Olsy-Verkauf an Wang würde das Glück vollkommen machen

Das Telecom-Geschäft führt Olivetti aus der Dauerkrise

30.01.1998

Indikator für den neuen Aufwärtstrend ist die rasante Entwicklung des Aktienkurses: Seit Anfang Januar 1998 hat sich der Wert des Unternehmens um rund 40 Prozent erhöht. Grund dafür ist unter anderem eine Kapitalerhöhung um mehr als 600 Millionen Mark sowie die Aussicht auf einen kleinen Gewinn im Geschäftsjahr 1997 nach einer jahrelangen Phase defizitärer Ergebnisse und gravierender Management-Fehler.

Mit dem neuen Kapital soll die Unternehmenstochter Infostrada saniert werden, die ein Festnetz betreibt und in den nächsten Jahren laut "Wall Street Journal" kaum in der Lage sein wird, aus eigener Kraft Gewinne zu erwirtschaften. Dagegen gilt die für den Mobilfunk zuständige Unternehmenstochter Omnitel-Pronto Italia Spa als Schmuckstück im Konzern. Sie hat die Zahl ihrer Kunden binnen eines Jahres auf rund zwei Millionen Handy-Benutzer nahezu verdreifacht.

Die Mannesmann AG hat das Potential der Company offenbar erkannt und im September vergangenen Jahres einen 49,9prozentigen Anteil an einer neu gegründeten Holding erworben, die sowohl Infostrada als auch Omnitel kontrolliert. Den mittlerweile von der EU-Kommission offiziell gebilligten Eintritt in den italienischen Markt ließ sich der deutsche Konzern 2,45 Milliarden Mark kosten.

Auch die Investoren zeigen sich optimistisch

Nachdem sich Olivetti im vergangenen Jahr von seinem defizitären PC-Geschäft getrennt hatte, hoffen nun die Investoren, daß die Italiener ihren Weg zu einer europäischen Telecom-Company ersten Ranges konsequent verfolgen. Um die Schulden weiter abzubauen müßte der bereits im vergangenen Jahr eingeleitete Verkauf der Computer-Service-Division Olsy erfolgreich über die Bühne gehen. Olsy war 1996 mit einem Jahresumsatz von 2,6 Milliarden Dollar der größte Umsatzträger im Olivetti-Konzern.

Die Wang Laboratories stehen seit Monaten mit Olivetti in Verhandlungen; sie wollen die Olsy für einen Betrag kaufen, der Gerüchten zufolge zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Dollar liegt. Das Zustandekommen dieses Deals würde Olivetti zu einem 20prozentigen Anteilseigner von Wang machen. Die Italiener wären größter Aktionär des US-Unternehmens, an dem auch Microsoft beteiligt ist. Allerdings dauern die Verhandlungen bereits ungewöhnlich lange.

Apropos PC-Geschäft: Mit einem Umsatz von umgerechnet rund 1,1 Milliarden Mark und dem Erreichen des Break-even für den Monat Dezember hat die von der privaten Investorengruppe Piedmont International geführte Olivetti Computers Worldwide ihr erstes Wirtschaftsjahr abgeschlossen. Dies gab Chief Executive Officer (CEO) Roberto Schisano vergangene Woche in München bekannt. Für 1998 peilt die bis Herbst vergangenen Jahres als Olivetti Personal Computers firmierende ehemalige PC-Sparte des italienischen IT-Konzerns Schisano zufolge ein Umsatzplus von rund 30 Prozent sowie "einen sicheren Break-even" an.