vergleich zu einer herkömmlichen 8-Bit-Netzwerk-Karte.

Für die Laptops einiger Hersteller gibt es spezielle interne Netzwerk-Karten für Token-Ring, Ethernet und Arcnet. Diese Karten sind fast immer in stromsparender CMOS-Technik aufgebaut, um die knappen Energiereserven der batteriebetriebenen Laptops zu schonen. Außerdem verfügen sie meist über einen Schalter mit dem man die Karte unterwegs deaktivieren kann.

Ein Hersteller wird noch in diesem Jahr - voraussichtlich auf der Orgatechnik '90 in Köln - eine interne ISDN-Karte für seine Laptops vorstellen.

Auch der Anschluß von tragbaren PCs an Großrechner kann in vielen Fällen realisiert werden. Dies verwirklicht man zum einen in einem lokalen Netzwerk über ein Gateway an den Host oder zum anderen über einen internen Ethernet-Anschluß mit den Protokollen TCP/IP, PC-NFS und Decnet. Für die Verbindung mit IBM-Großrechnern stehen spezielle 3270- und 5250-Adapter zur Verfügung, die sowohl lokal als auch remote betrieben werden können und in den speziellen Steckplätzen der Portables und Laptops Platz finden.

Da diese Karten mit den Standard-Emulationsprogrammen von IBM, Irma oder Attachmate gefahren werden können paßt sich diese Lösung in die installierte DV-Basis ein. Nicht zuletzt diese Eigenschaft hat bei der Kraft General Food in der Nähe von Frankfurt dazu geführt, daß für die Außendienstler verstärkt Toshiba-Laptops mit einer internen 3270-Karte des amerikanischen Herstellers Megahertz ausgerüstet werden.

Kraft verwendet die Entry-level-Emulationssoftware von Big Blue, die sich mit der 3270-Karte auf den Laptops einsetzen läßt. Zur Zeit arbeitet eine IBM 4341 als Host-Rechner, die aber im August dieses Jahres durch eine 3090 abgelöst wird.

Die bisher eingesetzten MDE-Erfassungsgeräte der Außendienstler werden nach und nach durch Laptops ersetzt. Die Mitarbeiter, die in der Zentrale oder in der Nähe eines Büros mit 3274-Steuereinheit tätig sind, erhalten die Koax-Karte, um damit direkt Zugriff auf die Auftragsbearbeitung zu erhalten. Darüber hinaus nutzt dieser Anwender die IBM-Software "Profs" als unternehmensweites E-Mail-System auf den Tragbaren. Zur Zeit sind bereits etwa 70 Mitarbeiter mit Laptops aus gestattet, in der Endphase sollen es mehr als 350 sein. Neben den Außendienstlern wird diese Konfiguration auch gerne von Mitarbeitern des Benutzerservice eingesetzt, die damit ihr 3270-Terminal ständig verfügbar haben.

Laptops und Kommunikationsprodukte sind Produkte, die in den nächsten Jahren überdurchschnittliche Wachstumsraten versprechen. Doch Vorsicht ist geboten: Wegen der unterschiedlichen Bus-Steckplätze für Netzkarten und den kurzen Produktzyklen von portablen PCs ist dies kein Massenmarkt im üblichen Sinn. Deswegen engagieren sich die Laptop-Produzenten in dem Zubehörmarkt nur sehr zögerlich. Hier sind Spezial-Hersteller und Distributoren gefordert, die nicht nur ihre Connectivity-Produkte, sondern auch die Laptops bis ins Detail kennen müssen.

Mit Connectivity-Produkten reifen Portables endgültig zu einem ausgewachsenen Handwerkszeug, das nicht nur in Außendienst-Anwendungen seinen Platz findet, sondern auch mehr und mehr die großen unhandlichen Tischgeräte ersetzen wird. Zum Schluß sei die Prognose gewagt, daß man in nicht allzuferner Zukunft an allen Arbeitsplätzen so selbstverständlich mit Laptops arbeitet, wie heute mit Taschenrechnern: unabhängig von der Netzstromversorgung und mit drahtlosem Anschluß an ein Netzwerk. Daß dies keine Utopie ist, hat Toshiba dieses Jahr auf der Comdex in Atlanta gezeigt: Eine Netzwerk-Karte, die mit Funkübertragung arbeitet, ist in Kürze lieferbar. +