Das riskante Spiel mit dem Outsourcing

08.07.2004

Berücksichtigt man zugleich die Übernahmeschlachten großer Unternehmen - Beispiel Aventis - und die damit einhergehende Konzentration von Forschungsbereichen sowie den Weggang deutscher Forscher in die USA, so wird eines deutlich: Wir sind dabei, die Forschungsinfrastruktur an wenigen Standorten in Europa zu zentralisieren beziehungsweise in den Osten, nach Polen, Indien oder China zu verlagern und die ganze Intelligenz in den Westen, an amerikanische Universitäten, zu verschenken. So wird der Nährboden für das Wachstum von zukünftigen Kernkompetenzen woanders, nur nicht in Deutschland gelegt. Zynisch könnte man daraus schlussfolgern, dass wir uns so auch das Geld für Schulen und Universitäten zukünftig sparen können. Alles in allem ist das der sicherste und schnellste Weg in den ökonomischen Abgrund.

Fachwissen steht zu stark im Vordergrund

Warum ist die Faszination für Abbau und Outsourcing beim deutschen Management so viel stärker ausgebildet als Wille und Kompetenz, technische und soziale Innovationen voranzubringen? Warum haben Forschungslabors in Deutschland Zukunftstechnologien wie Fax, MP3 oder Flüssigkristallbildschirme entwickelt, die andernorts zu innovativen Produkten umgesetzt wurden? Warum erleben zwei deutsche Weltkonzerne mit ihrer Maut-Innovation ein solch unglaubliches Desaster?

Dem Management, oft besetzt mit studierten Betriebswirten und Ingenieuren, wird man die Fachkenntnisse nicht absprechen können.

Vielleicht liegt aber dennoch etwas mit der Ausbildung unserer Manager im Argen. Reicht es vielleicht nicht, Betriebswirte allein in den "Kernkompetenzen" Rechnungswesen, Controlling, Marketing, Personalorganisation etc. auszubilden? Innovationen werden sie so nicht voranbringen. Ein exemplarischer Blick in Günter Wöhes Standardwerk "Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" in seiner 21. Auflage zeigt, dass auf zwei von 1200 Seiten das Wort Innovationen auftaucht, und zwar im Zusammenhang mit "Innovation bei Anleihen" beziehungsweise "innovativen Finanzierungsinstrumenten". Alle anderen Seiten sind dem Effizienzregime von Betrieben gewidmet.