Thyssen - Umformwerk mit Multiplex 80 von kabelmetal:

"Das System muß sich der Organisation anpassen"

04.06.1976

BRACKWEDE - Der Einsatz von Datenstationen im Fertigungsbereich -Computerisierung eines bisherigen EDV - Stiefkindes also - dürfte eigentlich bald kein "Entweder - Oder - Problem" mehr sein.

Wolfgang Maaß, Leiter Datenverarbeitung und Organisation der Thyssen -Umformtechnik, Brackwede, fühlt sich dennoch ein bißchen als BDE - Pionier: "Heutzutage genügt es eben nicht, aus den Fertigungsmaschinen noch ein paar Prozente herausholen zu wollen. Der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr auf einen Sektor, der - unzulänglich, weil unpräzise - als ,Information' bezeichnet werden kann." Maaß konkretisiert: "Es kommt auf Lieferbereitschaft und Produktqualität an, hier muß etwas getan werden, um am Markt konkurrenzfähig zu sein."

Ab 1. 10. 76 soll in Brackwede ein komplexes Betriebsdatenerfassungs - System über den Personalbereich hinaus (Arbeitszeit, Gleitzeit, Lohndaten) für die Erfassung und Verwaltung aller Betriebsdaten eingesetzt werden, die "hinter der Fertigung bis zur Auslieferung an den Kunden anfallen" (Maaß).

Die Technische Geschäftsleitung des zur Thyssen - Gruppe gehörenden Werkes entschied sich nach einer eingehenden Marktuntersuchung für das System Multiplex 80 von der Kabel und Metallwerke Gutehoffnungshütte AG (kabelmetal).

Dazu ist relevant, daß Multiplex 80 ursprünglich für den GHH - Eigenbedarf entwickelt wurde, heute jedoch von einem eigenen Geschäftsbereich des Konzerns vermarktet wird. Die Fertigung befindet sich in Hannover.

EDV - Chef Maaß nennt die Gründe, die für das BDE - System aus Niedersachsen sprachen: "Für die anderen noch in Frage kommenden Systeme konnten die Hersteller keinen ausreichenden Nachweis erbringen, daß sowohl software- wie auch hardwaremäßig alles das bereits realisiert ist, was in den Prospekten steht."

Als weiteres Multiplex - Plus nennt Maaß die Flexibilität des Systems, insbesondere der "Vor - Ort - Komponenten". Durch die Vielzahl der verfügbaren Endgeräte sei es möglich, den einzelnen Erfassungsplatz so zu gestalten, daß er den jeweiligen Anforderungen entspreche: "Es ist wichtig ein System zu haben, das sich auch einer guten Organisation anpassen kann", berichtet der EDV - Leiter. Was nicht bedeute - wie er hinzufügt - daß eine absolute 1 :1 - Umstellung immer sinnvoll ist.

In Brackwede bestehen Erfahrungen zumindest mit Zeiterfassungsgeräten bereits seit drei Jahren - solange ist nämlich ein Nixdorf - System 820 P im Einsatz, das - ursprünglich eine reine MDT - Anlage - vom Paderborner Hersteller auf die speziellen Belange des Thyssen - Umformwerkes angepaßt wurde, heute jedoch den gestiegenen Anforderungen nicht mehr entspricht: Es ist nach "Maaß - Angaben" nur für die Erfassung in einer Richtung, nämlich von außen nach innen (zur Zentrale) ausgelegt - echter Dialog konnte nicht realisiert werden.

Bereits in wenigen Wochen wird das kabelmetal - System alle Aufgaben übernehmen, die bisher mit der 820 P erledigt wurden: Das Erfassen von Gleitzeit-, Lohn- und Tankdaten sowie das Verwalten von Lager- und Magazinbeständen.

Probe für den Ernstfall

Dazu Maaß: "Mit der Übernahme dieser Anwendungen beginnen wir bewußt drei Monate vor dem eigentlichen Ernstfall, um uns mit den neuen Terminals vertraut zu machen."

Kernstück des Multiplex 80, wie im Umformwerk seit kurzem installiert ist die 32 K -Zentraleinheit - aufgeteilt auf zwei Rechner als Doppelzentrale -, wobei der eine Rechner "reine Erfassungsseite" ist und alle Daten für den Dialog an Rechner zwei weitergibt, der dann die eigentliche Bearbeitung (Rechenvorgänge, Plattenarbeiten) ausführt. Maaß sieht das vor allem aus Sicherheitsgründen als optimale Lösung: "Der Dialog kann ruhig mal für eine halbe Stunde weg sein, aber es darf nicht vorkommen, daß die Erfassung gestoppt wird."