Steuersünder-CD

Daten können Herkunft verraten

05.02.2010
Von pte pte
Die umstrittene CD mit vorgeblich brisanten Daten über Steuersünder, an der Deutschland und Österreich interessiert sind, könnte nicht nur den Steuerfahndern nützliche Informationen liefern.

Mittels spezieller Verfahren aus der Datenrettung und Forensik ist auch ihre Herkunft bestimmbar. So können digitale Spuren bis hin zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden, geben die Spezialisten von Kroll Ontrack zu bedenken. Jegliche Art von digitaler Information auf einem Datenträger hinterlasse Spuren.

Brenner-Informationen verraten Arbeitsplatz

"Es gibt verschiedene Wege, um die Identität des Erstellers der Steuersünder-CD zu ermitteln", erläutert Reinhold Kern, Abteilungsleiter Forensik bei Kroll Ontrack, im Gespräch mit pressetext. Beim Brennen einer CD werden dem Fachmann zufolge etwa die Brenn-Software, die Marke des Geräts sowie die Seriennummer des Brenners gespeichert. Anhand dieser Informationen ist beispielsweise ein Arbeitsplatz schnell auffindbar.

Anhand der für Normalanwender nicht sichtbaren Informationen ließen sich Rückschlüsse auf den Ort ziehen, an dem die CD gebrannt wurde. Es könne nachgewiesen werden, wann und an welcher Stelle die vertraulichen Steuerdaten einen Ort offensichtlich verbotenerweise verlassen haben. Zudem sei feststellbar, ob die Daten auf der Steuersünder-CD authentisch sind. Sofern Logfiles noch gespeichert sind, können diese etwa Zugriffe auf Datenbanken liefern.

Verschlüsselung

Exakte Informationen über die Herkunft der Steuersünder-CD dürften besonders für die betroffenen Banken von Interesse sein. Zwar verfügt der Inhaber über die Möglichkeit, die Daten per Software in einem "relativ einfachen Verfahren" zu verschlüsseln und mit einem 20-Stellen-Passwort zu versehen, das schwer zu knacken sei, wie Kern gegenüber pressetext betont. Spätestens im Fall des Verkaufs müssten die Daten jedoch freigegeben werden. Allerdings weist Kroll Ontrack darauf hin, dass die gerichtliche Verwertbarkeit der forensisch erforschten Informationen von Fachjuristen beurteilt werden müsse.

Die Affäre um die Steuersünder-CD hat sich mittlerweile deutlich ausgeweitet. So ist es bereits zu ersten Selbstanzeigen gekommen. Zudem könnten die Informationen - anders als anfangs vermutet - dem deutschen Fiskus nicht 100 Millionen, sondern sogar bis zu 400 Millionen Euro bringen. Medieninformationen zufolge wurde die CD aus Daten der Credit Suisse erstellt. Die Bank hatte jedoch mitgeteilt, keine Kenntnis von einem Datenklau zu haben. (pte)