Einige Lichtblicke, aber keine Trendwende

Das vierte Quartal geht an die Marktführer

24.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Die mit Spannung erwartete Berichtssaison für das vierte Quartal 2002 hat begonnen. Auch wenn eine Reihe erfreulicher Töne zu vernehmen waren - nach einem klaren Aufschwung klingen die Nachrichten nicht.

"Das Jahr 2002 endete mit einem starken Quartal", zog Craig Barrett Bilanz. Intels CEO hatte gut lachen. Der Weltmarktführer im Chipbereich konnte die Erwartungen der Finanzwelt locker übertreffen und für das Ende Dezember abgeschlossene Quartal einen Nettogewinn von 1,05 Milliarden Dollar ausweisen. Der Umsatz stieg auf 7,16 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr 2002 meldet Intel auf Basis von 26,8 Milliarden Dollar Umsatz (Vorjahr: 26,5 Milliarden Dollar) einen Nettogewinn von 3,1 Milliarden Dollar.

Vor allem das Geschäft mit Chips für Server und Notebooks sowie regional in Europa und Nordamerika sorgten für den erfreulichen Jahresabschluss. Hinzu kam, dass Intel erstmals seit drei Jahren den durchschnittlichen Verkaufspreis seiner Chips wieder steigern konnte.

Skepsis bleibt

Eine Schwachstelle im Geschäft war allerdings die Communications Group, die für das Gesamtjahr bei 2,1 Milliarden Dollar Umsatz einen operativen Verlust von 622 Millionen Dollar ausweist. Außerdem wird das Ergebnis von einem vorsichtigen Ausblick auf das laufende Vierteljahr getrübt, in dem Intel unter Hinweis auf saisonal bedingte schwache Ergebnisse mit einem Umsatz zwischen 6,5 und sieben Milliarden Dollar rechnet. Das Management bleibt damit vorerst skeptisch, was die Erholung der Wirtschaft in den ersten Monaten dieses Jahres betrifft.

Unterstrichen wurde dies mit der Ankündigung, die Investitionen in neue Fertigungsanlagen um rund eine Milliarde Dollar auf 3,5 bis 3,9 Milliarden Dollar herunterzuschrauben.

Intel wird in erster Linie in die effizientere Produktion mit größeren Silizium-Wafern sowie kleineren Strukturbreiten investieren. Damit erhöht das Unternehmen seinen Ausstoß an Netz- und Wireless-Chips - beides Märkte, die derzeit schneller wachsen als der für PC-Prozessoren.

Zudem setzt der Marktführer kleinere Rivalen wie Advanced Micro Devices (AMD) weiter unter Druck. Dieser konnte auch gar nicht so recht über das Jahresabschlussgeschäft frohlocken. Die Company verbuchte im vierten Quartal 2002 einen Nettoverlust von 857,7 Millionen. Auch bei den Einnahmen musste AMD zurückstecken. Mit 686,4 Millionen Dollar erwirtschaftete der ewige Zweite im Prozessorgeschäft 28 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum (951,9 Millionen Dollar), aber 35 Prozent mehr als im vorangegangenen dritten Quartal (508,2 Millionen Dollar).

"2002 war zweifellos ein furchtbares Jahr, aber wir glauben, dass das Schlimmste nun hinter uns liegt", übte sich AMD-CEO Hector Ruiz im Zweckoptimismus. Er sei zuversichtlich, mit Hilfe von Kostensenkungen im zweiten Quartal 2003 den Breakeven zu erreichen. Für das laufende Vierteljahr erwartet AMD stagnierende bis leicht steigende Einnahmen.

Ganz so optimistisch ist der Elektronikkonzern Samsung Electrics nicht. Das Unternehmen rechnet erst ab Sommer mit einer Marktbelebung. Bis dahin wächst Samsung auf Kosten seiner Wettbewerber. Als weltweit größter Anbieter konnten die Koreaner im Jahr 2002 ihren Anteil im Speicherchipmarkt ausbauen. Die Analysten von Gartner schätzen, dass dieser Wert von 27 Prozent im Vorjahr auf nun 31 Prozent gestiegen ist.

Der Konzern, der neben Speicherchips auch Handys und Notebooks herstellt, konnte im gesamten Geschäftsjahr 2002 seinen Nettoprofit mit rund sechs Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln - das bislang beste Ergebnis in der Firmengeschichte. Außerdem erwirtschaftete Samsung mit gut 34 Milliarden Dollar rund ein Viertel mehr Umsatz als im Vorjahr. Für das vierte Quartal meldete der Konzern sogar eine Vervierfachung des Nettogewinns gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,3 Milliarden Dollar. Die Einnahmen legten um 26 Prozent auf umgerechnet rund neun Milliarden Dollar zu.

Samsung verdankt sein "außergewöhnliches Jahr", so Gartner-Analyst Andrew Norwood, nicht allein einer wachsenden Marktmacht. Auch die Produktstrategie des Unternehmens erwies sich als richtig. Mit Erfolg forcierten die Koreaner ihr noch junges Handy- und Notebook-Geschäft. Im Speichersegment verlagerte sich Samsung auf die Produktion schneller PC-Speicherchips, die zu höheren Preisen verkauft werden können. Anders als Intel legt das Unternehmen keine Verschnaufpause bei den Investitionen ein. Im Gegenteil. Der Konzern erhöht sein Budget allein für die Ausrüstungen im Halbleiterbereich um 24 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar.

Neue Produkte und höhere Investitionen - mit dieser Strategie hofft auch Computerhersteller Apple, für die Erholung des Marktes gewappnet zu sein. Die Company habe "hervorragende Produkte in der Pipeline", so Apple-Chef Steven Jobs.

Auch Apple wird weiter investieren. "Wir setzen wegen kurzfristiger Profitmaximierung nicht unsere langfristigen Pläne aufs Spiel", erklärte Apple-Finanzchef Fred Anderson. Dennoch will der Konzern im laufenden Geschäftsjahr (Ende: September 2003) wieder einen Gewinn schreiben. Für ihr Ende Dezember abgeschlossenes erstes Fiskalquartal weisen die Kalifornier allerdings noch einen Nettoverlust von acht Millionen Dollar aus. Consumer-Geräte wie der Musik-Player "Ipod" oder das "Ibook" hätten sich besser verkauft, berichtete Anderson, als die Profimaschine "Power Mac G4", deren Absatz um 20 Prozent auf 292 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahr einbrach.

Mit einem völlig anderen Geschäftsmodell als Apple musste und muss sich das Internet-Unternehmen Yahoo den konjunkturellen Widrigkeiten stellen. Das führende Online-Portal schloss das vergangene Jahr mit einem glänzenden Schlussquartal ab: Der Nettogewinn kletterte auf 46,2 Millionen Dollar, die Einnahmen wuchsen um 51 Prozent auf 285,5 Millionen Dollar. Hauptgrund für die guten Zahlen ist die geglückte Strategie des Unternehmens, sich mit Hilfe von gebührenpflichtigen Angeboten zunehmend von Werbeeinnahmen unabhängig zu machen. Gemeinsam mit den Internet-Zugangsgebühren brachten die Bezahldienste Yahoo im Schlussquartal 2002 knapp 90 Millionen Dollar Umsatz ein - nach 41 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Zusätzlich kletterten die Werbeerlöse um 31 Prozent auf 177,5 Millionen Dollar, die Einnahmen aus E-Commerce-Aktivitäten wuchsen um 45 Prozent auf 19 Millionen Dollar.

Ausgehend von dieser Basis, bleibt Yahoos CEO Terry Semel optimistisch. Er rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit Einnahmen zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn soll im Bereich von 295 bis 330 Millionen Dollar liegen. Semel, der seit 2001 an der Spitze des Konzerns steht, will das Geschäft weiter ankurbeln, indem er unter anderem die bislang nur in den USA erhältlichen Bezahldienste nun auch international einführt. Zudem forciert der ehemalige Chef des Filmstudios Warner Bros. den Aufbau des Geschäftes mit DSL- Anschlüssen sowie neue mobile Angebote in Europa.

Auch der zweite Klassiker unter den Internet-Firmen, das weltgrößte Online-Auktionshaus Ebay, konnte in den Monaten Oktober bis Dezember seinen Nettoprofit im Vergleich zum Vorjahr mit 87 Millionen Dollar mehr als verdreifachen. Gleichzeitig sprang der Umsatz um 89 Prozent auf 413,9 Millionen Dollar. Als Hauptgrund für das hervorragende Ergebnis sieht Ebay das weltweit wachsende Interesse von Schnäppchenjägern zur Weihnachtszeit.

Internet-Geschäft bewährt sich

Im Gesamtjahr erzielte Ebay einen Nettoprofit von 249,9 Millionen Dollar, fast dreimal so viel wie das Plus von 90,4 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 62 Prozent von 748,8 Millionen auf 1,21 Milliarden Dollar. Nach dem ausgezeichneten Schlussquartal 2002 hat das kalifornische Unternehmen jetzt seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr erhöht. Ebay-Chefin Meg Whitman geht von einem Nettogewinn von bis zu 1,12 Dollar pro Aktie aus - sieben Cent mehr als bislang erwartet. Der Umsatz soll mit 1,9 Milliarden Dollar um 70 Millionen Dollar höher liegen als zuvor angenommen. (rs)

Aktuelle Quartalsergebnisse

Umsatz Q4 2002 / Q4 2001 / Nettogewinn Q4 2002 / Q4 2001 / kurzfristiger Ausblick

AMD / 686,4 / 951,9 / - 857,7 / - 15,8 / UP

Apple / 1470 / 1380 / - 8 / 38 / =

Ebay / 413,9 / 219,4 / 87 / 25,9 / UP

Handspring / 47,8 / 70,5 / - 12,6 / -19,8 / DOWN

Infineon* / 1520 / 1,03 / - 40 / - 50,6 / UP

Inktomi / 13,8 / 33 / - 1,4 / -28,8 / =

Intel / 7160 / 7000 / 1050 / 504 / =

Jupiter Networks / 155,3 / 131 / 8,5 / - 5,1 / =

Net Solve / 13 / 12,4 / 0,564 / 0,773 / =

Parametric / 171,9 / k. A. / - 11,4 / k. A. / =

Redback Networks / 27,6 / 40,2 / - 34,2 / - 99,2 / k. A.

Samsung Elect.* / 8,7 / 6,9 / 1,2 / 326 / =

Tansmeta / 6,1 / 6,4 / - 21,7 / -49,7 / DOWN

Yahoo / 285,5 / 188,9 / 46,2 / - 8,7 / UP

*Angaben in Millionen Euro

Angaben in Millionen Dollar