Data-Center-Konzepte im neuen Licht/Teil 3 Hewlett-Packard laesst mit neuen Business Servern Muskeln spielen

12.11.1993

MUENCHEN (jm) - Ganz unverhohlen stellt Hewlett-Packard (HP) mittlerweile die Nachfolgefrage: Hatte bislang IBM durch seine schiere Marktmacht die Vorgaben fuer Entwicklungen in der DV- Szenerie gesetzt, so ist Big Blues Thron mittlerweile wacklig geworden. Die Branche zweifelt zunehmend an der Fuehrerschaft der Armonker. An deren Stelle als richtungsweisende Kraft moechte HP treten.

Aufgrund ihres Produktspektrums und der fuer Anwender bereitgestellten flankierenden Dienstleistungsmassnahmen sehen sich die Kalifornier aus Palo Alto als legitime Erben des einstigen DV- Imperators IBM. In seiner juengsten Veroeffentlichung zur Vorstellung der HP9000- und HP3000-Server weist sich HP explizit als der Anbieter aus, "der mehr als 800 Unternehmen dabei geholfen hat, deren Abhaengigkeit von kostenintensiven Mainframe-Strukturen zu reduzieren oder gar zu eliminieren".

HPs Rolle als fuehrende Grossrechner-Alternative

Mit neuen Dienstleistungen und Hardwareprodukten aus der Familie der sogenannten Corporate Business Server (CBS) unterstreiche man einmal mehr HPs Rolle als fuehrende Grossrechner-Alternative. Seit der Einfuehrung der "Emerald"-Systeme im Mai 1992 hat HP nach eigenem Bekunden mehr als 400 dieser Rechner verkauft.

Bislang nutzten die Server die 60-Megahertz-Variante des Precision-Architecture-RISC-Chips (PA) von HP. In den neuen Systemen kommt nun, wie schon bei den HP9000-Serie-800-Modellen der G-, H- und I-Reihen, der mit 90 Megahertz getaktete 7100- Nachfolgeprozessor zum Einsatz. Ein CPU-Wechsel, der zur rechten Zeit kommt. Fragten sich doch einige Anwender bereits, warum sie die vergleichsweise teureren CBS-Modelle kaufen sollten, wenn sie mit den Serie-800-Modellen doch sehr leistungsfaehige Server - allerdings mit geringeren I/O-Kapazitaeten behaftet - fuer erheblich weniger Geld von HP angeboten bekamen.

Die HP9000-CBS-Linie liefert HP in zwei Varianten aus: zum einen als sofort verfuegbare Ein- bis Achtwege-Systeme, zum anderen als Neun- bis Zwoelfprozessor-Maschine. Letztere wird kommendes Fruehjahr erhaeltlich sein. Bisher war bei vier im symmetrischen Parallelbetrieb arbeitenden CPUs HPs Multiprozessor-Architektur ausgereizt.

Installierte CBS-Server lassen sich durch einen Austausch der Prozessorkarten aufruesten. Die neu entworfenen System-Boards unterstuetzen bis zu zwei 7100-RISC-CPUs. Ein US-Anwender, der diesen Aufstiegspfad beschreiten wird, aeusserte die Erwartung, diese Aktion in einer halben Stunde durchgefuehrt zu haben. Demgegenueber benoetige man fuer diese Art von Leistungssteigerung bei einem 3090-Mainframe der IBM ein komplettes Wochenende, ausserdem sei die Hochruestung eines blauen Grossrechners mehr als zehnmal so teuer. Die Preise der neuen HP-Unix-Systeme reichen von 165 000 Dollar fuer das Einprozessor-Modell bis zu 660 000 Dollar fuer den als "T500" bezeichneten Zwoelfprozessor-Server. Eigenen Angaben zufolge erzielte man in hausinternen Tests unter Oracle 7 mit einer Acht-Prozessor-Maschine 1500 Transaktionen pro Sekunde gegenueber dem bisherigen von einer HP-Unix-Box erreichten Spitzenwert von 700 Transaktionen pro Sekunde. Die ebenfalls jetzt praesentierten und als "Serie 995" bezeichneten HP3000-Rechner arbeiten mit maximal acht 7100-PA-RISC-CPUs und sind in der ersten Haelfte des kommenden Jahres zu Preisen zwischen knapp 260000 Dollar fuer das kleinste Modell Serie 995/100 mit einem Prozessor und fuer rund 680000 Dollar fuer das Achtwege-Modell verfuegbar. u (w ird fortgesetzt)