Android One

Das "Stock Android" im Überblick

15.06.2018
Von Andreas Hitzig
Google veröffentlicht jeden Monat Updates und Funktionserweiterungen zu Android. Davon haben bis jetzt aber nur wenige Nutzer profitiert. Android One soll die Wende bringen.

Einer der zentralen Nachteile Androids gegenüber iOS ist die lange Dauer zwischen der Bereitstellung eines Updates durch Google und dessen Auslieferung an die Nutzer durch die Smartphone-Hersteller. Nur eine kleine Anzahl von Anwendern, die Googles eigene Geräte wie das Pixel-Smartphone verwenden, bekommen zeitnah jeden Monat die neuesten Updates geliefert. Eine positive Ausnahme stellt hier etwa HDM Global mit den Nokia-Smartphones dar, die auf größere individuelle Erweiterungen verzichten und eine Android-Version nahe am Standard einsetzen. Dadurch gelingt es HDM Global, die Updates schnell auszuliefern.

Android One soll für schnellere Updates sorgen.
Android One soll für schnellere Updates sorgen.

Einen alternativen Weg bietet Google den Herstellern mit Android One an. Auf der Produkt-Website bewirbt Google diese Initiative mit dem Slogan „Android – schlicht und in seiner reinsten Form“.

Android One – die Entwicklung

Die Geschichte von Android One hat bereits im Jahr 2014 begonnen. Google hatte eine Spezifikation für günstige Geräte festgelegt, die mit einer nicht modifizierten Android-Version auf den Markt kommen sollten. Durch diese Strategie war es Google und damit auch den Anbietern möglich, zeitnah Updates zu verteilen und somit sichere und zugleich günstige Geräte anzubieten.

Android One unterscheidet sich damit im Look & Feel nicht von Android 8.
Android One unterscheidet sich damit im Look & Feel nicht von Android 8.

Die ersten Geräte mit Android One kamen in Pakistan, den Philippinen und Indonesien auf den Markt. Die Initiative entwickelte sich langsam und kam erst im Jahr 2017 richtig in Schwung, als die ersten größeren Hersteller sich beteiligten: Der chinesische Konzern Xiaomi brachte beispielsweise das Mi A1 auf den Markt, der taiwanische Hersteller HTC bot in Europa das U11 Life an. Mit diesen Geräten vollzog sich auch ein Wandel bei der eingesetzten Hardware: Die Geräte sind im mittleren Preissegment angesiedelt und bieten dort leistungsstarke Lösungen für Standardanwender. Das Xiaomi Mi A1 basiert etwa auf einer Snapdragon-625-CPU, das U11 Life setzt sogar einen Snapdragon 630 ein.

Ein weiterer prominenter Mitstreiter ist im Februar 2018 mit HDM Global hinzugekommen. Im Rahmen des Mobile World Congress (MWC) gab der Hersteller bekannt, künftige Nokia-Modelle mit Android One auszuliefern. Damit setzt HDM Global seine Strategie konsequent fort und verhilft Android One in Europa hoffentlich zu dem notwendigen Erfolg. Diesen hat Google auch dringend nötig, wenn man sich die offizielle Verbreitung von Android 8 genauer anschaut: Noch Anfang Februar 2018 hatte Oreo einen Marktanteil von gerade mal 1,1 Prozent!

Was ist Android One eigentlich?

Bei Android One handelt es sich um die aktuelle Android-Version, allerdings in seiner Grundform – oft auch als „Stock Android“ betitelt. Google hat es um einige zentrale Dienste wie Google Maps, den Google Assistant, Google Fotos und Google Duos ergänzt.

Die Anzahl der ausgelieferten Apps ist sehr überschaubar.
Die Anzahl der ausgelieferten Apps ist sehr überschaubar.

Hersteller, die mit Google eine Kooperation eingehen, garantieren ihren Kunden zusammen mit Google zwei Jahre lang Updates auf die aktuellste Android-Version. Diese können allerdings auch etwas zeitverzögert kommen: Während die Pixel-Smartphones bereits vor längerer Zeit Android 8.1 erhalten haben, werden viele Android-One-Smartphones im April erst mit Android 8.0 versorgt. Immerhin sind die Sicherheitsupdates aktuell.

Android One auf dem HTC U11 Life

Die Oberfläche der Android-One-Geräte sieht bei allen Endgeräten gleich aus, da Bloatware fehlt. Die Anordnung der App-Symbole hängt dagegen von der Displaygröße und -auflösung des Endgeräts ab. Die Oberfläche des HTC U11 Life kommt im Look & Feel von Android 8 und hat auch den Pixel Launcher an Bord. Die Anzahl der mitgelieferten Apps ist sehr überschaubar und konzentriert sich neben den Grundfunktionen des Smartphones – etwa Telefon, Kontakte und Nachrichten – auf die wichtigsten Google-Apps.

Google bewirbt Android One auf seiner Website als optimiertes und sicheres Betriebssystem.
Google bewirbt Android One auf seiner Website als optimiertes und sicheres Betriebssystem.


Natürlich wird das Smartphone auch mit dem Google Play Store ausgeliefert; Sie können somit ohne weitere Aktionen Apps herunterladen.

Unser Smartphone von HTC ist sogar mit Edge Sense ausgestattet: Ein gleichzeitiger Druck auf die beiden unteren Gehäuseeiten startet abhängig von der Einrichtung den Google-Assistenten, die Foto-App oder jede andere beliebige Anwendung.

Der einzige Hinweis beim U11 Life auf HTC ist der Punkt „HTC USonic“ in den Einstellungen. Mit diesem können Sie den mitgelieferten Kopfhörer – entsprechend Ihren Anforderungen – einrichten.

Verfügbare Geräte mit Android One

Auf dem deutschen Markt ist bereits eine Reihe von Geräten mit Android One verfügbar. Neben den bereits erwähnten drei Herstellern HTC, HMD Global und Xiaomi hat auch der spanische Hersteller BQ mit dem Aquaris X2 und dem Aquaris X2 Pro zwei Geräte mit Android One angekündigt. Diese sollen allerdings erst im Mai und im Juni 2018 erscheinen. Weitere technische Details sind aktuell noch nicht bekannt.

Die Hardware der aktuellen Geräte ist sehr zeitgemäß.
Die Hardware der aktuellen Geräte ist sehr zeitgemäß.


Ein Blick auf die Datenblätter der bereits verfügbaren Geräte zeigt, dass Android One nichts mehr mit Low Cost zu tun hat. Die Bandbreite der Smartphones geht von knapp 200 Euro für das Xiaomi A1 bis hin zu rund 750 Euro für das aktuelle Nokia 8 Sirocco.

Alternative: Project Treble

Eine Alternative zu Android One bietet Google den Herstellern ab Android 8 mit dem Project Treble an.
Eine Alternative zu Android One bietet Google den Herstellern ab Android 8 mit dem Project Treble an.

Die Hersteller müssen künftig nicht zwingend auf Android One umsteigen, um Sie als Anwender ohne große Mühen mit Updates zu versorgen. Mit Android 8 hat Google eine Architektur mit zwei Ebenen eingeführt: Auf der einen Ebene befindet sich die Hardware mit den Treibern, auf der anderen das eigentliche Betriebssystem. Dank dieser Teilung ist es laut Google möglich, das Betriebssystem zu aktualisieren, ohne dabei auch neuere Treiber für die Hardware ausliefern zu müssen.

Leider nutzen noch nicht alle Hersteller die Funktionalität von Treble zum Update der Geräte.
Leider nutzen noch nicht alle Hersteller die Funktionalität von Treble zum Update der Geräte.

Wenn Ihr Smartphone oder Tablet bereits auf Android 8 läuft, können Sie mit der App „ Treble Check“ überprüfen, ob auch Ihr Endgerät bereits diese Architektur unterstützt. In diesem Fall besteht eine berechtigte Hoffnung, dass der Hersteller Ihres Endgeräts in Zukunft die Updates zeitnah ausliefern wird.

Fazit

Mit Android One bekommen Sie vom Hersteller die aktuelle Android-Version ohne weitere Zusätze und massenweise Bloatware. Darüber hinaus garantieren Ihnen die Hersteller, die Geräte ab Erscheinen mindestens zwei Jahre mit der neuesten Android-Version und den aktuellen Sicherheits-Updates zu versorgen. Hoffentlich schließen sich noch mehr Hersteller der Initiative an, damit am Ende Android auch auf dem Bereich der durchgängigen Updates Apple die Stirn bieten kann. (PC-Welt)