Supermini-Anbieter möchte gern die Nummer zwei werden:

Data General mit Kraftakt im 32-Bit-Bereich

22.11.1985

LONDON (rs) - Anwender wollen Gesamtlösungen: Mit einem Bündel von Ankündigungen - die Palette reicht vom Mainframe-ähnlichen Supermini über eine Grafik-Workstation bis zum 32-Bit-Einstiegsmodell - zieht Data General jetzt mit der Konkurrenz gleich.

Die Euphorie über die Neuankündigungen ließ Charles M. Boesenberg, Vice-President General-Manager Europe, einen Blick in die Zukunft wagen: Im Jahr 2000 werde neben IBM noch Data General existieren, dies sei sicher. Welche Unternehmen zudem noch überlebten, ließ der DG-Manager offen. Als einen Überlebensgrund nannte Boesenberg: "Wir wissen, was die Kunden wollen.

Neben Allgemeinplätzen dieser Art und nach dem Motto "Die Zukunft ist heute" hatte Data General bei der Ankündigungswelle in London auch Konkreteres zu bieten: Das Geschäftsjahr 1985 schloß (zum 30. September) mit 1,24 Milliarden Dollar Umsatz, der damit gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent stieg. Eine große Differenz ergab sich hingegen beim Gewinn: Er sank auf 26 Millionen Dollar gegenüber 84 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 1984.

Gleichwohl gab sich Boesenberg optimistisch: "Die nächste Revolution in Amerikas Produktivität wird die totale Integration aller Computersysteme sein, vom Marketing bis zum Rechnungswesen, von der Entwicklung bis zur Fertigung." Und natürlich hat man "technische Barrieren" durchbrochen.

Auf einem Board haben DG-Entwickler die CPU der neuen Eclipse MV/20000 mit ihren 5,5 Mips (Millionen Instruktionen pro Sekunde) untergebracht. Stolz ziehen sie das direkte Konkurrenzmodell, Digital Equipments VAX-8600, heran: Dieser Rechner benötige noch 10 Boards. Den Einwand, daß die VAX immerhin fast ein Jahr früher auf dem Markt war, wischen die Data-General-Manager mit dem Hinweis auf ein deutlich besseres Preis/Leistungs-Verhältnis vom Tisch.

Auf rund 10 Mips soll es die neue 20000 bringen, wenn man eine zweite Prozessorplatine installiert. Die beiden Prozessoren arbeiten dann DG zufolge "eng gekoppelt" mit nur geringem Overhead. Maximale Hauptspeichergröße: 64 MB. Am unteren Ende der MV-Palette befindet sich jetzt die 2000DC mit maximal 5 MB Hauptspeicher, Preise: MV/20000 mit 20 MB, 1,2 Gigabyte Platte, sonstiger Peripherie und einiger Software rund drei Millionen Mark; MV/2000 einschließlich Peripherie und Software ab 125 000 Mark.

Schließlich die neue Workstation-Familie DS7000. Ähnlich wie die DEC-Workstation mit Microvax-Grundlage basiert beispielsweise das Modell DS7700 auf der MV/2000DC und soll ein "Schlüsselelement in der von Data General vorgestellten Strategie der verteilten Datenverarbeitung" darstellen.

Daß Data General das Problem der verteilten Datenverarbeitung ernst nehmen will, zeigt die neue Version DVS des Betriebssystems AOS. Damit habe der Benutzer transparenten Zugriff auf alle Systemmittel und Daten, gleich, ob mit Anwendungsprogrammen oder in der Programmentwicklung mit höheren Spracharbeiten.

Last but not least jetzt auch TEO (Technical Electronic Office), ein integriertes Softwaresystem für Konstruktion und Büroautomation im technischen Bereich: Das System enthält die Büroautomationssoftware CEO sowie DG/Stage (Standard Applications and Graphics Environments), womit sich Data General zufolge integrierte technische Computerumgebungen nach den Vorstellungen der Benutzer aufbauen lassen.

"Data General", so Senior Vice-President Ray Fortune frohgemut, "verfügt über die Systeme, die Software und das komplette Kommunikationsangebot, um sich praktisch jeder Herausforderung in der Informationsverarbeitung stellen zu können."