Chancen für Wirtschaftsinformatiker mit internationalem Background

Data-Warehouse-Profis müssen Querdenker sein

28.03.1997

Jan Nordh ist Leiter Professional Services bei der Prism Solutions GmbH in München. Prism bringt Werkzeuge auf den Markt, mit deren Unterstützung sich Metadaten erstellen lassen. Nordh, ein 33jähriger Schwede mit lupenreiner internationaler Karriere, verbringt die meiste Zeit bei seinen Kunden, um zusammen mit ihnen und zahlreichen weiteren IT-Partnern überschaubare bis großvolumige Data-Warehouse-Projekte zu realisieren. "Consulting-, Projekt-Management-Know-how, Software- und Hardwarekenntnisse sowie der Umgang mit Menschen" zählen für Nordh zum A und O seines Jobs. Bekommen hat er ihn vor allem aufgrund seiner anforderungsgerechten Qualifikation: Zuletzt war er verantwortlicher SAP-Programm-Manager eines US-Hardware-Anbieters in Europa.

Ein anderer Spezialist auf Herstellerseite ist Ditmar Brandt, stellvertretender Leiter des Center of Smart Warehouse bei Siemens-Nixdorf in Frankfurt. Im Rahmen eines festgelegten Programms erstellt Brandt mit seinen Kollegen kundenspezifische Konzepte, worin der schrittweise Aufbau eines Data-Warehouse zur Eröffnung neuer Geschäftsmöglichkeiten und Wettbewerbsvorteile niedergelegt wird. Vom Daten- über das Lösungsdesign bis zur Implementierung bleibt Brandt an der Seite des Anwenders. Analytisches Denkvermögen sowie Beratungs- und Projekt-Management-Kompetenz charakterisieren sein Leistungsprofil.

Der Data-Warehouse-Experte auf der Anwenderseite heißt Helmut Schönherr. Er ist Leiter eines der vielleicht renommiertesten DW-Projekte in Deutschland, nämlich bei der R+V Versicherung in Wiesbaden. Im Unterschied zu der überwiegenden Mehrheit heutiger DW-Projekte verfolgt die R+V einen gesamtunternehmerischen Ansatz. In dem Vorhaben, das im Bereich Systementwicklung entstanden ist, arbeiten Schönherr und 21 Kollegen an einer konsolidierten, nachvollziehbaren Datenbasis für alle Geschäftsbereiche der Versicherung. Schönherrs Alltag ist in erster Linie von der Organisation des in viele Teilprojekte gegliederten Auftrags gekennzeichnet.

Zudem hält er intensiven Kontakt zu amerikanischen Unternehmen, um Erfahrungen auszutauschen. Schönherr ist Versicherungskaufmann und hat das Grobkonzept des Data-Warehouse bei der R+V Versicherung entwickelt.

Welches Qualifikationsprofil eignet sich am besten für die Aufgaben eines DW-Spezialisten? "Querdenker mit betriebswirtschaftlichem Verständnis", bringt R+V-Manager Schönherr seine Vorstellungen auf den Punkt. Eine Fülle an vielen wichtigen Kompetenzen kämen da zusammen; neben der fachlichen Stärke auch die Risiko- und Konfliktbereitschaft, ein DW-Projekt quer über alle Hierarchien und Abteilungen voranzutreiben. Ein ganz wichtiger Punkt sei dabei, technische Probleme und individuelle Sorgen des Topmanagements gleichermaßen auszuräumen. Letztlich müßten Kandidaten durch ihr Persönlichkeitsprofil überzeugen. Nordh und Brandt favorisieren den Wirtschaftsinformatiker, der vielleicht noch fachspezifischen Background mitbringen kann, etwa aus Marketing oder Controlling. Auf jeden Fall müssen System- und Datenbank-Know-how auf der Höhe der Zeit sein. Permanente Weiterbildung ist also eine Pflichtübung.

"Ausbildung und Alter sind zweitrangig", meint Schönherr. Erfahrene Mitarbeiter haben zwar den besseren gesamtunternehmerisch-betriebswirtschaftlichen Überblick, junge Leute dagegen seien unbelasteter und deshalb auf ihre Art prädestiniert für das Data-Warehousing. Was die fachliche Seite anbelangt, komme es auf die richtige Mischung an: Unix-Spezialisten, Systementwickler mit Kenntnissen über Front-end-Tools sowie Datenbankexperten könnten ein gutes Team bilden.

Für die Aufgabe der Projektleitung favorisiert SNI-Mann Brandt erfahrene IT-Consultants mit solidem betriebswirtschaftlichem Background. Bezüglich der technischen Umsetzung rechnet er mit dem Know-how des Anwenders in den Bereichen Datenbanken und Programmierung, plädiert jedoch bei der erforderlichen Integration von Reporting- und Analyse-Tools für externe Spezialisten. Nordh von Prism: "In Data-Warehouse-Projekten kommen viele Spezialisten und Anwender zusammen. Wer lange im Ausland gearbeitet hat, tut sich dabei viel leichter..

Winfried Gertz ist freier Journalist in München.