Data-Center-Konzepte im neuen Licht (Teil 5) Mit MPP-Rechnern wagt sich Pyramid auf unsicheres Terrain

26.11.1993

MUENCHEN (jm) - Die Pyramid Technology Corp. ist bekannt fuer ihre Server-Systeme, die als symmetrische Multiprozessor- Implementationen (SMP) ausgelegt sind. Damit peilt sie besonders Benutzer grosser relationaler Datenbanksysteme an. Auch geschaeftskritische Anwendungen sowie Reservierungssysteme sollen bedient werden. Zu ihrer Klientel zaehlt sie ferner Broker.

Auch der typische IS-Manager im Data-Warehouse gehoert zu Pyramids Zielgruppe. Mit seinen Mehrprozessor-Rechnern sieht sich das Unternehmen aus San Jose, Kalifornien, allerdings nicht nur der Konkurrenz etlicher PC-Systemanbieter ausgesetzt. Vielmehr haben sich alle Branchenschwergewichte wie Sun, Silicon Graphics, Digital Equipment Corp. (DEC) oder IBM dieses Themas ebenfalls angenommen.

Pyramid glaubt allerdings, mit seiner langjaehrigen Erfahrung im Betriebssystem-Tuning gegenueber der Konkurrenz einen erheblichen Vorteil zu besitzen. So muss sich etwa die IBM bei ihren SMP- Maschinen auf das Know-how der Groupe Bull verlassen. DEC wiederum wird bei dem fuer kommendes Jahr anvisierten Zwoelf-Wege-System aus der DEC-7000-Reihe auf das Wissen der Encore Computer Corp. zurueckgreifen, die die sogenannte Reflective Memory Technology entwickelte.

Moeglicherweise wegen des zunehmend engeren Spielraums im Segment der SMP-Anbieter dehnt Pyramid deshalb seinen Aktionsradius auf die massiv-parallelen Rechner (MPP) aus. Innerhalb der kommenden drei Jahre hoffen die Kalifornier auf eine stabile Maschine. Geht es nach Manfred Metzger, dem Geschaeftsfuehrer der Pyramid GmbH, so werden Anwender schon im kommenden Sommer das erste System der mit dem Codenamen "Meshine" belegten MPP-Rechner sehen, das mit bis zu 256 Prozessoren ausgestattet ist. Auch dieses Engagement hat aber seine Risiken. Zum einen sehen Marktanalysten fuer die MPP- Technologie durchaus rosige Zeiten anbrechen, manche glauben, einen 40 Milliarden Dollar schweren Markt vorhersehen zu koennen.

Oracle-Chef Ellison setzt auf MPP-Technologien

Wahr ist auch, dass durch Oracles fruehzeitiges Engagement auf dem Gebiet parallelisierbarer Datenbanktechnologien das MPP-Thema entscheidend an Attraktivitaet gewonnen hat. Nicht zuletzt Larry Ellison, CEO der Oracle Corp., hat sich dieser Thematik gewidmet. Nicht von ungefaehr kommt sein betraechtliches Engagement bei Ncube. Der Oracle--Chef haelt die Aktienmehrheit beim Thinking-Machines- Konkurrenten. Schliesslich verspricht er sich von den MPP-Rechnern doch, sie wuerden in die angestammten Domaenen der Mainframe-Systeme eindringen. Gute Aussichten somit fuer Pyramid.

Weniger erfreulich zum anderen ist, dass sich auch im bisher noch kleineren Marktsegment der Rechner mit verteilten Speicherarchitekturen (Distributed Memory) diverse Wettbewerber wie etwa ICL, IBM, NCR, Ncube, Meiko, Kendall Square Research, Maspar, Thinking Machines, White Cross oder Unisys tummeln. Hewlett-Packard (Kooperation mit Convex) oder Cray (Zusammenarbeit mit Sun und DEC) andererseits schicken sich an, dieses Feld ebenfalls zu beackern.

Nicht umsonst warnt deshalb Pyramids President und CEO Dick Lussier, vor allem kleinere Anbieter wuerden Gefahr laufen, keine Marktnische zu finden. Bei Intels Supercomputer Systems Division (SSD), Anbieter der Paragon-MPP-Systeme, will man aus genau diesem Grund technisch-wissenschaftlichen Arbeitsfeldern verhaftet bleiben und keine Ressourcen etwa auf Anwendungsbereiche des kommerziellen Segments lenken.

(wird fortgesetzt)