Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind mit dem Auto unterwegs. Sie wollen Täler und Flüsse überqueren. Doch von zehn Brücken sind fünf entweder noch im Bau - obwohl sie längst fertig gestellt sein sollten - oder drohen bei einer Überquerung einzustürzen. An zwei weiteren Brücken wurden die Arbeiten im Rohbau abgebrochen. Lediglich drei Brücken können Sie gefahrlos überqueren.
Hier lesen Sie ...
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warum Softwareprojekte so oft scheitern;
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wie Qualität in der Softwareherstellung gemessen werden kann;
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warum Ingenieursdisziplinen Vorbild für die zukunftsweisende Softwareerstellung sind und
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welche Konsequenzen die industrielle Softwareproduktion hat.
Absurd? Im Brückenbau sicherlich. Doch in der Softwareerstellung immer noch Alltag. Dabei sind es keineswegs die Hightech- oder die besonders innovativen Projekte, die scheitern, sondern Vorhaben rund um alltägliche Aufgaben wie Bestellabwicklung oder Gepäckabfertigung.
Kein Wunder, dass in Management-Kreisen das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis in der Softwareentwicklung beanstandet wird. Da lockt die Offshore-Enwicklung. Die Zielvorgabe könnte beispielsweise lauten: Im nächsten Jahr entwickeln wir mindestens die Hälfte unserer Projekte außerhalb unserer Grenzen. Doch Offshore-Entwicklung ist keine wirkliche Alternative. Sie löst die strukturellen Defizite der klassischen Softwareentwicklung keinesfalls. Im Gegenteil: Offshore-Projekte erzeugen zusätzliche Komplexität. Durch Verteilung der Aufgaben und schwierigere Kommunikation erhöht sich die Fehleranfälligkeit. Die Offshore-Debatte lenkt vom eigentlichen Brennpunkt ab: der fehlenden Qualität.
Die klassische Entwicklung versagt bei der Qualität
Damit sind wir bei den unbequemen Fragen angelangt: Was ist Softwarequalität? Wie kann sie gemessen und bewertet werden? Die fünf Merkmale: Kosten, Zeit, Investitionsschutz, Anforderungserfüllung und Risiko sind Dreh- und Angelpunkt der Softwarequalität. Die klassische Entwicklung schneidet in keinem der genannten Qualitätsmerkmale besonders gut ab.