Fortbildungsmöglichkeiten in CADCAM und CAE-Berufen:

Das "Werkzeug" hat sich geändert

24.10.1986

Schulungsmöglichkeiten zum CAD-Zeichner, CAD- beziehungsweise CAE-Konstrukteur und-Ingenieur oder-Anwenderfachmann bieten - verschiedene Bildungsinstitutionen in ähnlicher Form. Sie reichen von firmeninterner Schulung über DV-Ausbildungsstätten und Technikerschulen bis hin zu Angeboten von Herstelllern und Soltwarehäusern. CW-Mitarbeiterin Elke Nanders hat die Fortbildungsmöglichkeiten in CAD/CAM-Berufen untersucht.

Zugangsvoraussetzungen, Fortbildungsverlauf und Dauer können voneinander abweichen. Die Schulungseinrichtung sollte DV- und systemtechnisch gut ausgestattet sein, denn die Praxis am Gerät ist gerade im Bereich des technischen Zeichnens und Konstruierens wichtigstes Ausbildungselement.

Je nach angestrebtem Abschluß kann die Fortbildung nach einer Art Baukastensystem mit verschiedenen Qualifikationsstufen erfolgen. Sie vermittelt grundsätzlich Zusatzkenntnisse, das heißt, sie baut auf vorhandenem Berufswissen, zum Beispiel dem eines Technischen Zeichners oder Konstrukteurs, auf.

Die Dauer der Fortbildung - als Vollzeitschulung gerechnet - liegt für CAD-Zeichner oder -Konstrukteure bei etwa zwei bis drei Monaten, für CAE- beziehungsweise CAD-Anwendungsfachleute und -Ingenieure bei etwa fünf bis sechs Monaten, ebenso für CAE-Systemspezialisten.

CAD oder ein anderes CA-Kürzel vor der Berufsbezeichnung als Technischer Zeichner, Konstrukteur, Ingenieur etc. setzt voraus, daß als Vorqualifikation die Ausbildung zum Grundberuf oder die entsprechende Berufserfahrung bereits vorhanden war. Primär geht es bei der Schulung

um den Umgang mit einem neuen "Werkzeug".

Das Fortbildungsangebot zum CAD-Zeichner wendet sich an Interessenten mit Ausbildung im gewerblich-technischen, technischen und/ oder naturwissenschaftlichen Bereich, die über Kenntnisse und Praxis im manuellen Erstellen von Konstruktionszeichnungen verfügen. Angesprochen sind also Technische Zeichner und Techniker, etwa aus den Bereichen Maschinenbau, Architektur, Anlagenbau, Elektrotechnik oder Bauwesen.

Die Qualifikation zum CAD-Konstrukteur setzt den berufserfahrenen (DV-)Techniker, Konstrukteur oder Ingenieur mit Kenntnissen im Maschinenbau, Bauwesen etc. voraus. Seine typische Vorbildung ist Hochoder Fachhochschulabschluß im Ingenieurwesen. In selteneren Fällen ist er Technischer Zeichner, der bereits Konstruktionsfunktionen ausgeübt hat.

Die Qualifikation zum CAE- beziehungsweise CAD-Ingenieur oder -Anwendungsfachmann setzt im allgemeinen Ingenieurwissen von Fachhochschulniveau voraus, kann aber auch von hochqualifizierten Technikern und Konstrukteuren erreicht werden. Sie ist besonders für Entwicklungs-, Berechnungs- und Fertigungsingenieure gedacht.

Künftige CAE-Systemspezialisten, -Systemberater oder -betreuer sollen Ausbildung und Berufserfahrung als Konstrukteur, Ingenieur oder Naturwissenschaftler mitbringen. Gute Englischkenntnisse sind in allen Fällen vorteilhaft.

Persönliche Anforderungen

CA-Berufe verlangen generell Verständnis für technische Zusammenhänge, Konzentrationsfähigkeit, methodische Arbeitsweise und analytisches Denkvermögen. Weiterhin gelten ein gutes Abstraktionsvermögen und die Fähigkeit zum Arbeiten mit Symbolen, statt mit herkömmlichen ganzheitlichen Zeichnungen als unabdingbar. Gutes dreidimensionales Vorstellungsvermögen, besonders bei CAD- beziehungsweise CAE-Konstrukteuren und in weiterführenden Funktionen gehört ebenfalls zu den wichtigen Anforderungen.

Fortbildungsschwerpunkte

Die Fortbildung zum 2D-CAD-Konstrukteur vermittelt Kenntnisse über Aufbau und Arbeitsweise von Computer-CAD-Systemen, die Handhabung von Peripheriegeräten wie Grafiktablett, Datenstationen und Plotter sowie die Funktionen, Einsatzbereiche und Anwendungsgebiete typischer CAD-Systeme. Einen Schwerpunkt bildet die rationelle und optimale Zeichnungserstellung mit Hilfe verschiedener CAD-Softwarefunktionen wie Drehen, Spiegeln, Rotieren, Ein- und Ausblenden von Symbolen und kompletten Zeichnungen, also mit Grundelementen grafischer Techniken. Ebenso lernt der künftige CAD-Zeichner, Zeichnungen im Computer zu speichern und wieder herauszuholen. Während der Umgang mit einfachen CAD-Systemen vor allem im zweidimensionalen Bereich keine große Umstellung verlangt, setzt die Arbeit mit 3D-Systemen zur Darstellung räumlicher Kontruktionen und Produkte eine intensive Schulung voraus. Die Fortbildung zum 3D-CAD-Konstrukteur beinhaltet das Erstellen aller zwei- und dreidimensionalen Konstruktionen mit CAD-Hard- und -Software. Schwerpunkte sind etwa die Variantenprogrammierung, wie sie vor allem bei Großanwendern zum Einsatz kommt, und der komplexe Themenbereich Konstruktions-Datenbanken. Die Fortbildung zum CAE- beziehungsweise CAD-Ingenieur oder -Anwenderfachmann macht mit computergestützten Arbeitstechniken des Entwurfs, der Berechnung, der Konstruktion, der Fertigung, der Produktionsplanung und -steuerung vertraut. Sie vermittelt das planerische, organisatorische und softwaretechnische Wissen, um integrierte CAE/CAD/CAM-Anwendungen realisieren zu können (Systemorganisation und -kommunikation). Dieser Fortbildungsgang

- zeigt Aufbau und Arbeitsweise von computergesteuerten Manipulationen. (Robotern),

- gewichtet vor allem computerunterstützte Berechnungsmethoden wie die Finite-Elemente-Methode sowie

- Anwendungen und Integration von Produktplanungs- und Steuerungs-(PPS-) Softwaresystemen.

Die Fort- und Ausbildung zum CAE-Systemspezialisten (wie sie von bestimmten Großfirmen hausintern vorgenommen wird), zum CAE-Systembetreuer oder -berater sowie die Befähigung dazu ist im allgemeinen eine Sache des Learning-by-doing. Sie entwickelt sich vor allem aus angesammelter Erfahrung. Von den Spezialisten wird genaue Kenntnis der jeweils verwendeten Rechner- und Betriebssysteme und/oder der CAD-Software verlangt.

Abschlußprüfung

Schuleigene Prüfungen mit Abschlußzertifikat betreffen folgende Funktionen und Aufgaben (vergleiche auch Fortbildungsschwerpunkte):

Das Aufgabengebiet des CAD-Zeichners ist generell die computerunterstützte Zeichnungserstellung, effektives und rationelles Arbeiten mit CAD-Systemen und speziellen Softwarefunktionen sowie die jeweils branchenbezogene CAD-Anwendung.

Die Aufgaben des CAD-Konstrukteurs liegen vor allem darin, im Dialog mit dem Computer Konstruktionsunterlagen zu erstellen und diese in einer Datenbank zu speichern, damit alle Beteiligten jederzeit Zugriff zum aktuellen Stand technischer Daten haben. Der CAD-Konstrukteur wird in den verschiedensten Phasen des Konstruktionsprozesses - wie Produktentwurf mit dreidimensionalen Volumenmodellen und Bewegungssimulatoren, rationelles Ausarbeiten und Darstellen von Konstruktionsvarianten, beim Verwenden von Normenteilen und Teilefamilien sowie beim Aufbau von Normenkatalogen und weiter bei Aufbau, Nutzung und Wartung von Konstruktions-Datenbanken durch die Systeme unterstützt. Im Vordergrund der CAD-Konstrukteurstätigkeit stehen also verstärkt technische und organisatorische Aufgaben.

Der Aufgabenschwerpunkt des CAE- beziehungsweise CAD-Ingenieurs oder -Anwendungsfachmanns ist die computerunterstützte Ingenieursarbeit , in allen Bereichen. Hierzu zählen Berechnungsverfahren mit Geometriemodellen und technisch-physikalischen Daten, Fertigungsverfahren - unter anderem mit numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen und Industrierobotern, aber auch Produktionsplanung und -steuerung (PPS). Anders als CAD-Zeichner und -Konstrukteure muß der CAE-Systemspezialist, -berater oder -betreuer über die interne Technik der Systeme Bescheid wissen, um Anwendern aus dem Konstruktionsbereich bei Pannen und schwierigen Problemen helfen zu können, aber auch, um die Systeme mit- und weiterentwickeln, warten, pflegen und organisatorisch verwalten zu können.

Spezialisierungsmöglichkeiten sind, generell gesehen bereits durch Fachrichtung und Branche des Grundberufes gegeben. Besondere Spezialisierungsmöglichkeiten für Konstrukteure und Ingenieure gehen zum Beispiel in Richtung 3D-Konstruktion, Konstruktions-Datenbanken, Robotik, CAM-Berechnungsingenieur oder CAM-Projektingenieur. Sie liegen auch in Einführung und Organisation der Systeme und in der computergestützten Fertigung im Vertrieb.

Aufstiegschancen

Sie sind hier noch differenzierter als im allgemeinen DV-Bereich, abhängig von Grundausbildung und Grundberuf, Fachrichtung, Branche

und Firmenstruktur. Fortbildung im CAD/CAM-Bereich fördert in der Regel die funktions- und rangmäßigen Aufstiegsmöglichkeiten; für einen CAD-Konstrukteur etwa zum Abteilungsleiter einer Konstruktionsabteilung.

Die Zusatzqualifikation CAD-Konstrukteur kann zum Beispiel auch eine Stufe zum Entwicklungsingenieur sein. Die Ausbildung als CAE-Spezialist kann beispielsweise weiterführende Aufgabengebiete als Hard- und Software-Spezialist erschließen.

Im Vergleich zum CAD/CAM-Bereich ist die Gehaltsstruktur bei EDV-Berufen allgemein transparenter. Die Zusatzqualifikation kann zu einer gehaltsmäßigen Aufbesserung (von etwa zehn Prozent) führen.