Das Unglück des Tüchtigen

24.04.1981

So verrückt das klingt: Außer den Datenverarbeitern selbst zweifelt offenbar niemand daran, daß DV-Leute auch für Top-Management-Positionen geeignet sind. In die Analyse vieler Outsider, DV-Chefs verstünden sich bisher nur als ,Spezialisten" und "Technokraten", läßt sich ja auch hineininterpretieren, daß diese alles mögliche erreichen könnten - wenn sie nur wollten. Als ob es ein Klacks wäre, sich neben dem eigenen Fach um "periphere" Gebiete wie Operations Research und Management-Methoden zu kümmern, wie das die Herren Personalberater so locker empfehlen.

Ganz so einfach liegen die Dinge nicht. Schon mit dem "Spezialisten" ist das so eine Sache. Zugegeben: Der "Fachidiot" hat das Brett vor dem Kopf, durch das der Dünnbrettbohrer nicht hindurchkommt. Doch gilt in der Datenverarbeitung mehr denn je: Auf das Know-how kommt es an. Datenbank-Spezialisten und Systemanalytiker mit Anwendungskenntnissen sind gefragt - keine Westentaschen-Unternehmer. Wer sagt denn, daß es eine Schande ist, über eine Stabsfunktion nicht hinauszukommen. Trotzdem heißt es aufpassen, daß daraus keine Rivalität zwischen Management und Datenverarbeitung konstruiert wird. In der "Du-mußt-nur-wollen" - Ermunterung ist nämlich eine sanfte Nötigung versteckt: Welcher DV-Leiter läßt sich schon gerne nachsagen, er zeige zu wenig unternehmerisches Engagement. Nur beweist man das eben nicht dadurch, daß man seine eigentliche Aufgabe vernachlässigt. Die verlangt nach wie vor den ganzen (DV-)Mann.