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Das unrühmliche Ende des ASPs Hostlogic

13.02.2001
Geschäftstätigkeit abrupt beendet

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Hostlogic, zertifizierter ASP-Partner von SAP und einer der Vorreiter beim Vermieten von ERP-Applikationen, existiert nicht mehr. Das Unternehmen, das sich hauptsächlich über Venture Capital finanzierte, zog sich klammheimlich vom Markt zurück. Server wurden einfach abgeschaltet und Mitarbeiter entlassen, einen geordneten Rückzug oder gar ein Konkursverfahren hat es bislang nicht gegeben.

In einer Nacht- und Nebelaktion hat Hostlogic seine europäische Holding in Zug, Schweiz, Mitte Dezember aufgelöst. Kurze Zeit später folgten sämtliche europäischen Vertriebsniederlassungen. Auch in Boca Raton, Florida, existiert mittlerweile kein ASP-Anbieter namens Hostlogic mehr, der in der Vergangenheit oftmals als Exempel für ein neuartiges ASP-Modell zitiert wurde. Hostlogic war als ASP-Partner von der SAP zertifiziert worden und vertrieb deren ERP-Software zusammen mit Siebels Customer-Relationship-Management-Lösung.

Was noch existiert, ist Hostlogic in Ungarn. Dort betrieb der Anbieter schon immer sein europäischen Rechenzentrum, über das die ASP-Dienste abgewickelt wurden. Die Ungarn werden jedoch kaum für die offenen Rechnungen des Konzerns einstehen, denn mit der ursprünglichen Muttergesellschaft verbindet die osteuropäische Niederlassung nur noch der Name. Die dortigen Betreiber übernahmen das Rechenzentrum im Rahmen eines Management-Buyouts.

Tatsache ist, dass die hiesigen Gläubiger im Regen stehen. Mahnbescheide an die Schweizer Adresse in Zug landen im dortigen Briefkasten, zuständig ist niemand. Unter Hostlogics Bürotelefonnummer sind weder Ansprechpartner in Deutschland, wo Hostlogic in München und Walldorf Vertriebsniederlassungen unterhielt, noch in Zug zu erreichen. Und obwohl Herbert Görtz, einst CEO von Hostlogic, noch einem seiner Gläubiger versicherte, ein europäischen Konkursverfahren sei bereits eingeleitet, gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass die Gläubiger wenigstens noch Teile der ausstehenden Beträge (in Europa angeblich etwa fünf bis zehn Millionen Franken) einsammeln können.

Der gebürtige Düsseldorfer Görtz (interessante Hintergrundinfos finden sich hier), der Hostlogic 1999 gründete und dafür unter anderem Venture Capital von der Metro-Tochter Invision bezog, ist mittlerweile wieder CEO - diesmal von Meatra in Boca Raton, Florida. Meatra, ebenfalls von Görtz noch vor seinem Hostlogic-Engagement gegründet, ist ein SAP-Beratungshaus, dass sich auf Projekte im öffentlichen und Bildungssektor spezialisiert hat. Auf der Web-Seite www.meatra.com ist unter anderem eine kurze Vita von Görtz (der unter anderem bei der Metro beschäftigt war) aufgelistet, derzufolge er von März 1999 bis Dezember 2000 als Hostlogic-CEO fungierte.

Hostlogic hatte wenige Kunden. In Deutschland etwa bezog nur die Metro-Tochter Mercateo.com ASP-Leistungen von Hostlogic. Deren Geschäftstätigkeit wurde jedoch nicht beeinträchtigt, weil die hiesigen Mercateo-Mitarbeiter rechtzeitig einen Hinweis über anstehende Probleme erhielten und die Server und Daten ins eigene Haus holten.